Landeshauptstadt: Auf dem Pfingstberg nach 20 Jahren
Verein erinnerte an den ersten Einsatz, mit dem 1988 seine Erfolgsgeschichte begann
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Auf dem Pfingstberg gibt es nach der Wiederherstellung der Bauten und des Lennéschen Parks zwar kaum noch etwas zu restaurieren, aber immer etwas zu putzen. Am Sonnabend waren mit 49 besonders viele der rund 60 Mitglieder des Fördervereins zum Frühjahrsputz auf Potsdams höchsten Hügel gekommen. Allerdings ging es bei diesem Einsatz nicht allein darum, welkes Laub abzufahren, die Regenrinnen zu reinigen und den Rasen zu pflegen.
Gefeiert wurde das Jubiläum des ersten Arbeitseinsatzes, mit dem vor 20 Jahren, am 12. März 1988, die gerade gegründete Arbeitsgemeinschaft (AG) Pfingstberg ihren langen, damals fast als Sackgasse erscheinenden Weg zur Wiederherstellung des Parks und der Bauten begann. Dass sich schon fünf Jahre später der bis auf Reste der Grundmauern verschwundene Schinkelsche Pomonatempel wiederaufgebaut präsentieren würde und 2005 nach der 11,5 Millionen Euro teuren Sanierung auch das Belvedere mit seinen beiden Aussichtstürmen, das wäre dem Kreis aus 20 jungen Leuten damals als Utopie erschienen, berichtet die Krankenschwester Monika Wenzlaff. „Wir wollten etwas für Denkmalpflege und Umweltschutz tun und damit auf die Versäumnisse des DDR-Regimes hinweisen“, erklärt sie. Zudem sei die AG Pfingstberg, in der offen über Missstände und Probleme diskutiert wurde, ein Gegenentwurf zur Gängelung der Jugend durch den Staat gewesen.
Wie die Schwester aus dem St. Josefs-Krankenhaus waren viele der Gründungsmitglieder überzeugte Christen. So Ulrich Koltzer (43), damals ein junger, in der Restaurierung tätiger Tischler. Er sang in der Kantorei der Erlöserkirche und hatte dort von der Pfingstberg-Initiative erfahren. Schon in den ersten Arbeitseinsätzen sei mit bescheidenen Mitteln viel erreicht worden, erinnert er sich. So wurde die Rasenfläche vor der Südostseite des Belvederes von Wildwuchs gesäubert, anschließend ein historischer Weg wieder hergestellt. „Diese Erfolge sprachen sich herum und führten zu einer Art Schneeballeffekt“, erzählt Koltzer. Immer mehr junge Leute stießen zum Verein.
Doch auch Älteren imponierte ihre Zielstrebigkeit. So war am Sonnabend auch Rolf Schödensack (72) auf den Berg gestiegen, um dem Verein zum Jubiläum zu gratulieren. Er hatte vor 20 Jahren aus seinem nahe gelegenen Garten eine lange Leiter hinaufgeschleppt und für Baumarbeiten zur Verfügung gestellt. „Ganz toll, was aus dem Pfingstberg wieder geworden ist“, freut er sich.
Nach dem Arbeitseinsatz saßen die Vereinsmitglieder, manche mittlerweile leicht ergraut, wieder wie damals ums Feuer, grillten Würstchen und erinnerten sich. „Übrigens hat vor 20 Jahren auch Ihre Zeitung, die damalige BNN, ein wenig zum Start unserer von der Stasi misstrauisch beobachteten Arbeitsgemeinschaft beigetragen“, sagt lächelnd der Gründungsinitiator und heutige Vereinsvorsitzende Wieland Eschenburg. „Sie hat unseren Aufruf zum ersten Arbeitseinsatz als Anzeige veröffentlicht.“ Dann klingelt sein Telefon: Ministerpräsident Matthias Platzeck, 1988 auf dem Pfingstberg dabei, beglückwünscht seine Mitstreiter zum Jubiläum.
Erhart Hohenstein
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