Sport: „Auch dieses Derby beginnt bei Null“
Union-Trainer Frank Liberam erwartet Spiel zweier Teams fast auf Augenhöhe
Stand:
Am Sonnabend kommt der Tabellendritte 1. FC Union Berlin zum Tabellenzweiten SV Babelsberg 03. Was erwarten Sie von dieser Partie, Herr Lieberam?
Ein sehr gutes Fußballspiel, da zwei spielerisch sehr starke Mannschaften aufeinander treffen.
Diese traditionsreichen Derbys zwischen Babelsberg und Union sind stets sehr emotionsgeladen – wussten Sie das?
Ich kenne mich in der Tradition dieser Duelle recht gut aus, da ich ja immer schon auch den Fußball im Berliner Raum intensiv verfolgt habe. Für die jetzige Partie hat aber nur die Gegenwart eine Bedeutung. Auch dieses Derby beginnt bei Null.
Wird das Ergebnis vom Sonnabend vorentscheidend für den Aufstieg sein?
Nein. Jetzt begegnen sich zwei Mannschaften fast auf Augenhöhe, aber die Saison ist noch lang und die Meisterschaft wird erst im Frühjahr entschieden. Wichtig wird sein, mit einer guten Ausgangsposition in die Winterpause zu gehen.
Ihre Mannschaft ging als großer Favorit in die Saison, kam dann aber schlecht aus den Startlöchern, um jetzt doch oben mitzumischen
Unser Ziel ist aufzusteigen, guten Fußball zu spielen und die Fans in jeder Partie mit überzeugenden Leistungen anzusprechen. Aber die Erwartungshaltung bei uns war vor der Saison zum Teil unrealistisch, denn natürlich können wir nicht jedes Spiel haushoch gewinnen und mit großem Abstand Erster werden. Es hat einige Zeit gedauert, bis wir da eine einheitliche Linie hatten, und inzwischen läuft es ja besser.
Der Erwartungsdruck auf Sie und Ihre Mannschaft ist gerade vor dem Spiel in Babelsberg trotzdem enorm hoch, oder?
Ich spüre die Erwartungshaltung, die halt immer vor einem Spiel da ist. Aber am Sonnabend lastet dieser Erwartungsdruck wohl auf beiden Mannschaften.
Sie haben im Sommer unter anderem Jörg Schwanke und Karim Benyamina aus Babelsberg in die Wuhlheide geholt.
Jörg Schwanke mit seiner Siegermentalität war als einer unserer Führungsspieler vorgesehen, hat sich aber gleich zu Saisonbeginn verletzt und wird bis zur Winterpause ausfallen. Ich hoffe ganz stark, dass er im Januar wieder einsteigen kann.
Während Ihr neuer Stürmer Daniel Teixeira mit 12 Toren die Oberliga-Torschützenliste anführt, hat Karim Benyamina bisher fünfmal getroffen. Wie sind Sie mit ihm zufrieden?
Er ist auf dem aufstrebenden Ast, zeigt aber noch sehr schwankende Leistungen. An guten Tagen kann er überragend spielen, aber er hat auch Spiele, in denen er gar nicht zu sehen ist. Für ein klares Urteil über Benyamina will ich noch bis zur Winterpause warten.
Sie haben sich den SVB in dieser Saison schon angesehen – wie schätzen Sie Ihren kommenden Kontrahenten ein?
Babelsberg zählt zu Recht zur Spitze in der Oberliga und ist bisher ohne größere Verletzungsprobleme durch die Saison gekommen. Sie spielen einen technisch und optisch sehr guten Fußball. Daher ist mit einer packenden Partie zu rechnen.
Die Sie gewinnen wollen. Warum rechnen Sie mit einem Sieg?
Wir haben trotz der vielen Ausfälle, die wir zu verkraften haben, immer noch eine qualitativ gute Mannschaft, die sich auf ihre eigene Spielweise konzentrieren will. Es wird am Sonnabend aber einen sehr knappen Ausgang geben.
Durch seine vielen Fans hatte der 1. FC Union in der Oberliga bisher praktisch überall Heimvorteil – am Babelsberger Park könnte das nun erstmals anders sein
Unsere Spieler sind ständig 4000 oder mehr Zuschauer gewöhnt, da wird uns die zu erwartende tolle Atmosphäre nicht stören, im Gegenteil. Zumal kein gegnerisches Publikum stimmgewaltiger und fanatischer als unsere Fans sein kann.
Das Interview führte Michael Meyer
Frank Lieberam (47) kickte einst u. a. für den 1. FC Magdeburg, Stahl Riesa, Dynamo Dresden und den VfL Wolfsburg. Seit 1. Januar dieses Jahres ist er Trainer des 1. FC Union Berlin.
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