Links und rechts der Langen Brücke: Auf dem Holzweg
Dirk Becker über einen möglichen Rechtsstreit mit dem Architekten Böhm
Stand:
Wer schon einmal erleben durfte, wie herrlich auf den hinteren Rängen im Hans Otto Theater gelegentlich die Schauspieler nicht zu verstehen sind, wird sich wundern, warum Architekt Gottfried Böhm gegen die Arbeiten zu Verbesserung dieses Problems möglicherweise klagen will. Mancher mag allein schon den Gedanken an eine Klage als Frechheit empfinden. Schließlich soll und muss der Zuschauer, wenn schon nicht mit einer Inszenierung zufrieden, alles gut verstehen können. Eigentlich müsste der Architekt, wenn es um eine verbesserte Akustik im Theater geht, doch einfach nur schweigen. Doch sollte sich der 88-jährige Gottfried Böhm für den Klageweg entscheiden, muss sich die Stadt den Vorwurf gefallen lassen, dies selbst verschuldet zu haben. Warum wurde der Architekt, wenn sein Entwurf für das Theater offensichtlich mangelhaft war und wenn er schon nicht mit der Planung zur Behebung der Akustikmängel betraut wurde, wenigstens an dem von der Stadt geführten, über einjährigen Prozess beteiligt? Befürchtete die Verwaltung einen zu langen Prozess, in dem die Vorstellungen des Architekten und die Forderungen der Theaterbetreiber nur mühsam hätten einander angeglichen werden können? Es ist mehr als überfällig, dass die Stadt das immer wieder klein geredete Akustikproblem beseitigen will. Aber den Architekten erst vier Wochen vor Beginn der geplanten Arbeiten mit den Ergebnissen der eigenen Prüfungen zu konfrontieren und von ihm zu erwarten, er werde diese einfach nur abnicken, ist reichlich naiv oder äußerst arrogant. Die Arbeiten zur Verbesserung der Akustik greifen in das Raumbild der Architektur ein und können so das Urheberrecht Böhms am Entwurf des Neubaus verletzten. Sollte die Stadt dies bei ihrer Vorgehensweise nicht berücksichtigt haben, ist auch dies reichlich naiv oder äußerst arrogant. Die Stadt wollte vielleicht nur einem Problem aus dem Weg gehen und hat sich dabei vielleicht ein neues geschaffen. Äußerst clever!
Dirk Becker
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