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Auf den Weg zu einer neuen Bestmarke macht sich Dreispringer Max Pietza am kommenden Wochenende.

© G.Pohl

Sport: Auf dem Sprung

Die Dreispringer Max Pietza und Felix Wenzel peilen die 16 Meter an – in Potsdam längst vergessene Weiten

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Sport ist Geduldssache. Im Wettkampf den richtigen Zeitpunkt für eine Entscheidung abwarten, das verlangt Geduld. Geduldig trainieren bis zur Höchstform ist im Saisonverlauf eine Sache von Monaten, während einer Karriere eine von Jahren. Doch manchmal ist das System des Sports selbst nicht geduldig genug – so wie bei Max Pietza. Als er die 10. Klasse an der Potsdamer Sportschule beendete, sah man für den 16-Jährigen keine Perspektive mehr. Zumindest nicht im Speerwerfen, das er bis dahin trainiert hatte. Pietza war mit 1,72 Meter zu klein für einen Werfer, sein Speer flog nicht weit genug. Der Traum von der Sportlerkarriere schien ausgeträumt, ehe er richtig begonnen hatte.

Doch einer sah das mögliche Talent in dem jungen Burschen: Andreas Mühlig, Sprung- und Mehrkampftrainer am Leistungsstützpunkt im Luftschiffhafen, holte Pietza in seine Trainingsgruppe und ließ ihn Dreispringen. Heute, keine drei Jahre später, sagt Pietza: „Ich habe mir die Sportart zwar nicht ausgesucht, aber sie macht mir mehr Spaß als alles andere.“

Wenn der 19-Jährige am kommenden Samstagnachmittag im Donaustadion in Ulm anläuft, ist er einer von fünf Leichtathleten des SC Potsdam, die bei den Deutschen Meisterschaften starten. Mit Felix Wenzel ist ein weiterer Dreispringer des SC Potsdam dabei. Die beiden 19-Jährigen peilen die 16-Meter-Marke an – Wenzel fehlt noch ein einziger Zentimeter, Pietza noch 23. „Ich habe ein gutes Gefühl und weiß, dass ich das kann“, sagt Pietza. Seit gut einem Monat steht seine Bestleistung bei 15,77 Meter, womit er hinter Felix Wenzel Zweiter bei den Deutschen U 23-Meisterschaften wurde. Es ist viele Jahre her, dass Potsdam – einst stolze Leichtathletik-Hochburg – mit Dreispringern erfolgreich war. 43 Jahre liegen zurück, als Jörg Drehmel vom damaligen ASK Vorwärts Potsdam mit 17,31 Meter Europameister wurde. Mit 16,66 Meter wurde Klaus-Jürgen Rückborn 1966 Vize-Europameister. Mit ihren aktuellen Weiten sind Wenzel und Pietza so weit gesprungen wie seit 30 Jahren kein Potsdamer Dreispringer mehr. Die beiden Junioren gehören aktuell zu den zehn besten deutschen Dreispringern, international springt die deutsche Spitze mit derzeit 16,62 Meter der Weltelite allerdings mehr als einen Meter hinterher.

Doch so weit denkt Pietza noch nicht. Zunächst ist aus dem zu kleinen Speerwerfer ein Dreispringer mit Gardemaß geworden. Innerhalb eines Jahres ist Pietza 18 Zentimeter gewachsen, 1,94 Meter misst er heute. Während er in die Höhe schoss, vergrößerten sich seine Weiten zwischen Absprungbrett und Landungspunkt in der Sandgrube. 11,08 Meter waren sein erstes Wettkampfresultat, ein Jahr später sprang Pietza bereits zwei Meter weiter. Doch das rasante Wachstum forderte Tribut, der Körper reagierte auf den schnellen Schub und die sportlichen Belastungen mit Verletzungen. „Ich war die vergangenen zwei Jahre oft verletzt, konnte selten durchgängig trainieren und kaum an die Belastungsgrenze gehen“, sagt er. Das ist auch ein Grund, weshalb er und Felix Wenzel nicht gemeinam trainieren. „Felix ist wesentlich robuster und kann viel härter trainieren“, sagt Pietza. Er selbst trainiere zurückhaltender, müsse zunächst stabiler werden und eine bessere Belastungsverträglichkeit entwickeln. „Ich bin sehr individuell, mich muss man schonend behandeln“, sagt er. Bei Andreas Mühlig, ein eher ruhiger Vertreter der Trainerzunft, scheint er dabei in guten Händen. „Max muss man behutsam aufbauen, ihm auch mal eine Pause geben“, sagt er. In diesem Jahr sei er für seine Verhältnisse gut durchgekommen, sagt der 19-jährige Abiturient. Prompt ging es voran: Nachdem er die vergangenen beiden Jahre bei 15,30 Meter stagnierte, hat er nun die 16-Meter-Marke im Visier.

„Die sollten es in Ulm schon werden“, meint er mit scheinbarer Gelassenheit. „Ja“, bestätigt er, „ich fühle mich gut.“ Es wäre ein nächster Schritt und erste Voraussetzung, um im kommenden Jahr bei den Junioren-Europameisterschaften in Tallinn teilzunehmen. „Da will ich hin, das ist das Ziel“, sagt Max.

Wie weit es gehen kann, ist heute nicht abzusehen. „Max ist einer, wo noch kein Ende in Metern in Sicht ist“, sagt Mühlig. Sie werden Geduld haben müssen.

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