Aus dem GERICHTSSAAL: Ärztin: Kein Hinweis auf Kindesmisshandlung
Neuauflage des Prozesses brachte Freispruch für den Zwillingsvater
Stand:
Vor einem reichlichen Monat verhandelte das Amtsgericht schon einmal gegen Thomas T.* (37). Am 15. April vorigen Jahres soll der Informations-Elektroniker seinen damals knapp zweijährigen Sohn Tim* gewürgt und dermaßen geschlagen haben, dass der Kleine Verletzungen an Nase und Ohr davontrug. Thomas T. hatte die von seiner Ex-Partnerin erhobenen schweren Vorwürfe bestritten. Richterin Rita Franke setzte die Verhandlung aus, wollte die Ärztin hören, die das Kind noch am selben Abend untersuchte. Die Medizinerin hatte Tim T. einen Virusinfekt mit hohem Fieber, eine kleine Risswunde am Ohrläppchen, mehrere ältere sowie ein neues Hämatom am Schienbein und rote Flecken an Hals und Wange attestiert. (PNN berichteten.)
„Diese Verletzungen gaben keinen Hinweis darauf, dass das Kind misshandelt worden sein könnte“, führte die Ärztin – sie wurde von der Mutter des kleinen Tim von ihrer Schweigepflicht entbunden gestern im Zeugenstand aus. Der Junge sei damals erst 22 Monate alt gewesen und beim Laufen bestimmt öfter hingefallen, was die blauen Flecken an den Beinen erkläre. Der Riss am Ohrläppchen könne durch die extrem trockene Haut des Kleinen verursacht worden sein. Das Gericht hegte bereits während des ersten Verhandlungstermins Zweifel an der Täterschaft des Angeklagten. Nach der Aussage der Ärztin sprach es Thomas T. vom Vorwurf der vorsätzlichen Körperverletzung frei.
Thomas T. ist ein Vater, der nach gescheiterter Partnerbeziehung um das gemeinsame Sorgerecht für seine inzwischen dreijährigen Zwillinge Tim und Tom* kämpft. An jenem 15. April 2006 durfte er das Duo zum ersten Mal ohne die bisher vom Familiengericht angeordnete Begleitung für einige Stunden bei der Kindesmutter abholen. „Sie haben sich meine Wohnung angeguckt, dann waren wir spazieren. Auf der Rückfahrt ist Tim im Auto eingeschlafen. Ich vermute, dass der Streifen am Hals vom Sicherheitsgurt des Kindersitzes verursacht worden sein könnte“, so Thomas T. „Eine Woche später habe ich dann von meiner Anwältin erfahren, es gäbe keinen weiteren Umgang mit den Kindern, weil ich Tim verhauen hätte.“
„Thomas T. ist gewaltbereit. Er hat mich während unserer Beziehung auch geschlagen“, betonte Claudia C.* (48). Obwohl sich das Duo damals schon in kleinen Sätzen äußern konnte, habe sie Tim nach dem Besuch bei seinem Papa nicht gefragt, was passiert sei. „Er hätte mir sowieso nicht geantwortet“, versicherte die Frau, die insgesamt neun Kinder hat. Die Richterin glaubte allerdings, die Zwillinge seien zum Spielball der persönlichen Querelen der Erwachsenen geworden. (*Namen geändert.) Hoga
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