Sport: Auf dem Boden der Tatsachen
Ohne Titel auf dem Rotsee: Ernüchternde Potsdamer Bilanz beim Ruder-Weltcup in Luzern
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Ohne Titel auf dem Rotsee: Ernüchternde Potsdamer Bilanz beim Ruder-Weltcup in Luzern Jutta Lau trug es gestern mit Galgenhumor. „Der leichte Bereich hält den Scullbereich noch hoch“, sagte die Bundestrainerin nach dem Finale des Ruder-Weltcups im schweizerischen Luzern. Nicht ganz ernst gemeint natürlich, denn auch der leichte Doppelzweier, in dem Daniela Reimer von der Potsdamer Rudergesellschaft an den Start gegangen war, konnte sich nicht auf den ganz klar angesteuerten ersten Platz vorrudern. Reimer musste sich dem chinesischen Boot geschlagen geben und konnte sich allenfalls über den zweiten Platz „freuen“. Enttäuscht war vor allem aber Kathrin Boron. Die viermalige Olympiasiegerin kassierte eine deutliche Niederlage, startete bereits in einem unerwartet schlechten Vorlauf hinter der Französin Sophie Balmary ins Weltcup-Finale und musste sich gestern mit dem vierten Platz begnügen. Mit fast 25 Sekunden Rückstand auf Siegerin Jekaterina Karsten aus Weißrussland kam die 35-Jährige auf dem Luzerner Rotsee ins Ziel. Einen möglichen WM-Start Ende August in Japan hatte die Athletin vom Potsdamer Seekrug vom Abschneiden in Luzern abhängig gemacht – in den nächsten Tagen ist nun Krisensitzung angesagt. Der Doppelzweier wurde diesmal ohne Potsdamer Beteiligung mit Peggy Waleska aus Dresden und Magdalena Schmude aus Berlin besetzt und kam auf den fünften Platz. Als dritten Hoffnungsträger mit Ruderinnen vom Seekrug hatte Jutta Lau den Frauen-Doppelvierer ins Rennen geschickt, doch auch der versagte. Als Vierte kamen Stefanie Schiller, Josephine Wartenberg, Britta Oppelt und Christiane Huth am Ende an. Der Sieg des Männer-Achters, drei Silbermedaillen durch den Männer-Doppelzweier, den leichten Frauen-Doppelzweier und den leichten Vierer ohne Steuermann sowie Bronze durch den Frauen-Achter bedeuteten das schlechteste Abschneiden des Deutschen Ruderverbandes auf dem Rotsee seit Einführung des Weltcups 1998. „Wir wollten zu viel , haben zu hoch gepokert und sind nun auf dem Boden der Tatsachen“, resümierte eine sichtlich enttäuschte Bundestrainerin und meinte vor allem auch das Abschneiden Kathrin Borons. „Die Generalprobe vor der WM ist nicht gelungen, aber noch haben wir ja etwas Zeit.“ Ob bis dahin jedoch noch etwas zu reißen ist, bleibt ungewiss. Denn Fakt ist, dass sich derzeit ein eklatanter Umbruch im Frauen-Scullbereich vollzieht, der in Luzern einmal mehr sehr deutlich seine Auswirkungen offenbart hat. Die starke Konkurrenz auf der einen, das Nachrücken der nächsten Generation in den deutschen Booten auf der anderen Seite: für Jutta Lau eine große Herausforderung. Und diese will die Erfolgstrainerin annehmen. „Wir machen das Beste daraus“, sagt sie, wohl wissend, dass dies nicht leicht wird. Heute Abend kommt sie mit den Athletinnen an die Havel zurück – dann folgen Tage der intensiven Auswertung, der Analysen und nächsten Schritte. Wie diese allerdings aussehen sollen, war gestern am Tag der bitteren Realität noch unklar. „In Potsdam werde ich versuchen eine Idee zu haben“, so Jutta Lau. „Ich versuche es.“
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