
© Andreas Klaer
Landeshauptstadt: Auf der Suche nach Entspannung
Die Schulen im Bornstedter Feld wollen nicht mehr Kinder aufnehmen. Doch wo könnte schnell eine neue Schule entstehen?
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Andrea Zielske will nicht mehr. Kein neues Chaos, keine neuen Übergangslösungen und vor allem kein Umzug. Zwei Jahre lang hat die Leiterin des Horts „Die fröhlichen Kinder“ an der Karl-Förster-Schule ihren Hort aufgebaut, mit zwischenzeitlich mehr als 300 Kindern, weil die Schule über ihre Kapazitäten Schüler aufnehmen musste. „Wir haben bereits ganz viele Kompromisse gemacht“, sagt Zielske: „Wir wollen das einfach nicht mehr.“
Eigentlich hatte die Schuldezernentin, Iris-Jana Magdowski (CDU), der Karl-Förster-Schule versprochen, diesmal die Schule an der Kirschallee zu verschonen, wenn die Stadt die Zahl der Schul- und Hortplätze im Potsdamer Norden erhöhen muss. Stattdessen sollte eine Zwischenlösung auf dem Gelände der Grundschule im Bornstedter Feld gefunden werden. Doch nach Protesten und Widerstand, diese Schule alleine mit mehr Schülern zu belasten (PNN berichteten), brachte die Sozialbeigeordnete Elona Müller-Preinesberger (parteilos) den Standort David-Gilly-Straße für einen temporären Neubau ins Gespräch. Auf halbem Weg zwischen beiden Schulen gelegen könnten die Hortkinder beider Schulen dort betreut werden und die Schulen dadurch mehr Räume für den Schulbetrieb nutzen.
In wenigen Wochen werden die Politiker des Bildungsausschusses und die Stadtverordnetenversammlung über den Schulentwicklungsplan der Stadt für die kommenden Jahre abstimmen. Größtes ungelöstes Problem: Wohin mit den vielen zu erwartenden Grundschülern im Potsdamer Norden ab dem Schuljahr 2015/16? Allein die Klassenstärke in den drei Grundschulen im Norden zu erhöhen, reicht nach Angaben der Stadt nicht aus. Ein schnell in Modulen zu errichtender Bau muss her – und vor allem ein Standort dafür.
Da der Standort an der David-Gilly-Straße zu klein für eine komplette Schule ist, sollte wenigstens ein Hort dort eingerichtet werden, so die Überlegung der Verwaltung. Doch nun stellen sich Eltern und Erzieher des Horts dem in den Weg: Hortleiterin Zielske hat den Jugendamtsleiter der Stadt und Politiker umgehend eingeladen, damit sie sich ein Bild von ihrem Hort machen: Schöne große Räume auf vier Etagen, eingerichtet wie kleine Wohneinheiten, mit Raumteilern, Sofa-Lümmelecken, alten Möbeln. „Das ist auch eine gewisse Atmosphäre, die wir geschaffen haben“, sagt sie. Die Kinder töpfern, bekommen vorgelesen, backen Eierkuchen, spielen Theater oder nähen Eulenpuppen. „Wie soll unser ganzheitliches Konzept in einem Container umgesetzt werden?“, fragt sie. Und auch Elternvertreterin Kathleen Adler sagt: „Die Modulschule sollte komplett als Schule errichtet werden. Gewachsene Strukturen dürfen nicht zerstört werden.“
Die SPD-Fraktion hatte die Stadt beauftragt, mehrere mögliche Standorte für ein temporäre Schule zu prüfen. Zwarhält die Verwaltung keinen der Vorschläge für umsetzbar. Doch SPD-Fraktionsvorsitzender Mike Schubert gibt trotzdem die Hoffnung nicht auf, einen besseren Kompromiss zu finden, als die Horte auszulagern. Auf dem Gelände des AWO-Bürgerhauses in Bornim könnte seiner Meinung nach eine Fertigteilschule serrichtet werden. Inklusive Turnhalle würde dieses Modell nach seinen Berechnungen rund 12,7 Millionen Euro kosten. Das würde die Stadt rund sieben Millionen Euro weniger kosten als die geplante Massivbauschule auf demselben Grundstück, die frühestens 2017fertig wäre. Ein weiterer Vorteil: In rund 15 Wochen ließe sich das Gebäude errichten, so Schubert. Das Grundstück gehört der Stadt und ist als Gemeinbedarfsfläche ausgewiesen: „Damit hätten wir sofort eine Schule“, sagt Schubert.
Sollte dieses Modell von der Stadt abgelehnt werden, bliebe nur, ein für Wohnbebauung oder zum Verkauf vorgesehenes Grundstück zu nutzen. Selbst wenn es mit Kosten verbunden sei, der Entwicklungsträger Bornstedter Feld müsse ein Grundstück für die schulische Infrastruktur zur Verfügung stellen, sagt Stefan Wollenberg (Linke). Die CDU etwa schlägt vor, neben der zu bauenden Gesamtschule an der Esplanade eine Grundschule in Modulbauweise zu errichten. Dafür müsste schnellstmöglich der Bebauungsplan für das als Mischfläche ausgewiesene Grundstück an der Georg-Hermann-Allee geändert werden. Das würde allerdings Zeit kosten, hält Schubert dagegen. Noch bleiben knapp zwei Wochen Zeit, um beide Varianten abuwägen. Bis zum nächsten Bildungsausschuss Mitte März soll eine Lösung gefunden werden.
Grit Weirauch
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