ATLAS: Arm geboren
ATLAS Guido Berg über das Einlagern von Nabelschnur-Stammzellen Vor Gott sind alle Menschen gleich, sagt der Pfarrer. Eine frohe Botschaft.
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ATLAS Guido Berg über das Einlagern von Nabelschnur-Stammzellen Vor Gott sind alle Menschen gleich, sagt der Pfarrer. Eine frohe Botschaft. Wenn’s stimmt. Doch wie ist es mit den Göttern in Weiß? Wie ist es, wenn wir im Krankheitsfall dem Arzt unseres Vertrauens gegenüber stehen? Die Existenz verschiedener Krankenkassensysteme hat bereits zu Patienten erster und zweiter Klasse geführt. Doch bei diesem Beispiel gilt immer noch das Prinzip vom Tellerwäscher zum Millionär: Jeder hat es noch in der Hand, jeder kann in die Kasse seiner Wahl wechseln, und sei es in eine private. Stammzellen aus der eigenen Nabelschnur stehen dagegen nur künftigen Erwachsenen zur Verfügung, deren Eltern heute das Geld haben, diese entnehmen und einfrieren zu lassen. Da hilft kein Lottogewinn, keine erfolgreiche Firmengründung, keine durch harte Studentenjobs finanzierte Hochschulbildung. Wer arm geboren ist, dem bleiben nach dem derzeitigen System die mutmaßlich sagenhaften Therapiechancen der Zukunft verwehrt. Künftig wird die Herkunft aus mittellosen Verhältnissen nicht allein an schlechten Zähnen oder an dem, was man Stallgeruch nennt, erkannt. Ohne Gegensteuerung gibt es künftig Menschen, die haben eingefrorene Nabelschnur-Stammzellen. Und es gibt Menschen, die haben keine – ein ethisches Problem mit sozialer Sprengkraft.
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