Landeshauptstadt: „Auf einen solchen Mann darf man stolz sein“
Freiburgs Oberbürgermeister Dieter Salomon (Bündnis 90/Grüne) über das Gedenken an Max Dortu
Stand:
Herr Salomon, am 31. Juli 1849 wurde in Freiburg der Potsdamer Freiheitskämpfer Maximilian Dortu, nach dem in seiner Heimatstadt eine Straße benannt ist, im Alter von 23 Jahren von preußischen Militärs hingerichtet. Welche Bedeutung haben das Datum und die damaligen Ereignisse für Freiburg?
Dortu war eine der Persönlichkeiten, die für die – letztlich gescheiterte – Badische Revolution von 1848/1849 standen. Dazu gehörten auch Friedrich Hecker und davor die Freiburger Staatsrechtslehrer Carl von Rotteck und Theodor Welcker. Ideale wie Freiheit, Gerechtigkeit, Demokratie und Meinungsfreiheit hatten ja auch nach 1848 weiterhin Bestand. Unsere Vorstellung einer demokratischen, gerechten und freiheitlichen Gesellschaft hat ihre Wurzeln in den Ideen der 48er. Südbaden hat sich immer als eine Region mit kritischer Distanz zur Obrigkeit verstanden. Das setzt sich bis in die jüngere Vergangenheit und in die heutige Zeit fort. Die Menschen sind hier aufgrund ihrer Geschichte politisch sensibel und aufgeschlossen gegenüber neuen Bewegungen, und sie gehen eher als woanders unkonventionelle Wege. Mitte der 1970erJahre ist in Wyhl am Kaiserstuhl zu ersten und einzigen Mal in Deutschland mit friedlichem Widerstand der Bau eines Atomkraftwerks erfolgreich verhindert worden.
Wie gedenkt die Stadt Freiburg Dortus Tod?
Max Dortus Eltern haben der Stadt Freiburg ein Vermächtnis hinterlassen, das nach heutiger Kaufkraft etwa zwischen einer viertel und einer halben Million Euro wert wäre, mit der Auflage, die Grabstätte auf ewig zu pflegen. Die Stadt Freiburg hat dies auch als eine moralische Verpflichtung übernommen, weshalb das kleine Mausoleum bis heute besteht und vor einigen Jahren restauriert worden ist, obwohl der damalige Wiehremer Friedhof längst aufgelassen ist. Jedes Jahr findet zu seinem Todestag eine kleine Gedenkfeier oder – wie in diesem Jahr – ein kleines Konzert statt, das von einer privaten „Initiative zur Erinnerung an die Badische Revolution 1848/1849“ veranstaltet wird. Ich habe in den letzten Jahren mehrfach dort im Namen der Stadt gesprochen, und mehrfach waren auch Abordnungen aus Potsdam dabei.
In Potsdam gibt es kein offizielles Gedenken. Halten Sie das für richtig?
Ich gebe Amtskollegen in anderen Städten keine öffentlichen Ratschläge. Jede Stadt muss selbst wissen und entscheiden, wie sie mit ihrer Geschichte umgeht. Ich meine aber, dass zum Verständnis und zur richtigen Einordnung der vielen Facetten des Preußentums auch jemand wie Max Dortu und das Wissen über seine Motive gehört. Aus der Gefangenschaft hat er seinem Vater geschrieben: „Wer den Muth hat, eine Überzeugung zu bekennen, muß auch den Muth haben, für dieselbe zu sterben!“ Auf einen Mann, der so konsequent für die Freiheit eingetreten ist, dafür die Karriere hingeschmissen und für seine Ideale in den Tod gegangen ist, darf man durchaus stolz sein.
Die Fragen stellte Ingmar Höfgen
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