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Landeshauptstadt: Architekt gegen Mercure

Ludger Brands appelliert für einen Abriss des „Prellbocks“ zwischen Schloss und Garten

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Der Potsdamer Architekt und Fachhochschulprofessor Ludger Brands hat sich vehement für einen Abriss des Mercure-Hotels im Lustgarten ausgesprochen. Der Erhalt des Hochhauses würde nun, da das Stadtschloss wieder aufgebaut wurde, einen „Widerspruch in sich“ darstellen, teilte Brands mit. Schließlich sei der Lustgarten schon immer „der landschaftsgestalterische Komplementär zum Stadtschloss“ gewesen. Diese Bedeutung werde er nur „mit dem langfristig sinnvollen und notwendigen Abriss des Mercure-Hochhauses wiedererlangen.“

Die Verbindung von Schloss und Garten sei durch den 17-Stöcker abgeschnittten, das Hochhaus stelle sich „wie ein Prellbock“ dazwischen. Dies dränge sich seit der Fertigstellung des Stadtschlosses und dem zunehmenden Baufortschritt an der Alten Fahrt nahezu dramatisch auf und werde immer deutlicher. Das Argument einer städtebaulichen Dominanz des Hochhauses und das Festhalten an kontrapunktischen Brüchen im Stadtraum als Erkennungszeichen der Zerrissenheit von Geschichte seien zu kurz undoberflächlich gedacht, meint Brands. Sie richteten sich gegen eine gesamtheitlich gedachte Entwicklung der Potsdamer Mitte. „Es wird sichtbar, dass mittlerweile das Hochhaus das Schloss und den umgebenden Stadtraum beschädigt. Dem künftigen Besucher der Stadt sowie dem Flaneur vor Ort würde der Erhalt des status quo immer rätselhaft und unverständlich bleiben.“

Brands Äußerungen und sein Entwurf beziehen sich auf den Appell der Stadtverwaltung, sich an der Debatte über die Zukunft des Lustgartens zu beteiligen. Am Montag war eine Infobox eröffnet und ein Online-Forum freigeschalten worden, in dem die Potsdamer ihre Meinung äußern sollen. Dabei soll es ausdrücklich nicht nur um den Abriss des Mercures sondern um die komplette Gestaltung des Lustgartens gehen.

So macht Brands auch Vorschläge abseits des Mercure-Hotels. Er schlägt eine komplette Rekonstruktion des Neptunbeckens in seiner ursprünglichen Fassung und Dimension vor – ohne eine Bebauung an dessen Fuß am Bahndamm. Und anstelle der „steinernen Jahrmarktflächen“ südlich der Breiten Straße könnten zum Beispiel Fontänen und Wasserspiele den Charakter eines Lustgartens stärken. Zusätzliche „Pavillon-Architekturen für kleine gastronomische Angebote“ würden aus seiner Sicht die Aufenthaltsqualität verbessern und zum Verweilen einladen.

Auch auf ww.werkstatt-lustgarten.de beteiligten sich mittlerweile zahlreiche Potsdamer an der Debatte. 113 Einträge zählte das Forum bereits am Mittwochabend. Die Ergebnisse sollen dann in ein erstes Werkstattgespräch am 29. September einfließen. Ziel des insgesamt mehrmonatigen Verfahrens ist die Erstellung mehrerer Entwürfe für den Lustgarten, über die letztlich die Stadtverordneten abstimmen sollen. Auch die Zukunft des Hotels steht zur Disposition. wik

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