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Landeshauptstadt: Aschenputtel der Innenstadt

Vereins-Projekt zur Aufwertung der Charlottenstraße gestartet

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Innenstadt – Von allen Straßen der barocken Innenstadt sei die Charlottenstraße das „Aschenputtel“, meint Ellen Chwolik-Lanfermann. Die temperamentvolle und engagierte Frau ist Vorsitzende des Bürgervereins „Freies Tor“, der sich um die Belange der Innenstadt kümmert. Die Charlottenstraße sei ein Stiefkind der Verwaltung und des Sanierungsträgers, daher müssten die Anwohner zur Selbsthilfe greifen. Mit einem Projekt wolle der Verein die Attraktivität der Barockstraße verbessern. Zunächst haben die Bewohner das Wort: Sie sollen auf Fragebögen ihre Kritiken, Wünsche und Vorschläge anbringen. Am 24. April gibt es auf einer Bürgerversammlung die „Auswertung“ . Gemeinsam mit den Verantwortlichen der Stadt sollen möglichst umgehend Maßnahmen ergriffen werden, um das Schmuddelimage der Straße zu beseitigen.

„Stiefkind Charlotte“ hieß die Auftaktveranstaltung der Bürgerinitiative Donnerstagabend im Kabarett „Obelisk“. Ein großes Publikumsinteresse gab es dabei für einen Vortrag von Christian Wendland über die Geschichte und den großen baukünstlerischen Wert der Straße. „Die Charlottenstraße ist heute der Hinterhof der Brandenburger Straße, obwohl sie baugeschichtlich viel wertvoller ist“, beklagt der Autor des Buches „Georg Christian Unger – Baumeister Friedrichs des Großen“. Nirgendwo sind die Wohnbauten Ungers so geschlossen vorhanden wie an der Charlottenstraße; es gibt sogar ein nahezu unversehrtes „Unger-Karree“, so die inoffizielle Bezeichnung.

Wie Chwolik-Lanfermann berichtet, gebe es bereits erste Rückläufe der Fragebogenaktion. „Vor allem mehr Grün“ sei eine Forderung , die ganz oben auf der Liste stehe. Stadtverordneter Ralf Jäkel (Die Linke) war bei diesem Stichwort ganz in seinem Element, denn er hatte in einem zähen Prozess erreicht, dass die inzwischen fast vollständigen verschwundenen riesigen Robinien durch kleinkronige Bäume, die Rede ist von Feldahornen, ersetzt werden sollen. Die Untere Denkmalbehörde hatte zunächst Bäume für die Barockstraße gänzlich abgelehnt. Wendland stellte in seinem Vortrag dar, dass tatsächlich erst seit Anfang des 20. Jahrhunderts Bäume in der Straße stehen. Er warnt vor zu hoch wachsenden Arten, welche den Blick auf die einzigartigen Fassaden verstellen könnten.

Die Charlottenstraße ist insgesamt 1045 Meter lang. Der Bürgerverein widmet sich zunächst nur dem knapp 500 Meter langen Abschnitt zwischen Schopenhauerstraße und Friedrich-Ebert-Straße. Hauptprobleme sind neben zu wenig Grün, der Zustand der Gehwege und der Fahrbahn, die Bedingungen für den Verkehr und das Parken, die Ordnung und Sauberkeit sowie die „Randale in der eigenartigen Gaststätte“ in der Nummer 28. Geschäftsleute kritisieren die Sperrung der Durchfahrt für den Individualverkehr an der Schopenhauerstraße und an der Friedrich-Ebert-Straße und die „vielen toten Punkte“, welche den Aufenthalt unattraktiv machen. CDU-Stadtverordneter Wolfgang Cornelius regt ein Management gemeinsam mit den Hausbesitzern an, um das Geschäfts- und Gaststättenwesen zu aktivieren. Die Charlottenstraße müsse eine dichtere Folge von Geschäften aufweisen und auch mal einen größeren Anziehungspunkt, der hinter den historischen Fassaden über mehrere Grundstücke großflächige Handelsflächen umfassen könnte.

Der Veränderungskatalog zeigt die Größe der Aufgabe. Doch die Projektgruppe des „Freien Tores“ will Druck machen, damit sich die Stadt künftig der Bedeutung ihres Juwels stärker bewusst wird.

Weiteres im Internet

www.freiestor.de

E-Mail: vorstand@freiestor.de

Günter Schenke

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