Landeshauptstadt: Auf dem Wasser zu Hause
Berliner Unternehmer will in der Neustädter Havelbucht eine Siedlung von zehn Hausbooten errichten
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Brandenburger Vorstadt - In Potsdam soll ein neues Wohnviertel entstehen – auf dem Wasser: Zehn Liegeplätze in der Neustädter Havelbucht will Hafenbetreiber Armin Burchardi für die Hausboote der Rostocker Firma Aquahaus zur Verfügung stellen. Für Burchardi eine weitere Einnahmequelle. Bisher wären nur rund 20 Prozent der 160 Liegeplätze in der Havelbucht vermietet. Dennoch steht er dem Vorhaben skeptisch gegenüber – „schon aus ästhetischen Gründen.“ Er wolle sich seinen Hafen nicht mit Wohntürmen zustellen.
Zwischen neun verschiedenen Hausboottypen könnten sich die Käufer entscheiden, so der Berliner Unternehmer Frank Liedtke, der die schwimmenden Eigenheime vertreibt. Von der einfachen eingeschossigen Datsche für 121 000 Euro bis zum 300-Quadratmeter-Penthouse auf zwei Etagen für rund 406 000 Euro. Hinzu käme die monatliche Liegeplatzmiete, in Potsdam rund zwischen 3,50 und 4,50 Euro pro Quadratmeter. Fast 30 Interessenten aus Potsdam wollten laut Liedtke das Musterboot in Spandau schon besichtigen, dabei hat die Vermarktung der Häuser gerade erst begonnen. Sogar die Reeling auf der 40 Quadtratmeter großen Terasse auf dem Deck des Vorführmodells fehle noch. Doch welche Häuser dann in der Neustädter Havelbucht liegen werden, hänge auch von Burchardi ab, so Liedtke. Farbe, Stil und Etagenzahl müssten mit dem Hafenbetreiber abgesprochen werden, damit „ein einheitliches Bild entsteht“.
Baugenehmigungen benötige man nicht für die Wasserheime, denn der Hersteller führt sie als Sportboote, so Liedtke. Dabei haben diese noch nicht einmal einen eigenen Antrieb. Motor oder Segel gibt es nicht und zum Rudern seien die Wohnschiffe laut Liedtke zu schwer. An ihren Liegeplatz kommen sie nur auf Tiefladern über die Autobahn. Auf diese Weise wurde auch Liedtkes Musterhausboot transportiert. Lediglich die restlichen 600 Meter bis zum jetzigen Standort auf dem Stößensee wurde es von einem Schlepper gezogen. Trotzdem gilt für sie, überall wo Sportboote liegen dürfen, können auch die Hausboote vor Anker gehen. Ein Trick, mit dem nicht nur das Bauamt umgangen wird, sondern das Eigenheim auf dem Wasser auch wie eine Yacht versichert werden kann. Eine Hausbootversicherung gebe es nämlich noch nicht.
Beim Einwohnermeldeamt könnten sich die Wasserheimbesitzer allerdings nicht unter der Adresse Neustädter Havelbucht anmelden, betont Liedtke. Denn das Haus sei eben mobil und nicht an seinen Standort gebunden. Dennoch wolle er die „typischen Immobilienkäufer“ mit den Hausbooten ansprechen. „Karawaning-Idealisten und Linksalternative“ wie etwa Schlagerstar Gunter Gabriel zählten nicht zur Zielgruppe, so Liedtke. Schließlich würden die Aquahausboote auch besser halten, als das Wohnschiff des Hamburger Musikers, das vor wenigen Tagen mit Wasser vollgelaufen war.
Denn die Häuser aus Rostock ständen auf Kunststoff-Schwimmkörpern. Die so genannten Pontons sind aus dem gleichen „extrem leichten und stabilen“ Material gefertigt wie die Rotorblätter der Windräder. Der Schwimmkörper sei deshalb so gut wie wartungsfrei. Ein unabhhängiger Schiffsachverständiger habe den Booten eine Schwimmfähigkeit für mindestens zehn Jahre bescheinigt. Ein weiterer Vorteil: Der Kunststoff schwitze nicht und so können sämtliche Telefon- und Stromleitungen in den Poton verlegt werden.
Liedtke und seine Mitarbeiter würden sich selbst darum kümmern, das Strom und Wasser ins Hausboot gelangen. In der fünfmonatigen Bootsbauzeit würde der Liegeplatz voll erschlossen werden. Beheizt würden die Boote später über eine bootseigene Wärmepumpe und auch für die Entsorgung sei gesorgt: Die Wasserhäuser verfügen über bio-mechanische Kläranlagen. Nachdem Bakterien die Fäkalien der Bewohner zersetzt hätten, könnten diese mit dem so entstandenen Brauchwasser ihre Blumen gießen oder es einfach über Bord kippen.
Doch Hafenbetreiber Burchardi überzeugt auch die Kläranlage nicht. Denn in der Bucht stinke es im Sommer sowieso „fürchterlich“. Das halte niemand länger aus. Auch sollte sich niemand Illusionen machen: „Das Leben auf dem Wasser ist nicht einfach“, so der gelernte Binnenschiffer. Liedtke in seinem Büro auf dem Musterboot sei dagegen zufrieden. Das Hausboot würde nicht einmal schwanken – bis auf die Lampen, die hin und wieder wackeln. Aber nur wenn es „sehr, sehr windig“ ist.
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