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Prof. Ludger Brands von der Fachhochschule gewann den Ideenwettbewerb für die Ruinenbergstraße

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Prof. Ludger Brands von der Fachhochschule gewann den Ideenwettbewerb für die Ruinenbergstraße Von Helen Thein Eine Stadt am Wasser! Das war wohl der erste Eindruck, den Ludger Brands von Potsdam hatte, als er 1993 als Gastprofessor an der Fachhochschule im Bereich Architektur und Städtebau zu lehren begann. Sehr bald musste er aber feststellen, dass sich Potsdam aus seiner Wasseranbindung nichts zu machen scheint. Von einer touristischen Vermarktung der Wasserwege ganz zu schweigen. Seit der Münsteraner eine feste Professur und seinen Wohnsitz in Potsdam hat, wird er nicht müde, auf die Vorzüge der Stadt und die architektonischen Missstände hinzuweisen. Mit seinen Kollegen vom Fachbereich legte er 1997 einen viel beachteten „Masterplan“ vor. Zwei Jahre später mischten sich die Professoren der FH erneut mit ihrem Projekt „StadtMitte Potsdam“ in die Diskussion um Stadtschloss und öffentliche Räume in der Innenstadt ein. Und erst im letzten Jahr initiierte der Architekt Brands gemeinsam mit dem GeoForschungsZentrum Potsdam ein studentisches Projekt für den Entwurf eines „science centre in Potsdams Mitte“. Wirklich angekommen sind die Denkanstöße in der Potsdamer Baupolitik nicht. Den Ideen der Architekten stünden keine städtepolitischen Visionen gegenüber, die die Stadt als Einheit in den Blick nehmen würden, so Brands. Am Rande Potsdams hat sich der Architekt und Hochschulprofessor niedergelassen. Fußbreite Stufen führen in das Dachgeschoss, das ein schmales Büro beherbergt. Die visionäre Welt des Architekten passt in ein transportables Laptop. In der realen Welt der Ausschreibungen und Aufträge wird kleinteiliger gedacht. Da ist es oft nur ein Haus, das entworfen und gebaut wird, manchmal auch nur der Teil eines Gebäudes, wie bei dem Projekt für die Ruinenbergstraße: Drei Viertel eines Reihenhausblockes wurden dort im Zweiten Weltkrieg durch Bomben so stark zerstört, dass nur der erste Eingang gerettet werden konnte. Die brachliegende Lücke soll nun erschlossen werden. Brands gewann einen von der Wohnungsbaugenossenschaft „Vaterland“ e.G. ausgeschriebenen Ideenwettbewerb. Die Realisierung dieses Projektes sieht unter Berücksichtigung des Denkmalschutzes eine Vervollständigung des Wohngebäudes vor. Um der veränderten Altersstruktur in der Genossenschaft gerecht zu werden, war eine weitere Vorgabe, behindertengerechten Wohnraum zu schaffen. Die geplanten Wohneinheiten basieren deshalb auf offenen, großzügigen Grundrissen. Brands sind neben den praktikablen besonders die sozialen Aspekte des Wohnens wichtig. So sollen in den 2-Raum-Wohnungen Schiebetüren ermöglichen, dass die Bewohner im Falle von Bettlägerigkeit in das gemeinsame Leben einbezogen bleiben, einfach, indem Wohn- und Schlafraum nach Belieben in eine Einheit verwandelt werden können. Für die architektonische Außengestaltung orientiert sich Brands an den im Wohngebiet vorherrschenden Farb- und Materialkonzepten. Diese Herangehensweise will er nicht als traditionalistisch verstanden wissen, sondern als eine Haltung, die davon ausgeht, dass Architektur keinen autonomen Status einnimmt. Vielmehr sei sie eingebunden in örtliche Gegebenheiten, historische Entwicklungen, geplante Nutzungskonzepte und nicht zuletzt in einen Raum, der als Ganzes gestaltet werden sollte. Die Vermittlung dieser Haltung ist auch Grundlage seiner Lehre. Seine Studierenden will der Hochschulprofessor, der 1998 sein Lehrgebiet in „Entwerfen, materielle Identität und Lebenskultur“ umbenennen ließ, motivieren, über solch städtebauliche Gesamtkonzepte nachzudenken. Brands will Visionen fördern, wobei sich ästhetische Träumereien immer auch auf realistische Nutzungskonzepte stützen müssen. Architekten müssten heutzutage auch Wirtschaftsexperten sein und Marketingstrategien beherrschen. Statt dies als Bremse künstlerischer Fantasie zu deuten, setzt er auf das durch Zwänge freigesetzte Kreativitätspotential. Konkret vermittelt er dies zur Zeit in einem studentischen Projekt, in dem Studierende ein Betreiberkonzept für das Casino auf dem Gelände der Fachhochschule in der Pappelallee entwickeln. Der studentische Klub soll reaktiviert und als kommunikativer Ort auf dem Campus etabliert werden. Hierfür wird eine neue Innen- und Außengestaltung sowie ein gastronomisches Marketingkonzept benötigt. Den Idealfall, Auftraggeber, Architekt und Nutzer in einer Person zu sein, kann Brands in Neufahrland genießen, wo sein Wohn- und Arbeitshaus steht: Ein Kubus in warmen dunklen Holztönen, der unterbrochen von großzügigen Fensterflächen geradezu zu atmen scheint. Zu den Eingangstüren gelangt man über einen Weg, der im Stil eines Steges angelegt ist. Das Haus steht in unmittelbarer Nähe des Weißen Sees. Am Wasser!

Helen Thein

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