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Landeshauptstadt: „Auch Hörspiele können das Vorlesen nicht ersetzen“

Am bundesweit fünften Vorlesetag beteiligten sich in Potsdam Prominente, Politiker und Berufsschüler

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Die Geschichte vom kleinen Maulwurf, der alle Tiere fragt „Wer hat mir auf den Kopf gemacht?“, zog beim fünften bundesweiten Vorlesetag in der Kinder- und Jugendbibliothek die meisten Zuhörer an. 25 zukünftige Erzieher des Oberstufenzentrums Johanna Just lasen am gestrigen Donnerstag 20 Kindern aus der Kita „Wilde Früchtchen“ (Eiche) ihre Lieblingsbücher vor.

„Viele Eltern denken, sie hätten ihren Soll mit dem Vorspielen von Kassetten erfüllt. Aber auch Hörspiele können das Vorlesen nicht ersetzen, da Mimik und Gestik des Vorlesers fehlen“, erklärte die Berufsschullehrerin Marina Witkowski. Auch ihre Kollegin Gabriele Ulfig sieht die Verdrängung von Büchern durch elektronische Medien kritisch: „Märchen vermitteln den Kleinen Lebenswerte, ohne dass diese erklärt werden. Dieser Erfahrungsschatz darf nicht verloren gehen.“

Die Berufsschülerin Nadine Andres beobachtete beim Vorlesen der Maulwurfgeschichte ihre kleinen Zuhörer genau. Für sie steht fest, warum manche Kinder früher herumzappelten als andere: „Man merkt schnell, welche Kinder es nicht gewöhnt sind, dass man ihnen vorliest. Sie können sich nicht lange konzentrieren.“

Ein bekanntes Problem. Wissenschaftler weisen seit langem darauf hin, dass Kinder, die nicht frühzeitig an Bücher herangeführt werden, in ihrer Entwicklung massiv benachteiligt würden. Gegenüber Gleichaltrigen, die regelmäßig ein Buch zur Hand nehmen, verfügten sie über unzureichende Sprachkenntnisse und Konzentrationsschwierigkeiten.

Dennoch scheinen Eltern das Medium Buch mehr und mehr zu vernachlässigen. Erst vor wenigen Tagen hatte die Stiftung Lesen in ihrer Studie „Vorlesen im Kinderalltag 2008“ erschreckende Zahlen präsentiert. Der Untersuchung zufolge bekommen 37 Prozent aller Kinder nie vorgelesen – obwohl sie es sich ausdrücklich von ihren Eltern wünschten.

Mit dem Ziel, diese Tendenz umzukehren, initiierte die Stiftung Lesen 2003 den bundesweiten Vorlesetag. In diesem Jahr beteiligten sich in Potsdam neben den Schülern des Oberstufenzentrums auch zahlreiche Prominente und Politiker. So lasen unter anderem die Bundestagsabgeordnete Katherina Reiche (CDU) und Brandenburgs Bildungsminister Holger Rupprecht (SPD) in Grundschulen und Kindertagesstätten eine Stunde lang vor. Viktoria Schiller

Viktoria Schiller

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