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Homepage: Auf den Hund gekommen

Deutsch-Chinesische Sommerakademie an der Potsdamer Filmhochschule HFF: Studierende drehen zusammen Kurzfilme

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„Wer kennt jemanden, der uns für drei Tage seinen Hund zur Verfügung stellt?“, fragt ein Student in die Runde. An einem mit Essensresten und Blättern überladenen Tisch in der Caféteria der Filmhochschule HFF wird eifrig gearbeitet. Drei chinesische Studentinnen und zwei deutsche Studenten brauchen einen Hund, am besten gleich zwei. Die drei Studentinnen sind erst vor kurzem aus China nach Deutschland gekommen. Auf der Suche nach den Hunden sind sie nun auf die Hilfe ihrer deutschen Kommilitonen angewiesen.

Die fünf Filmstudenten sind eine von sieben Projektgruppen der „Deutsch-Chinesischen Sommerakademie“ an der Hochschule für Film und Fernsehen „Konrad Wolf“ (HFF). Vier Wochen lang produzieren 19 Studierende der Communication University of China (CUC) zusammen mit Studierenden der HFF Kurzfilme, die am Ende von einer externen Filmjury bewertet und prämiert werden. Alle Beteiligten suchten sich bereits im Vorfeld Themen aus, die per E-Mail oder Chat zwischen Deutschland und China diskutiert wurden. Die acht-minütigen Filme sollen vor allem die kulturellen Unterschiede zwischen den beiden Ländern beleuchten.

Eine Gruppe ist dabei anscheinend auf den Hund gekommen. Sie hat sich vorgenommen, in ihrem Film das Hundeleben in China mit dem in Deutschland zu vergleichen. „In China essen sie Hunde“, mischt sich ein Student vom Nachbartisch ein. „So heißt ein Film, wirklich“. Mit derartigen Assoziationen habe die Projektgruppe „Hund“ gerechnet. Aber HFF-Professor Ulrich Weinberg kann beruhigen. Das Thema wird eher nicht in dem Kurzfilm behandelt.

Die anderen Beiträge beschäftigen sich mit weniger delikaten Themen. So schaut sich ein Filmteam die Design-Traditionen beider Länder an: auf den Spuren des Bauhaus“. Nach der WM fehlt auch der Fußball nicht. Die Jugendmannschaft des SV Babelsberg 03 wird filmisch begleitet. Eine andere Gruppe produziert ein modernes Märchen, für das zufällig eine deutsch-chinesische Darstellerin im HFF-Gebäude gefunden wurde. Auch ein „Making-Off“ der sieben Filme soll in den vier Wochen entstehen. Eine DVD-Edition mit allen Filmen wird folgen.

Für viele chinesische Studierende, von denen die meisten das erste Mal in Deutschland sind, sei die Sommerakademie auch die erste Gelegenheit, nach zwei Jahren Studium ein praktisches Filmprojekt zu realisieren. „Das Lehrprogramm der CUC für die ersten Studienjahre ist weniger praxisorientiert als das der HFF“, konstatierte die Delegationsleiterin aus Peking, Professorin Viviana Gao.

Mit 30 000 Studierenden sei die Pekinger Medienhochschule die größte der Welt. Sie biete den dortigen Studierenden zwar bessere technische Möglichkeiten, könne aber kein derart enges Betreuungsnetz wie die HFF bieten, so der Dramaturgiestudent Paul Schwarz, der selbst eine Projektgruppen betreut. Der enge Kontakt zu den Lehrenden an der HFF wirke sich direkt auf die Qualität der Arbeiten aus, findet der Student. Dafür sind die chinesischen Studenten rund fünf Jahre jünger als ihre deutschen Kommilitonen. Der Altersunterschied in den Gruppen fällt auf. Doch der Zusammenarbeit tut dies keinen Abbruch.

Die Realisierung der Projekte der „Deutsch-Chinesischen Sommerakademie“ schlägt für die HFF mit rund 80 000 Euro zu Buche. Darin enthalten sind Unterkunft und Verpflegung der Gäste, sowie das technische Equipment. Den Flug mussten die Studenten aus China allerdings aus eigener Tasche zahlen.

Prof. Weinberg, der die Sommerakademie maßgeblich betreut, lobte die konstruktive Zusammenarbeit der beiden Hochschulen. Der chinesische Projektleiter Zhang Xiaowei braucht eine Woche um sich richtig an Deutschland zu gewöhnen. „In den ersten Tagen war ich etwas hungrig, aber nach dem ersten Eisbein wusste ich, dass auch deutsches Essen satt machen kann.“ Malalai Bindemann

Malalai Bindemann

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