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Landeshauptstadt: Auf den Spuren der „FriWi“s“

Maria Grotthoff-Schmitz macht Stadt-Touren mit Kindern und erklärt dabei Schlösser, Gärten und Könige

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Maria Grotthoff-Schmitz macht Stadt-Touren mit Kindern und erklärt dabei Schlösser, Gärten und Könige Von Guido Berg Preußens Könige hießen entweder Friedrich oder Wilhelm oder Friedrich Wilhelm. Darum trägt die königliche Handpuppe den Namen „FriWi“. Das Kerlchen hat eine goldene Krone und eine große Nase, um die das Sturmtief „Queen“ gestern vor der Orangerie im Neuen Garten mächtig viel Wind blies. In „FriWi“ steckt die linke Hand von Maria Grotthoff-Schmitz, mit der rechten Hand zeigt die Stadtführerin den Kindern ein Bild des großen Kurfürsten: Der echte Friedrich Wilhelm hatte tatsächlich eine ziemlich große Nase. Seit dem vergangenen Jahr unternimmt die Gründerin der kleinen Firma „Archi Tour Potsdam“ Stadtführungen für Kinder. Die Architektin, selbst Mutter zweier Kinder, bereitet das Weltkulturerbe und seine Geschichte für kindliches Sehen und Verstehen auf. „Lirum, Larum, Löffelstiel“ ist beispielsweise eine Tour, bei der es ums Essen geht, ums königliche Mahl. Maria Grotthoff-Schmitz verteilt kleine Bilder mit Motiven aus dem Neuen Garten an die Mädchen und Jungen aus dem Waldorf-Kindergarten Wall am Kiez. Wer sein Bildchen in der Realität entdeckt, bekommt je nach Wahl eine Krone oder einen Reichsapfel – den äußerlichen Statussymbolen eines Königs. „Wer wird überhaupt König?“ „Der Prinz“, rufen die Kinder und die Gastführerin verblüfft sie mit der Tatsache, dass Friedrich der Große gar keine Kinder hatte und deshalb sein Neffe nach dessen Tod König werden durfte. Die Gastführerin schiebt ihr Fahrrad mit Anhänger, in dem sich ihre Utensilien befinden, die Kinder laufen voraus – und queren eine Lennèsche Sichtachse. „Wir haben es!“ Wir haben es!“. Das Marmorpalais. Janusch und Antonia winken aufgeregt mit ihren Bildchen, mit der Krone und dem Reichsapfel versehen werden sie selbst zu „kleinen Königen“. „Warum heißt das Marmorpalais wohl so?“ – „Marmorkuchen“ fällt einem Mädchen ein und alle lachen. „Welch eine Assoziationsgabe!“ wird Maria Grotthoff-Schmitz beim Gespräch nach der Tour ausrufen: Kinder kombinieren doch viel schlauer als viele annehmen. Lia und Anton bekommen jetzt Krone und Apfel, sie haben die Tempelruine entdeckt. „Was ist da drin?“ – „Gold“, so die Antwort. „Nee, die Küche.“ Im Marmorpalais, das natürlich so heißt, weil da so viel Marmor drin ist, hat der König gegessen. Die Küche aber war etwa 50 Meter entfernt, in der Tempelruine. Aber warum baut einer ein Haus, dass halb kaputt ist? Die Archi Tour-Chefin erklärt es mit der königlichen Sehnsucht nach Romantik. Aber das ist schwer zu verstehen. Einfacher ist das schon die Frage, warum die Küche so weit weg ist. „Weil es dort riecht?“ Ja genau, kein König mag es, wenn es schon morgens um Acht nach Kohlrouladen riecht. Außerdem war es sicherer, die königlichen Köche kochten anfangs mit offenem Feuer. Auch machten die Fuhrwerke, die die Zutaten brachten, damals einen höllischen Krach – es gab ja noch keine Gummireifen. Ein unterirdischer Gang verbindet Tempelruine und Marmorpalais. Dahindurch brachten die Diener damals die Platten mit den Speisen. Und „wie das ging probieren wir jetzt mal“: Die Kinder bilden ein Spalier, das mit einem Tuch über den ausgestreckten Armen ein Tunnel darstellt. Mit einer Serviette überm Arm und einem Schokokuss auf dem Tablett zwängen sie sich hindurch, verspeisen ihren Schokokuss aber selbst, nicht der König! „FriWi“ gratuliert trotzdem: „Ihr habt das echt toll gemacht“. An der Längsseite des Marmorpalais, an den Säulengängen, erklärt Maria Grotthoff-Schmitz, was ein König macht, wenn ihm mal der Marmor für die Säulen ausgeht. Genau das, was die Kinder auch machen, wenn sie noch Bausteine brauchen, aber schon alle verbaut haben. – Sie bauen sie einfach woanders ab! Die Säulen fürs Marmorpalais holte sich der König aus dem Park Sanssouci. Die Tourleiterin zeigt nun Sichtachsen: Die Blick führt über Wiesen, Wasser, durch zwei Bäume hindurch, wieder über Wasser hin zur Pfaueninsel. Schön. Doch die Kinder sehen jetzt eine echte Pyramide! In Ägypten liegen da tote Könige drin, Pharaos. Und hier? „Wein?“ Ja, später. Zu Königs Zeiten war da das Eis drin zum Kühlen des Weins.Über den Sommer bis in den Oktober hinein hielten sich dort die Eisblöcke, die im Winter auf zugefrorenen Seen mit Riesensägen „geerntet“ wurden. Schwupps – Maria Grotthoff-Schmitz drückt dem kleinen Yan einen Eisblock und eine Holzsäge in die Hand. „Nimm“s, Nimm“s, es ist kalt“ schreit er nach einer Weile, ist aber wieder der Erste, als es darum geht, den Eisblock im Sack mit einem Hammer zu zerdeppern. Weil in die Kühlgefäße der Tafelrunde nur kleine Eisstücke passen. In den ausgeschütteten Eisstückchen entdecken die Kinder bunte Murmeln – ein Geschenk zum Abschied. Hat es allen gut gefallen? „Jaaaa“. War “was blöd? „Neeeiin.“ Weiteres im Internet unter: www.archi-tour-potsdam.de

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