Sport: Auf dem Weg nach Szeged
Torsten Eckbrett kämpft ab heute bei den EM erstmals ums WM-Ticket / Fünf Potsdamer paddeln in Racice
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Bisher hat er es geschafft. Bisher ist Torsten Eckbrett auf dem Weg zu den diesjährigen Weltmeisterschaften der Rennkanuten im August in Szeged, die für ihn die ersten bei den Männern wären. Die letzte, wichtigste Etappe dorthin nimmt der Kajak-Spezialisten des Kanu-Clubs Potsdam im OSC ab heute in Angriff: die Europameisterschaften im tschechischen Racice. Um 9.49 Uhr beginnt für den Sportsoldaten mit dem 1000-Meter-Vorlauf im Einer der Kampf ums WM-Ticket. „Ich muss mich erstmal reinfinden, hoffe aber zumindest auf die Endlauf-Teilnahme“, beschreibt der 22-Jährige selbst seine EM- Ambitionen im Soloboot, in dem er 2002 bereits Junioren-Weltmeister wurde.
Bis vergangene Woche stand noch gar nicht fest, ob Eckbrett überhaupt in Racice starten würde; nach den Qualifikationsregatten gehörte er zum erweiterten Kaderkreis. Doch als sich bei Ausscheidungsrennen im Trainingslager Kienbaum zeigte, dass Björn Goldschmidt (Karlsruhe) in den Vierer über 1000 Meter rücken würde, war plötzlich der Platz im 1000-Meter-K1 frei – und Eckbrett setzte sich in einer internen Entscheidung klar gegen Marco Herszel (Magdeburg) und Phillip Flößel (Dresden) durch. Damit die von ihm Bezwungenen nun nicht ganz leer ausgehen, bilden Herszel und Flößel gemeinsam mit dem Potsdamer und dem Essener Jonas Ems den deutschen EM-Viererkajak über 500 Meter. „WM-Chancen hätte dieses Boot sicher nur, wenn wir jetzt eine Medaille holen, was eher utopisch erscheint“, mutmaßt Torsten Eckbrett. „Für den Einer hieß es lediglich, ich solle jetzt eine gute Leistung bringen, um mich für Szeged zu qualifizieren. Und ich denke, die Finalteilnahme wäre dieser internationale Leistungsnachweis.“
Rolf-Dieter Amend, Bundestrainer der Kajak-Herren und im Potsdamer Luftschiffhafen Heimtrainer Eckbretts, hält den Ball flach: „Ich betrachte diesen EM-Start als eine große Herausforderung für Torsten, der in den nächsten Jahren mit seinen Aufgaben wachsen soll. Wenn er jetzt hier in Racice eine im Vergleich zum Sieger gute Zeit fährt, ist das okay.“ Erfolgscoach Amend, einst selbst Kanuslalom-Olympiasieger, weiß, dass man gerade auf der langen Distanz meist Jahre benötigt, um zur Weltklasse zu reifen. Jahre, die Eckbrett zugebilligt werden. Eine Zeit, in der er aber auch Fortschritte zeigen und muss und will. Sein jetziger Start in Racice wird als solcher betrachtet, das Ticket nach Szeged wäre eine weitere Empfehlung für die Zukunft.
Mit höheren Zielen als ihr junger Klubkamerad gehen Katrin Wagner-Augustin, Fanny Fischer, Ronald Rauhe und Tim Wieskötter vom KC Potsdam in die EM- Rennen. „Ich will hier im Einer wieder um Gold mitpaddeln“, erklärte Katrin Wagner-Augustin, die heute um 9 Uhr als erste Deutsche in die Vorläufe geht – als Titelverteidigerin im K1 über 1000 Meter. „Es wird zwar nicht leicht, aber ich bin derzeit gut drauf und rechne mir deshalb einiges aus.“ Auch der reine Potsdamer Zweierkajak Fischer/Wagner-Augustin hofft auf eine Medaille. „Wir haben uns im Saisonverlauf ganz gut zusammengefunden, es wird von mal zu mal besser“, meint die 19-jährige Fanny Fischer, die im vergangenen Jahr zusammen mit ihrer 24 Jahre älteren Tante Birgit zu EM-Bronze über 200 m gepaddelt war und es nun mit der dreifachen Vorjahrs-Europameisterin Wagner- Augustin (28) über 200 und 500 Meter wissen will. „In die Medaillenränge zu fahren wird schwer, weil die Konkurrenz schon jetzt bei den EM sehr stark ist. Wir werden beispielsweise auf die ungarischen Weltmeisterinnen des letzten Jahres treffen“, sagte die Abiturientin, die im FES-Boot vorn die Schlagzahl vorgibt, während Routinier Wagner-Augustin hinten für den notwendigen Schub sorgt.
Als Titelverteidiger treten auch Ronald Rauhe und Tim Wieskötter im Zweierkajak über 500 Meter an - allerdings gehandicapt. „Ich war vor drei Wochen krank, hatte eine dicke Angina und vereiterte Nasennebenhöhlen“, erzählte Wieskötter, der dadurch kurz vor den EM Trainingsausfall hatte. „In der ersten Woche konnte ich gar nichts machen, in der zweiten nur mit halber Kraft trainieren. Daher war die Belastung in der letzten Woche nicht gerade prickelnd. Mir fehlt einfach noch Kraft.“ Trotzdem sei er zuversichtlich, sagte der 27-Jährige, der mit Rauhe auch die 200 Meter paddelt. „Ronny ist auf einem guten Weg und wird das jetzt auszugleichen versuchen.“ Rauhe bestreitet außerdem die 200 Meter im K1.
„Tim hat noch ein bisschen Rückstand, aber die letzten Tage Pause vorm Start werden ihm gut tun“, glaubt auch Rolf- Dieter Amend, der jetzt mit Lutz Altepost (KG Essen) im K1 über 500 Meter und K4 über 1000 Meter sowie Phillip Flößel weitere Schützlinge seiner Potsdamer Trainingsgruppe im EM-Rennen hat.
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