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Homepage: Ästhetischer Dialog

Ausstellung mit Arbeiten von Kunststudenten an der Universität

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Zehn Räume. Zehn Kunststudenten. Zehn Visionen. Mit der Frage „Bilden, Bilder, Bildung?“ eröffnete die Professorin Meike Aissen-Crewett am Dienstagabend in Golm die Ausstellung der Abschlussarbeiten ihrer Kunststudenten. Etwas dezentral wurde als Ausstellungsort der Uni-Campus Golm gewählt. Und auch die Ausstellungsräume wirken eher wie eine Übergangslösung. Dennoch war eine große Zahl Besucher erschienen, unter ihnen als Vertreter der Universität Potsdam Vizepräsident Thomas Grünewald.

Vor der angekündigten Eröffnungsrede standen die Besucher in der Vorhalle von Haus 5 wartend im Kreis und man überlegte, wo jetzt eigentlich die Rednerin Meike Aissen-Crewett sprechen würde. Die erschien dann mitten im Kreis, führte aber mit Schwung in die Ausstellung ein: „Kunst ist nicht engstirnig. Sie ist offen für Veränderung und Modernisierung.“ Mit Klaviermusik von Chopin und kleinen Häppchen war die Ausstellung eröffnet.

Fast ein Jahr lang hatten die zehn Studenten des Lehramtsstudienganges Kunst ihre Arbeiten vorbereitet. Sie konnten sich ihre Arbeitsschwerpunkte selber wählen und so entstanden Arbeiten zu Themen wie „Realitätsverlust“, „BRUCHSTÜCKE“, „Blendwerk“, „Naturalia“ und „Imagasy“. Darüber, dass das Leben aus Bruchstücken besteht und jeder Tag, an dem man erwacht, ein Bruchstück des Lebens ist, reflektiert Claudia Maut in ihren Radierungen und grafischen Arbeiten. Witzig ihre Arbeit „Partnerbörse“, bei der die berühmten einzelnen Socken nebeneinander an einer Wand hängen. Und sehr intim ihre Arbeit „Ich“, in der der Betrachter einen Schrank öffnet und die wichtigsten Stationen im Leben der Künstlerin sieht.

Die Ausstellung ist vielfältig und spricht ganz verschiedene Sinne des Betrachters an. Faszinierend die Kugelschreiberkugel von Daniela Schultz, bei der aus unzähligen Kugelschreibern eine offene Kugel gebildet wird. Ästhetisch ansprechend Mandy Molls Arbeit „Hände: alltäglich-einzigartig“, die, wie im begleitend vorhandenen Manuskript geschrieben, „oft mehr sagen als Gesichter“. Und in bunten ausdrucksstarken Collagen reflektiert Nico Dietrich darüber, dass der Mensch heute immer wieder von Eindrücken überlagert wird und stellt sich die Frage, wo man Ruhe findet.

Bei Katarina Harms wiederum fallen die großen Frauenakte auf. Dargestellt sind im großen Format Frauenkörper, die nackt sind bis auf wenige Kleidungsstücke, und eben jene Kleidungsstücke sind die einzigen Stellen, an denen keine Farbe aufgetragen ist: „Es ging mir darum, die Frauen sehr intim darzustellen, aber nicht verschämt. Die Figuren sind vor dem weißen Hintergrund ganz allein mit sich selbst.“ Katharina Harms ist „sehr zufrieden“ mit ihrer Arbeit. Das kann sie auch sein, denn die Bilder haben eine große Wirkung auf den Betrachter.

Die Ausstellung hat sich zum Ziel gesetzt, mit ihren verschiedenen Ansätzen auch aus Grafik, Skulptur, Computergrafik, Video und Collage „kreative Denkräume“ zu bieten, so Meike Aissen-Crewett. „Wie bei der documenta 12 in Kassel soll der Betrachter im Mittelpunkt stehen.“ Der Zuschauer wird immer wieder Teil des Kunstwerks: Er kann kleine Kisten öffnen, Knöpfe drücken, selber Musik machen oder ist aufgefordert, in einen Käfig zu steigen. Nur „hervorragende Arbeiten“ seien es gewesen, so die Professorin, und am liebsten hätte sie allen eine Eins gegeben.

Ein Ziel der Ausstellung ist es auch, dass Künstler und Betrachter „in einen ästhetischen Dialog treten“, so Meike Aissen-Crewett. Es mag auch ein politischer Dialog sein. Noch immer wird über die Abschaffung des Lehramt-Studiengangs Kunst an der Uni Potsdam diskutiert. Für dieses Jahr ist der Studiengang gesichert und neue Kunststudenten konnten sich immatrikulieren. „Wie das im nächsten Sommer aussehen wird, ist noch völlig offen“, so Susann Krüger vom Fachschaftsrat Kunst. „Das Problem wurde lediglich verlagert, nicht gelöst“. Dabei werden an der Universität Potsdam die meisten Lehrer für das Land Brandenburg ausgebildet, so Meike Aissen-Crewett. Kunst sieht sie als wichtigen Bestandteil von Bildung an und „als integrierende Kraft“ in der Schulausbildung.

Ihre eingangs gestellte Frage beantwortet die Professorin dann schließlich selbst: „Ja. Bilder bilden bildet Bildung.“

Die Ausstellung ist bis morgen, 28. Juli von 10 bis 16 Uhr am Uni-Campus Golm zu sehen, Haus 5. Der Eintritt ist frei.

Marie Preißler

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