Von Susanna Maier: Auf dem Prüfstand
Die Universität Potsdam muss ihre Studiengänge akkreditieren lassen
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Neuerdings stehen nicht mehr nur Studierende auf dem Prüfstand, sondern auch die Studiengänge der Universität Potsdam. Dabei handelt es sich um die „Akkreditierung“, ein Verfahren bei dem externe Gutachter die Qualität des Studiums und der Lehre überprüfen. Dass sich manche Studierende darunter nicht wirklich etwas vorstellen können, liegt für Uwe Kietzmann, Mitglied im Fachschaftsrat (FSR) Wirtschaftswissenschaften, vor allem an dem sperrigen Begriff.
Doch Gedanken sollten sich die Studierenden darüber auf jeden Fall machen. „Das Verfahren bestimmt die berufliche Zukunft von Studierenden nämlich erheblich mit“, so Kietzmann. Ohne Akkreditierung könnten Arbeitgeber den Studienabschluss nämlich infrage stellen, erklärt Kietzmann. Wird ein Studiengang nicht akkreditiert, würde das keinen guten Eindruck machen. „Dann könnte ein Arbeitgeber später sagen, dass der Studiengang nicht vergleichbar mit anderen ist“, erklärt Kietzmann.
Um den Studierenden die Bedeutung des Verfahrens näher zu bringen, will Thomas Grünewald, Vizepräsident für Studium und Lehre, im Sommersemester einige Dialogveranstaltungen organisieren. „Wir schulden den Studierenden eine angemessene Qualitätssicherung“, sagt er. Im Rahmen des Bologna-Prozesses ist die Akkreditierung außerdem gesetzlich vorgeschrieben worden, keine Universität kann sich dem Verfahren entziehen. Die Universitätsleitung strebt deshalb künftig eine Systemakkreditierung an.
Zuerst werden dabei einzelne ausgewählte Studiengänge jeder Fakultät auf ihre Qualität geprüft, erklärt Grünewald. Als Stichproben dienen die Fächer Betriebswirtschaftslehre, Biowissenschaft, Sport und Philosophie. Dafür würden jedoch auch pauschal Kosten in Höhe von 12 000 Euro pro Studiengang anfallen, sagt Grünewald. Erfüllen die „Stichproben“ die Qualitätsansprüche, werden die anderen Fächer automatisch akkreditiert. Dennoch müsse jeder Studiengang darauf vorbereitet sein, dass er plötzlich doch noch überprüft werde, so Grünewald.
Bereits im Februar besuchte eine Gutachtergruppe die Universität, um sich vor Ort ein Bild zu machen. Von dem einstündigen Gespräch mit der Gutachtergruppe hatten sich die Studierenden erhofft, endlich ihre Eindrücke schildern zu können. „Doch leider war es nur ein Frage-Antwort-Spiel“, moniert Kietzmann. Deshalb hofft er, dass die Gutachter wenigstens die prägnantesten Punkte, die vorgebracht wurden, mit in ihre Bewertung einfließen lassen. Besonders das Prüfungswesen habe man bei dem Gespräch bemängelt. Die hohe Prüfungsfrequenz und der Stoffumfang würden viele Studierende immer stärker belasten, sagt er.
Und auch das mit der europäischen Vergleichbarkeit stelle immer noch ein großes Problem dar. Ein Aufenthalt im Ausland sei mittlerweile fast unmöglich geworden, so Kietzmann. „Denn manche Kurse werden einem hier nicht angerechnet“, sagt er. Damit sich das in Zukunft ändert, hofft man im Fachschaftsrat darauf, dass die Universität eine „Akkreditierung mit Auflagen“ bekomme. „Das wäre im Sinne der Studierenden“, sagt der angehende Betriebswirt. Dann müssten die Probleme nämlich wirklich in Angriff genommen werden, so Kietzmann.
Obwohl manche Studierende sich bislang noch nichts unter dem Verfahren vorstellen könnten, habe es doch mehr Interesse gegeben als erwartet. „Die hohe studentische Beteiligung hat uns selbst überrascht“, erzählt der Student.
Sogar in der naturwissenschaftlichen Fakultät habe es erstaunlich viele Teilnehmer an dem Verfahren gegeben, berichtet auch Martin Friemel, Vorsitzender vom FSR Biologie, Chemie und Ernährungswissenschaft. „Wir wollten endlich herausfinden, wo die Probleme liegen“, sagt er.
Auch Vizepräsident Grünewald hat den Eindruck, dass die Studierenden solch ein Verfahren für sehr sinnvoll halten. Deshalb sei der Austausch mit ihnen auch so konstruktiv gewesen. „Wir haben uns sehr gut eingebunden gefühlt“, bestätigt Jens Geisler von der Sport-Fachschaft. „Die spannende Frage bleibt jedoch, wie das Ergebnis aussehen wird“, sagt der Sportstudent. Daran würde man nämlich erst erkennen, wie stark die Einflussmöglichkeiten der Studierenden tatsächlich sind.
Susanna Maier
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