Sport: Auf dem Gelben Meer
Der Babelsberger Ingo Borkowski segelt nun mit dem Kieler Marc Pickel im Starboot vor Qingdao
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Ingo Borkowski ist Vorschoter. Das ist der Mann, der sich beim Segeln immer mal wieder mit dem Oberkörper rücklings weit aus dem Boot lehnt. „Wir sind für das Trimmen des Vorsegels und des Gewichts zuständig, da hängt man dann unbequem über der Bordwand“, erläutert er. Ab morgen wird der Babelsberger vor Qingdao an Chinas Ostküste gemeinsam mit seinem Steuermann Marc Pickel aus Kiel im Starboot durch das Gelbe Meer pflügen, „das eher braun ist“, erklärt er. „15 Nationen haben sich qualifiziert, und mindestens zwölf haben auch Medaillenchancen“, glaubt der 36-Jährige. „Bei den komplizierten Bedingungen vor Qingdao muss man auch das Glück auf seiner Seite haben, um ganz vorn dabei zu sein. Und wir beide sind keine Favoriten, denn wir haben weder bei den EM noch den WM dem Teufel ein Ohr abgesegelt.“
Trotzdem geht das Duo nicht chancenlos in die insgesamt neun Rennen. „Wenn wir eine gute Woche erwischen, wer weiß “, meint Borkowski, der 1981 an seinem zehnten Geburtstag erstmals bei der einstigen BSG DEFA Babelsberg ins Segelboot stieg, später zur damaligen Kinder- und Jugend-Sportschule Berlin delegiert wurde, dort das Abitur mit 1,1 abschloss und anschließend Jura studierte. Mit den Berlinern Gunnar Bahr und Steuermann Jochen Schümann gewann er 2000 vor Sydney Olympia-Silber im Soling. „Danach habe ich mich erst einmal um meinen Beruf gekümmert“, erzählt Borkowski, der für den Yachtclub Berlin-Grünau segelt, seit 1998 aber wieder in Potsdam lebt, „weil dies eine der schönsten Städte Europas ist“, so der Segler, der hier am Brandenburger Landtag angestellt ist. Dort ließ sich der stellvertretende Referatsleiter im Rang eines Oberregierungsrats im September 2005 bis Olympia in China freistellen; „ohne Bezüge und Rentenansprüche“, wie er sagt. Seitdem lebt er von der Sporthilfe und privaten Sponsoren, bei den diesjährigen Starboot-WM vor Florida qualifizierten sich Pickel und er mit Platz fünf endgültig für die Olympia-Regatta.
Während das Duo dort nun mit ihrer knapp sieben Meter langen „Pinta Elements“ täglich zwei Rennen bestreiten, wartet auf den Potsdamer daheim neben seiner Frau Katrin mit der „Vasco da Gama“ ein 54 Jahre altes Pirat-Boot auf seine Rückkehr. Die Borkowskis bekamen die fünf Meter lange rustikale Jolle bei ihrer Heirat vor drei Jahren für gemeinsame Fahrtentouren geschenkt. „Nach Olympia wollen wir das auch mehr nutzen“, sagt Ingo Borkowski. Vom Segeln hat der Mann noch lange nicht genug.
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