Landeshauptstadt: Auf der Schattenseite
„Karli“ ohne unbefristete Flutlicht-Genehmigung
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Babelsberg - Die Schlagzeile könnte lauten: Beim Fußball-Viertligisten SV Babelsberg 03 gehen die Lichter aus. Im übertragenen Sinne, denn in Wirklichkeit gehen sie in nächster Zeit nicht mehr an. Eine fehlende Baugenehmigung ist Schuld, dass die vor fünf Jahren gebaute Flutlichtanlage am Karl-Liebknecht-Stadion in nächster Zeit nicht mehr benutzt werden darf. Denn der Verein hat bei der Verwaltung ausschließlich eine unbefristete Genehmigung beantragt – die Stadt kann aufgrund des Vetos der Landesdenkmalschützer gegen die dauerhafte Lösung aber nur eine befristete Genehmigung ausstellen.
„Wir haben noch keine schriftliche Entscheidung über unseren Antrag“, sagte Ralf Hechel gestern auf Anfrage. Der Geschäftsführer des SV Babelsberg kann sich jedoch derzeit keinen Grund vorstellen, warum der Antrag abgelehnt werden könnte. Und laut einem Zeitungsbericht soll auch die Unesco-Tochter Icomos keine Einwände gegen die abknickbaren Masten direkt am Babelsberger Park haben. Sie beeinträchtigten das Welterbe nicht, wird ein Icomos-Sprecher zitiert. Beim Landesamt für Denkmalpflege, dessen Chef Detlef Karg die Stimme gegen die unbefristete Genehmigung erhoben haben soll, war gestern über die Gründe für eine Ablehnung nichts zu erfahren. Im Ministerium für Kultur, Wissenschaft und Forschung, der dem Landesdenkmalamt übergeordneten Behörde, hieß es, man sei mit dem Fall Babelsberg und Flutlicht noch nicht befasst. Sollte der Bescheid negativ sein, könnte aber Ministerin Johanna Wanka als Schiedsstelle angerufen werden, so Ministeriumssprecher Holger Drews. Schon vor fünf Jahren musste Wanka entscheiden – eine Genehmigung für fünf Jahre lautete das Urteil. Damals wie heute stiegen Denkmalschützer, Oberbürgermeister und Vereinsangehörige auf den Flatowturm, um die Beeinträchtigung durch die Masten für das Welterbe einzuschätzen.
Diesmal will man sich beim Sportverein aber nicht mit einer befristeten Genehmigung abspeisen lassen, auch wenn diese für die nächste Spielzeit reichen würde. Schließlich hatte Oberbürgermeister Jann Jakobs bereits im Vorjahr erklärte, der Verein könne problemlos alle fünf Jahre eine neue befristete Genehmigung bekommen. Doch jeder Antrag an die Verwaltung kostet den Verein bares Geld – ein Problem, denn erst vor vier Jahren hat der Klub eine Insolvenz überstanden.
Sichtachsen, Welterbe, Klagen – die Liste der Dinge, die aus Sicht von Denkmalschützern und Anwohnern gegen eine Flutlichtanlage im Babelsberger Zentrum sprechen, ist lang. So gibt es bereits seit Aufstellung der vier stählernen Halbriesen Klagen dagegen. Eine der acht war bislang noch anhängig – durch die nun ausgelaufene Baugenehmigung hat sie sich aber in Luft aufgelöst, denn die beklagte Genehmigung gibt es ja nicht mehr. Beschwert hatte sich ein Anwohner darüber, dass die Flutlichtmasten im abgeknickten Zustand angeblich die Sonne in den Morgenstunden derart hell reflektierten, dass seine Wohnqualität im benachbarten Haus beeinträchtigt sei. Das wird freilich kaum ausschlaggebend sein bei der neuen Kraftprobe zwischen Politikern und Sportvereinen – um eine befristete oder unbefristete Genehmigung.
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