Sport: Ärger als Top-Motivation
Bei der Viererbob-Weltmeisterschaft in St. Moritz will Gino Gerhardi aus Potsdam seinen Frust vergessen
Stand:
„Der Ärger ist nicht vergessen, soll jetzt aber zu zusätzlicher Kraft und Schnelligkeit werden. Ich bin top motiviert“, sagt Anschieber Gino Gerhardi vom SC Potsdam vor der Viererbob-Weltmeisterschaft am Wochenende in St. Moritz, für die am gestrigen Dienstag bei leichten Plusgraden die ersten Trainingsläufe absolviert wurden. Gerhardi will im Viererbob Francesco Friedrichs vom SC Oberbärenburg den Frust abschütteln, den er vor anderthalb Wochen hatte. Da musste er für die WM im kleinen Schlitten den schon sicher geglaubten Platz hinter Friedrich an Jannis Bäcker aus Unna abtreten.
„Natürlich hat mich das sehr geärgert“, gesteht der Potsdamer, der mit Friedrich Mitte Dezember in Igls mit beiden Bobs Junioren- Weltmeister geworden war. Außerdem war der 24- Jährige mit Friedrich in dieser Weltcup-Saison bei allen gemeinsamen Starts im kleinen Schlitten auf Rang drei gerast – in Lake Placid, Park City, Whistler und Königssee. Natürlich hatte er auch auf eine gute Zweier-Platzierung bei der WM in St. Moritz gehofft, für die sich Friedrich als Junioren-Weltmeister einen persönlichen Startplatz erkämpft hat- te. Da der Zweierbob des SC Potsdam mit Pilot Manuel Machata aber vom Verband zum Startverzicht gedrängt wurde, benötigte Friedrich dieses Extra-Ticket nicht – und auch nicht seinen Junioren-Anschieber Gerhardi, der Bäcker weichen musste.
„Das war hart, aber ich habe mich auch für die beiden gefreut, als sie Weltmeister geworden waren, habe sie unterstützt und ihnen fair gratuliert“, so der frühere Sprinter des SC Potsdam, der 2006 in den Bob wechselte, seit einiger Zeit daheim unter Regie des Judo-Coaches Axel Kirchner vom UJKC trainiert und am Sonntag beim WM-Team-Wettbewerb mit Friedrich zur Silbermedaille für Deutschland beitrug. „Da habe ich bewiesen, dass ich genauso stark wie Bäcker bin“, sagt Gerhardi dazu und erklärt: „Das war meine bisher perfekteste Saison. Ich bin auf dem richtigen Weg nach Olympia 2014.“ Bei der Vierer- WM will der Student nun gemeinsam mit Thorsten Margis aus Halle und Axel Christ aus Paderborn im Friedrich-Schlitten „unter die Top-Sechs bis Top-Acht, um den begehrten A-Kader-Status zu bekommen“, erklärt Gino Gerhardi.
Der Viererbob des SC Potsdam mit Machata an den Steuerseilen hat in St. Moritz am Samstag und Sonntag größere Pläne. „Wir wollen eine Medaille“, sagt Bremser Christian Poser. „Die ist auch möglich.“ Da sein Pilot im Zweier nicht am WM- Start war, bereiteten sich Machata, Poser, Jannis Bäcker und Jan Speer in der vergangenen Woche am Königssee mit zusätzlichen Übungseinheiten auf die Entscheidung im großen Schlitten vor. „Wir haben in Berchtesgaden noch mal Kraft und Spritzigkeit trainiert und fühlen uns bestens vorbereitet“, so Poser, der 2011 mit Machata im Vierter schon einmal Weltmeister geworden war.
Auch Potsdams vierfacher Olympiasieger Kevin Kuske wollte bei den WM in St. Moritz hinter seinem Riesaer Piloten Thomas Florschütz wieder ganz vorn mitmischen und seine Weltmeisterschafts- Medaillen Nummer 15 und 16 erkämpfen – doch schon am Start des ersten Zweier-Laufes verletzte er sich so schwer, dass er die Titelkämpfe nicht fortsetzen konnte und bereits wieder daheim an der Havel ist. „Ich habe beim vorletzten Schritt einen starken Muskelfaserriss links hinten im Beinbeuger erlitten“, so der 33-Jährige. „Bei der enormen körperlichen Belastung und der Kälte hat ein ganz blöder Schritt dafür gereicht.“ Er sei aber froh, dass er nicht operiert werden müsse. „Mein großes Ziel, die Olympischen Spiele in Sotschi, ist nicht gefährdet. Ich begebe mich jetzt in die Hände meines Potsdamer Physiotherapeuten Matthias Pefestorff und kann ab April wieder voll in das Training einsteigen. Das stimmt mich sehr zuversichtlich.“
- showPaywall:
- false
- isSubscriber:
- false
- isPaid: