Von Henner Mallwitz und Michael Meyer: Auf den Matten der Festspielstadt

Diät ist nichts für Robert Zimmermann. Zumindest nicht gegenwärtig, denn der Judoka des UJKC Potsdam ist im Gewichtsaufbau. „Derzeit bin ich bei 107 Kilo, auf 120 will ich kommen“, erzählt der 22-jährige Potsdamer, der nach sieben Jahren für den JC 90 Frankfurt und seiner Rückkehr von der Oder an die Havel in der Bundesliga-Saison 2010 erstmals für den UJKC auf die Tatami gehen will – im Schwergewicht über 100 Kilo. Bei den Deutschen Einzelmeisterschaften am Wochenende in Bayreuth will Zimmermann „mal gucken, wo ich in der neuen Gewichtsklasse mittlerweile stehe“, erklärt der Deutsche Meister von 2008 in der 90-Kilo-Klasse, der sich in der Bundespolizei-Ausbildung befindet und in Potsdam bei Cheftrainer Axel Kirchner „super vorbereitet“, wie er sagt.

Eigentlich wollte der UJKC mit acht Athleten in Bayreuth antreten – daraus wird aber nichts. „Ich muss leider passen“, erklärte gestern die erkältete Franziska Pufahl. Und Claudia Ahrens leidet seit längerem an einer Ellenbogenverletzung, die einen Einsatz in Bayern wahrscheinlich ebenfalls nicht möglich macht. „Ich entscheide das im Verlauf dieser Woche“, sagt die Potsdamerin, die am Montag aus Südkorea zurückgekehrt war. Die 63-Kilo-Athletin hatte es beim IJF-Masters in Suwon bis ins Viertelfinale geschafft, musste sich dort aber Alice Schlesinger beugen. Die Europameisterin der U 17, U 20 und U 23 aus Israel gewann bereits nach weniger als einer Minute mit Ippon. „Nun konzentriere ich mich voll auf das Grand-Slam-Turnier in Paris, das zwei Wochen nach den Deutschen Einzelmeisterschaften stattfindet“, so Ahrens.

So wird der UJKC Potsdam in Bayreuth wohl durch sechs Judoka vertreten sein: Neben Robert Zimmermann werden Julia Basler (Gewichtsklasse bis 78 kg), Robert Kopiske (bis 60 kg), Philipp Hollmann (bis 100 kg), Norman Helm und Mario Schendel (beide bis 73 kg) auf die Matte gehen. „Ein Platz auf dem Treppchen ist auf alle Fälle Pflicht“, sagt Schendel, der Deutsche Meister von 2008. „Natürlich spekuliere ich aber mit dem Titel. Ich bin diesmal verletzungsfrei ins neue Jahr gekommen und fühle mich sehr fit.“ Zuletzt konnte Schendel gemeinsam mit Robert Zimmermann und Robert Kopiske seine Form im Internationalen Trainingslager in Österreich unter Beweis stellen. „Wir haben viel geübt und hatten dabei auch viel Spaß.“ Seine Hauptkonkurrenz in der stets bestens besetzten 73-Kilo-Klasse sieht der Potsdamer Student vor allem bei den Mattenkämpfern aus Bayern und Baden-Württemberg: „Das sollte aber zu schaffen sein“, gibt sich Schendel optimistisch. Ebenso wie Claudia Ahrens richtet er sein Hauptaugenmerk bereits auf den zwei Wochen später stattfindenden Grand Slam in der französischen Hauptstadt. „Die Teilnahme an diesem hochkarätig besetzten Turnier hängt schon maßgeblich vom Abschneiden bei den Deutschen Meisterschaften ab“, sagt Schendel. „Die sind ein entscheidendes Kriterium für die Kadereinteilung.“

Axel Kirchner ist sehr optimistisch, dass seine Abordnung in der Festspielstadt etwas reißen wird. „Julia Basler ist sehr gut in Form“, bescheinigt der UJKC- Cheftrainer. „Das Training mit Yvonne Bönisch hat sich ausgezahlt.“ Ebenso stark präsentiere sich Robert Kopiske, der in Bayreuth seinen Titel verteidigen will – er ist allerdings gesundheitlich ein wenig angeschlagen. Norman Helm ist bereits seit langer Zeit verletzungsfrei, und Philipp Hollmann hat den Leistungssport und seine Ausbildung zum Hörgeräteakustiker gut unter einen Hut gebracht. „Ich kann dadurch zwar statt zweimal am Tag nur noch abends nach der Arbeit trainieren, aber derzeit bin ich gut drauf“, meint Hollmann. „Ob es für einen Podestplatz reicht, muss man abwarten – freuen würde ich mich über eine Medaille natürlich sehr.“

Das gilt auch für Robert Zimmermann, der heute erstmal daheim in Marquardt den Geburtstag seiner Mutter Rosi feiert. Dabei wird er sich kaum bremsen müssen – Diät ist für ihn derzeit nicht angesagt.