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Landeshauptstadt: ARMUTS-ZEUGNIS

Maximal 224,27 Euro stehen einem Flüchtling laut Asylbewerberleistungsgesetz pro Monat zu. Irene Kirchner, Fraktionsvorsitzende von „Die Andere“, und Matthias Stempfle, Diakon am Schlaatz, machen im Vorfeld der „Interkulturellen Woche“ den Selbstversuch: 45 Euro für sieben Tage.

Stand:

Maximal 224,27 Euro stehen einem Flüchtling laut Asylbewerberleistungsgesetz pro Monat zu. Irene Kirchner, Fraktionsvorsitzende von „Die Andere“, und Matthias Stempfle, Diakon am Schlaatz, machen im Vorfeld der „Interkulturellen Woche“ den Selbstversuch: 45 Euro für sieben Tage. In den PNN berichten sie täglich über ihr Leben unter dem Existenzminimum.

Ihr Kontostand um 17 Uhr?

Kirchner: 32,54 Euro

Stempfle: 31,13 Euro

Was haben Sie sich heute geleistet?

Kirchner: Ich war heute dienstlich in Berlin, die Fahrtkosten trägt mein Arbeitgeber. Wäre ich tatsächlich eine Asylbewerberin, so wäre zuvor ein Besuch bei der Ausländerbehörde unvermeidbar gewesen, da ich der Residenzpflicht unterliegen würde. Residenzpflicht bedeutet, dass AsylbewerberInnen die Stadt nur mit behördlicher Genehmigung verlassen dürfen.

Stempfle: Ein Päckchen Pfeifentabak. Und eine Rose für meine Frau, die mit unserem kleinen Sohn eine Woche bei meinen Eltern war und heute Abend zurück kommt. Freiwillig 50 Cent in die Kaffeetasse beim Elterncafé im Familienzentrum.

Was gab es zum Mittag?

Kirchner: Kartoffeln mit Blumenkohl, die ich nicht selbst bezahlen musste.

Stempfle: Reste von gestern: Nudeln mit Tomatensoße und Speck.

Was hat Sie geärgert?

Kirchner: Ich habe mir nichts zu trinken einsteckt.

Stempfle: Dass das Rauchen so viel Geld verschlingt. Und dass ich deshalb ein schlechtes Gewissen habe.

Worüber haben Sie sich gefreut?

Kirchner: Ich durfte heute eine junge Frau begleiten, die eine Aufenthaltserlaubnis beantragt hat. Die Wartezeit bei der Ausländerbehörde blieb erfreulich kurz, obwohl die Behörde gestern und in der letzten Woche wegen Umzugs geschlossen hatte. Der zuständige Bearbeiter erlaubte sich auch, uns darauf hinzuweisen, dass wir Glück hatten, nicht am Morgen dagewesen zu sein. Die junge Frau wird Ende des Monats erfahren, ob ihr eine Aufenthaltserlaubnis erteilt wird. Sie möchte gern eine Ausbildung beginnen und das Arbeitsamt wird sie nur unterstützen, wenn die Erlaubnis erteilt wurde. Bis dahin wird sie weiter ihrer Arbeit nachgehen.

Stempfle: Dass ich mit verschiedenen Menschen über die Lebensbedingungen von Asylbewerbern ins Gespräch gekommen bin.

Die Fragen stellte Jana Haase

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