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Sonntagsvorlesung über Tsunami-Frühwarnsystem
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Beim schweren Beben von Sumatra, kurz nach dem Weihnachtsfest 2004, habe die gesamte Erde vibriert wie eine gewaltige Glocke. Und schon acht Minuten bevor der Tsunami die Küste Indonesiens erreicht hatte, ganze zwei Stunden bevor er in Sri Lanka ganze Regionen unter den Wassermassen begrub, hatten Wissenschaftler in Potsdam das Seebeben auf ihren Anzeigen gesehen. Trotzdem, eine Chance, die Menschen zu warnen, gab es nicht. Eine Möglichkeit, an der das Potsdamer GeoForschungsZentrum (GFZ) jedoch seither arbeitet. Im gut besuchten Alten Rathaus erzählt Dr. Jörn Lauterjung vom GFZ vergangenen Sonntag in der Reihe „Potsdamer Köpfe“ über den „Aufbau eines Tsunami-Frühwarnsystems im Indischen Ozean“.
„Die durch die Verschiebung der Kontinentalplatten verursachten Wellen erreichen im tiefen Wasser nur etwa einen Meter, aber sie sind schnell wie ein Jumbojet“, sagt Lauterjung. Obwohl für viele ein hochemotionales Thema, emotionalisiert Lauterjung nichts, bleibt ganz wissenschaftlich. In seinem Vortrag jagt eine Grafik die andere. Er erzählt, als stehe er vor von der letzten Tanznacht müden Studenten.
Man müsse den Meeresboden und die Umweltbedingungen genau analysieren, um eine kommende Katastrophe von einem Sturmtief unterscheiden zu können. So sollen Seismografen in der Tiefsee, mit GPS-Antennen und meteorologischen Sensoren ausgestattete Bojen und Simulationen sich ergänzen und das Schadenspotenzial ermitteln.
„Doch die wirkliche Gefahr entsteht erst im flachen Wasser, wenn die Wellen durch den Untergrund abgebremst werden und sich aufrichten“, sagt Lauterjung. Bis zu 20 Meter hoch waren sie in Banda Aceh. Da reiche die Technik nicht mehr aus, sondern nütze nur ein großes Stück Aufklärungsarbeit. Als das Wasser anfangs noch zurückging, sagt er, liefen die Menschen an den Strand um Muscheln zu sammeln. „Das waren zwei Minuten, in denen sie sich vielleicht in ein Hochhaus hätten retten können.“
Und das nächste Seebeben? Im Süden Sumatras habe es seit dem Ende des 18.Jahrhunderts nicht mehr „gekracht“, ein sicheres Zeichen für ein Spannungsfeld. Dann würde es auch, wie eine Computersimulation zeigt, die indonesische Millionenstadt Jakarta treffen. Dort konzentriere sich der Aufbau des Frühwarnsystems, das später auch Vulkanausbrüche und Erdbeben vorhersagen soll.
Bis 2008 soll das System installiert sein, schon zwei Jahre später den Betrieb aufnehmen und später auf Mittelmeerraum und Atlantik ausgeweitet werden. „Doch trotz des Aufwandes wünsche ich mir, dass es niemals zum Einsatz kommen muss“, sagt Lauterjung und wird nun doch kurz emotional. Marion Schulz
Marion Schulz
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