
© Jan Kuppert
Sport: Auf den Trainer gehört und getroffen
Patricia Hanebeck schoss beide Tore zum 2:0-Sieg Potsdams beim FCR Duisburg – nun winkt Turbine der sechste Meistertitel
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Das kommt davon, wenn frau auf ihren Coach hört: Die zweite Halbzeit hatte am Sonntag in Duisburg gerade begonnen, da jagte Patricia Hanebeck das Leder einfach mal Richtung FCR-Kasten – und schon landete der Ball, von Duisburgs Luisa Wensing per Kopf noch leicht abgefälscht, zum 1:0 für Turbine Potsdam im Kasten. „Unser Trainer hatte mich in der Pause aufgefordert, mal selbst aufs Tor zu schießen“, erzählte Hanebeck später den PNN.
Eine Aufforderung mit Folgen, denn nach ihrem Führungstreffer für den Deutschen Frauenfußball-Meister (46.) traf Potsdams Mittelfeld-Regisseurin kurz vor Ultimo des Bundesliga-Spitzenspiels mit einem sehenswerten Heber von halblinks ins rechte obere Eck (87.) auch zum 2:0-Endstand. Nun kann Turbine am Pfingstmontag im letzten Saisonspiel daheim gegen Tabellen-Schlusslicht Lok Leipzig zum vierten Mal in Folge und insgesamt sechsten Mal nach 2004, 2006, 2009, 2010 und 2011 Deutscher Meister werden. Der Titel könnte Potsdam nur noch vom einen Punkt schlechteren Verfolger VfL Wolfsburg genommen werden, der zum Ausklang beim Tabellen-Fünften SG Essen-Schönebeck ran muss. Die erneute Champions-League-Teilnahme ist Turbine bereits sicher; Duisburg und Frankfurt sind schon zu weit weg.
„Das war unser oberstes Ziel, und deshalb sind wir erst einmal erleichtert“, erklärte Turbine-Trainer Bernd Schröder. „Wenn jetzt auch noch die erneute Meisterschaft rausspringt, ist es natürlich umso schöner.“ Schröder war sich vorab alles andere als sicher, am Sonntag mit seinem Team drei Punkte aus dem Duisburger PCC-Stadion zu entführen, denn der FCR hatte das Hinspiel in Babelsberg nach einem 0:2-Rückstand noch mit 3:2 gewonnen, außerdem fehlte gestern Potsdams Torjägerin Genoveva Anonma wegen ihrer fünften Gelben Karte. „Duisburg hat mehr Stammspielerinnen in der Nationalmannschaft als wir und viel Qualität, aber wir haben kompakt gestanden und gespielt und am Ende verdient gewonnen“, meinte Schröder, der Pfingstmontag 5000 bis 6000 Zuschauer zum Spiel um den Titel im Karl-Liebknecht-Stadion erwartet. „Wir haben heute nicht brillant gespielt, was bei den sommerlichen Temperaturen auch nicht möglich war. Aber wir haben erfolgreich gespielt.“
Seine Mannschaft hatte gestern vor 2234 Zuschauern zunächst zu tun, dem Anfangsdruck der Gastgeberinnen zu widerstehen. Doch Mandy Islacker (6.) verfehlte Potsdams Kasten ebenso wie Gülhiye Cengis (15.), ehe Turbines Schlussfrau Alyssa Naeher gegen Simone Laudehr klärte (22.) und sich die Gäste nach und nach Luft verschafften. Ihre größte Chance vor der Pause hatte Hanebeck, die nach Zuspiel Viola Odebrechts aber einen Tick zu spät war, so dass FCR-Torfrau Anke Preuß noch an die Kugel kam (42.).
Gleich nach dem Seitenwechsel aber war Hanebeck hellwach und jagte das Leder aus zentraler Position unter die Querlatte. „Ich habe Patricia in der Pause gesagt, dass sie nicht immer nur abspielen soll“, erzählte auch Schröder. „Und ihr überhaupt erster Torschuss in dieser Partie hat dann ja gleich gesessen.“ Anschließend kontrollierte Turbine das Spiel, erwies sich Naeher immer wieder als sicherer und Ruhe ausstrahlender Rückhalt ihrer Mannschaft, beispielsweise gegen Laudehr (83.). Endgültig entschieden war die Begegnung nach Hanebecks 18-Meter- Schuss zum 2:0. „Ein Weltklasse-Tor“, schwärmte Potsdams Trainer, während Patricia Hanebeck nüchtern konstatierte: „So habe ich schon mal getroffen. Das ist aber schon ein Weilchen her.“
Die 26-Jährige wollte sich ungern als Matchwinnerin des Tages sehen. „Sicher ist es ein tolles Gefühl, zweimal getroffen zu haben. Fußball ist aber ein Mannschaftssport und wir haben uns den Sieg hier heute zusammen erarbeitet.“ Nun komme es darauf an, bis zuletzt konzentriert zu bleiben. „Wir freuen uns jetzt über den ganz wichtigen Sieg, müssen die Kirche aber im Dorf lassen. Deshalb wird heute auf der Rücktour auch noch nicht gefeiert. Wenn wir Pfingstmontag auch das letzte Spiel gewonnen haben, können wir das umso mehr tun.“
Auch Bernd Schröder meint, dass der erneute Titelgewinn zum Greifen nah ist. „Wenn wir uns das jetzt noch aus der Hand nehmen lassen würden, wäre es das Schlimmste, was uns passieren könnte“, sagt er. Mannschaftskapitän Jennifer Zietz weiß: „Wir werden gegen Leipzig mehr unter Druck stehen als Lok.“ Und Patricia Hanebeck fordert: „Dann müssen wir mit dem gleichen Engagement wie heute spielen.“ Und sie selbst sollte auch wieder aufs gegnerische Tor schießen.
Turbine Potsdam: Naeher; Singer, Peter, Zietz; Schmidt, Odebrecht, Hanebeck, Göransson; I. Kerschowski (87. Andonova), Vidarsdottir (46. Cramer), Nagasato.
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