Landeshauptstadt: Auf dem Weg nach Ungarn
Sechs Tatra-Straßenbahnen der Verkehrsbetriebe rollen künftig in Szeged
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Sechs Tatra-Straßenbahnen der Verkehrsbetriebe rollen künftig in Szeged Von Georg Jopke Industriegebiet Rehbrücke. Sechs Tatra-Straßenbahnzüge vom Baujahr 1985, die von der Verkehrsbetriebe Potsdam (ViP) ausgesondert wurden, sind gestern auf die Reise nach Ungarn gegangen. Natürlich nicht auf eigenen Rädern. Überlange Tieflader brachten die knapp 21 Tonnen schweren Züge zunächst vom Depot an der Wetzlarer Straße zum Industriegelände neben dem großen alten Heizwerk. Dort hievte sie Paul Monk mit seinem Kran vom Burchardi-Yachthafen auf die aus Hamburg herangebrachten „Transwaggons“. Etwa acht Tagen werden sie auf dem Weg bis nach Szeged brauchen, wo sie wieder auf eigene Gleise gestellt werden. Die Verladeaktion, die präzise Teamarbeit erforderte, war nicht die erste dieser Art. Vor Längerem hatten die ViP schon Tatra-Züge nach Rumänien verkauft, in der vergangenen Woche war eine Tram nach Prag geliefert worden, die dort technisch überarbeitet wird und dann ebenfalls nach Ungarn geht. Ihr technischer Zustand ist nicht mehr der Beste, die Wartung ist aufwändig, weshalb sich die ViP für die Modernisierung mit Unterflurwagen entschied. Der Abtransport der Fahrzeuge ist nicht mehr Sache der Potsdamer. ViP- Betriebsingenieur Jörg Zennig war zwar als sachkundiger Beobachter bei der gestrigen Verladung dabei, die Regie aber führte Roland Wenzel von der Firma Ferroviasped aus Mittelbach, der vor wenigen Tagen erst 24 Straßenbahnzüge von Schwerin nach Kasachstan auf die Reise geschickt hatte. Eigentlich sollten die „Tatras“ auf der Ladestraße des Bahnhofes Rehbrücke auf die Eisenbahnwaggons gesetzt werden. Das ging aber wegen der Fahrleitungen nicht, die dort über den Gleisen hängen. Also half die von Wolfgang Veith geleitete Anschlussbahnen GmbH, die auf dem Industriegelände noch 15 Kilometer Werkbahnstrecke mit mehreren Dutzend Weichen bewirtschaftet. Die stellte den Umschlagplatz an der Straße „Zum Heizwerk“ zur Verfügung, auf dem einst Baumaterialien entladen wurden. Hier hatte der sonst auf der Havel neben der Humboldtbrücke schwimmende Kran genügend Luft und damit „freie Fahrt“. Hier hängen keine Fahrdrähte, sondern es wird mit Dieselfahrzeugen rangiert. Vor allem mit der aus dem Jahr 1934 stammenden „Museumslok“, die der Anschlussbahnen-Gesellschaft weiterhin gute Dienste leistet. Der Verkauf der alten Straßenbahnzüge, von denen einige schon im Osten Berlins rollen, ist übrigens kein großes Geschäft für die ViP. Es geht mehr um einen symbolischen Preis.
Georg Jopke
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