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Sonntagsvorlesung: Caroline Féry über „Die sprachliche Verpackung von Information“
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Sonntagsvorlesung: Caroline Féry über „Die sprachliche Verpackung von Information“ Wenn es um Sprache geht, dann können sich Linguistiker auch für schlicht konstruierte Hollywoodfilme begeistern. Da wird in „Jurassic Park III“ eine Gruppe Menschen hartnäckig von Sauriern verfolgt, weil sich einer der Verfolgten vorher als Eierdieb betätigt hatte. Die Urviecher haben eine Art Sprache entwickelt, mit der sie sich durch kehlige Laute verständigen und ihre Opfer in die Enge treiben. Als ein gewisser Dr. Alan Grant, von den Tieren umzingelt, kurz vor der Verspeisung steht, bedient er sich dieser Tiersprache und verwirrt die sonst intelligenten Saurier. Er überlebt und das Happy End ist nicht mehr weit. Ganz schnell, weil es Situation und Drehbuch verlangten, hat er diese Sprache gelernt. Wenn es doch so einfach wäre. Je älter man wird, umso schwieriger ist es, sich eine neue Sprache anzueignen. Eine Sprache als Muttersprache zu erlernen, sei nur im frühen Kindesalter möglich. Schon ab dem 14. Lebensjahr nehme die Fähigkeit, leichter eine Sprache zu erlernen, zunehmend ab. Dass nun besagter Dr. Alan Grant eine nichtmenschliche Sprache innerhalb kürzester Zeit beherrsche, so Caroline Féry, sei mehr als unwahrscheinlich. Aber von einem Film darf man wohl nicht viel mehr erwarten. Im Rahmen der Reihe „Potsdamer Köpfe“ sprach Caroline Féry am vergangenen Sonntag im Alten Rathaus über „Die sprachliche Verpackung der Information“. Seit 1999 hat Caroline Féry die Professur für Grammatiktheorie am Institut für Linguistik und Allgemeine Sprachwissenschaft der Universität Potsdam inne. Sie leitet den ersten Sonderforschungsbereich, den die Potsdamer Universität in diesem Jahr zugesprochen bekommen hat. Von der Deutschen Forschungsgesellschaft gefördert, kann nun in 12 Projekten mit 15 Wissenschaftlern über mehrere Jahre mit einem jährlichen Etat von 1,25 Millionen Euro in Sachen Sprache geforscht werden. Lang Zeit wurde in der Linguistik die Informationsstruktur von Sätzen vernachlässigt, erklärte Caroline Féry vor halb gefülltem Saal. So habe der Satz „Anna bringt immer Schokolade mit“ zwar eine klare Grundaussage. Doch wenn man einmal das Wort „Anna“, ein anderes Mal das Wort „Schokolade“ betone, so ändere sich die Bedeutung. Durch Betonung der Sprache ergibt sich eine Informationsstruktur, die auch die Erwartungshaltung in einem Gespräch beeinflussen kann. Denn durch die „Sprachmelodie“ wird der Gesprächspartner auf das Kommende vorbereitet und es falle ihm so leicht, selbst schwierige Sätze auf die Grundaussage zu reduzieren und schnell zu verstehen. Ziel des Sonderforschungsbereichs sei es, über dieses Phänomen mehr zu erfahren. Die weitschweifenden Ausführungen über die Aufgaben der verschiedenen Forschungsgruppen waren dann wohl eher für die anwesenden Studenten des Fachbereichs von Bedeutung. Interessant wurde es, als Caroline Féry auf die Unterschiede bei der Informationsstruktur in den verschiedenen Sprachen einging. So sei es im Japanischen und Chinesischen nicht möglich, durch Betonung eines Wortes im Satz deren Bedeutung zu verstärken. Denn durch verschiedene Betonungen ein und desselben Wortes werden hier unterschiedliche Wortbedeutungen ausgedrückt, kann das Wort „Haus“ oder „Frau“ bedeuten. Durch Silben, Partikel, die an das zu verstärkende Wort gehängt beziehungsweise davor gesetzt werden, wird das erreicht, was im Deutschen die Betonung schafft. Die anschließende Fragerunde blieb kurz, eine Diskussion ergab sich nicht. Vielleicht aber hatte mancher mehr von diesem Thema erwartet, als es wirklich zu bieten hatte. Dirk Becker
Dirk Becker
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