Landeshauptstadt: ARMUTS-ZEUGNIS

Maximal 224,27 Euro stehen einem Flüchtling laut Asylbewerberleistungsgesetz pro Monat zu – in Potsdam betrifft das nach Angaben der Stadt aktuell 361 Personen. Irene Kirchner, Fraktionsvorsitzende von „Die Andere“, und Matthias Stempfle, Diakon am Schlaatz, machen im Vorfeld der „Interkulturellen Woche“ den Selbstversuch: 45 Euro für sieben Tage. In den PNN berichten sie täglich über ihr Leben unter dem Existenzminimum.

Ihr Kontostand um 17 Uhr?

Kirchner: 18,26 Euro

Stempfle: 21,75 Euro

Was haben Sie sich heute geleistet?

Kirchner: Einen Pfirsich.

Stempfle: Eine halbe Stunde Mittagschlaf. Das tat gut!

Was gab es zum Mittag?

Kirchner: Nudeln mit Tomatensoße.

Stempfle: Wieder Reste von gestern: Linseneintopf.

Was hat Sie geärgert?

Kirchner: Nichts.

Stempfle: Heute hatte ich mir vorgenommen, viel am Schreibtisch zu arbeiten. Ich habe aber viel Zeit am Telefon vertrödelt und muss dementsprechend länger machen, um alles zu schaffen.

Worüber haben Sie sich gefreut?

Kirchner: Ich bin schon froh darüber, mir in dieser Woche nicht auch noch eine warme Jacke kaufen zu müssen. Ansonsten ist ja die Hälfte der Zeit um und ich bin ganz gut mit meiner bisherigen Planung zurecht gekommen. Morgen stehen die Wochenendeinkäufe auf dem Plan. Etwas mulmig ist mir da schon.

Stempfle: Über die Telefonate, mit denen ich so viel Zeit zugebracht habe. Eigentlich ging es um dienstliche Absprachen, es wurden aber zwei gute längere Gespräche daraus. Als Asylbewerber hätte ich keine Festnetz-Flatrate, also berechne ich zwei Euro für die beiden Ortsgespräche.

Die Fragen stellte Jana Haase