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Landeshauptstadt: Athleten mit Puschel-Image

Die Cheerleader vom PCV Potsdam trainieren für die Deutschen Meisterschaften, auch Jungs sind dabei

Stand:

Cheerleading habe ein schlechtes Image, das wisse sie schon, sagt Julia Rauh. Den Grund hierfür sieht die 18-Jährige in dem Bild, das durch amerikanische Filme über den Sport vermittelt werde. Dort sehe man zumeist nur Highschool-Schülerinnen, die mit bunten Pom-Poms, auch Puscheln genannt, und in knappen Kostümen hüpfend ihre Football-spielenden Freunde anfeuern. „Wir betreiben hier aber Leistungssport. So etwas wie Pom-Poms gibt es bei uns gar nicht“, sagt die Abiturientin, die bereits seit sieben Jahren Cheerleaderin ist.

Julia Rauh ist eine von 55 Jugendlichen, die im Pro-Cheerleader-Verein (PCV) Potsdam Panthers für die Deutschen Cheerleading-Meisterschaften am 24. März in Riesa trainiert. Puscheln stehen dort tatsächlich nicht auf dem Programm. Statt dessen findet man dort Bodenakrobatik, Flick-Flacks, Menschen-Pyramiden, Sprünge und sogenannte „Baskettoss’“. Dabei, so Jungtrainerin Marlen Sabas, werde eine Cheerleaderin von vier Sportlern bis zu sieben Meter in die Höhe geworfen und mache dann auf ihrem Weg zurück zum Boden zwei Salti – und zwar rückwärts. Doch auch ein „Cheer“, also ein anfeuernder Schlachtruf, gehöre zum Meisterschaftsprogramm, so die 18-jährige Sabas. Zuletzt sei der PCV mit „Panthers go, Panthers fight, Panthers on top – all right“ angetreten. Auf Tanz hätten die Cheerleader zum diesjährigen Wettbewerb dagegen verzichtet, so Sabas. „Aus Rücksicht auf die Jungs.“

Die Jungs? Tatsache, von den 55 PCV-Cheerleadern sind gleich 13 männlichen Geschlechts. Lars Fuhrmann ist bereits seit der Gründung des Vorgänger-Clubs im Jahr 2004 bei den Panthers. Zunächst habe seine Freundin, die selbst Cheerleaderin ist, ihn nur gefragt, ob er einmal beim Stützen der Pyramiden aushelfen könne. Mittlerweile halte den 23-Jährigen aber der Wille zum Gewinn der Wettkämpfe beim PCV. Tanzen will der Hobby-Fußballer Fuhrmann aber auch weiterhin nicht. Der bei weitem größte Teil mache beim Cheerleading ohnehin die Athletik aus. „Jeder gute Cheerleader könnte auch als Akrobat im Zirkus auftreten“, so Fuhrmann. An dem „angesagten Sport“ gefalle ihm zudem, dass er bei den Würfen „die Mädels fliegen lassen“ könne.

„Ready, one, two, und hoch!“ gibt derweil Trainerin Marlen Sabas das Kommando zum Hochwerfen Fuhrmanns weiblicher Kollegen. „Und jetzt runter - 15 Liegestütze“. Mangelnden Ernst können sich PCV-Vorstandsmitglied Ronny Bruch und seine Vereinskollegen nicht vorwerfen lassen. Neben Sabas sorgt eine weitere Trainerin für die nötige Fitness der Cheerleader. Ein amerikanischer Motivations-Coach bringt die fünf- bis 25-Jährigen in Wettkampfstimmung. Eigens für die anstehende Deutsche Meisterschaft hat der 2006 gegründete unabhängige PCV außerdem eine professionelle Cheerleading-Trainerin aus Kanada einfliegen lassen. Das Pensum von acht Stunden Training pro Woche hätten die Panthers, so Bruch, drei Monate vor der Meisterschaft gar auf volle 16 Stunden erhöht. Vier Mal in der Woche treffen sich derzeit die Freizeitsportler, um sich für das dreiminütige Wettkampfprogramm zu rüsten, sagte der PCV-Vorstand.

Für die Deutschen Meisterschaften rechnen sich Bruch und Trainerin Sabas dann auch „eine Platzierung unter den besten drei Teams“ aus. Schließlich hätten die Cheerleader bereits unter ihrem früheren Trägerverein, von dem sie sich im Streit trennten, nationale und sogar internationale Erfolge eingefahren. Die 18-jährige Julia Rauh glaubt sogar an eine Qualifikation für die Weltmeisterschaft. „Hierfür müssten wir bei den Deutschen Meisterschaften zumindest den zweiten Platz belegen“, so die Schülerin. Solche Aussichten scheinen selbst die männlichen Cheerleader das Puschel-Image des amerikanischen Sports vergessen zu machen.

Infos zum Cheerleader-Verein unter www.panthers-cheerleader.de.

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