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Von Juliane Wedemeyer: Auf Gummi durchs Tor

2009 will Stadt Bauwerk für Radler öffnen / Radweg zwischen Tramgleisen geplant / Neuer Radstadtplan

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Mit dem Fahrrad durchs Nauener Tor – ab 2009 soll das wieder erlaubt sein. Das kündigte Oberbürgermeister Jann Jakobs gestern auf einer Pressekonferenz an. Spätestens in zwei Jahren sollen Potsdams Fahrradfahrer so vom südlichen auf den nördlichen Teil der Friedrich-Ebert-Straße gelangen. Dort sollen sie dann auf dem Streifen zwischen den Straßenbahnschienen fahren. Bisher radeln sie Richtung Alleestraße auf der rechten Fahrbahnseite an den parkenden Autos vorbei. „Das klingt erst einmal abenteuerlich“, sagte Jakobs. Aber der Weg zwischen den Tramgleisen sei sicherer. So seien die Radler vor plötzlich sich öffnenden Autotüren geschützt.

„Mit Piktogrammen wollen wir die Radler dorthin führen“, erklärte Stadt-Verkehrsplaner Axel Dörrie. 1,43 Meter sei dieser breit. Damit die Räder nicht in den Gleisrillen hängen bleiben, sollen diese mit einer speziellen Gummilippe, dem so genannten Velotrail bedeckt werden. Der Gummi sei in den vergangenen Jahren von einer deutschen Firma entwickelt worden und werde gerade in Berlin getestet, sagte Dörrie. In der Bundeshauptstadt, am Rosenthaler Platz, erprobe man auch gerade das Konzept Radstreifen zwischen Tramschienen. Bisher funktioniere es sehr gut.

Autos und Straßenbahnen könnten die Radler nicht überholen und würden dann eben langsam hinter ihnen herfahren. „Was wir erreichen wollen, ist eine größere Sensibilität für Fahrradfahrer. Denn wir sind nicht in der komfortablen Situation, überall separate Radwege zu bauen“, sagte Jakobs. An manchen Stellen seien die Straßen einfach zu schmal. Er könne ja keine Häuser versetzen. An den rechten Fahrbahnrand sollen die Radler künftig trotzdem ausweichen können. „In zwei, drei Abschnitte wollen wir dort das Parken verbieten“, sagte Dörrie. Etwa zwei bis drei Pkw-Längen würden diese Abschnitte lang sein. Die fahrradfreundliche Umgestaltung der Friedrich-Ebert-Straße ist Teil des Radwegekonzepts, das die Stadtverordneten im Juli beschlossen haben. Entwickelt haben es im vergangenen Jahr zwei Planungsbüros aus Berlin und Hannover. 40 000 Euro hat es die Stadt gekostet. 400 Maßnahmen sieht das Konzept vor, ein Netz aus 326 Kilometer Radrouten soll die Stadt überziehen. Kostenpunkt: insgesamt 6,2 Millionen Euro.

Ausgegeben werden sollen sie für neue Radwege, Verkehrsschilder, Fahrbahnmarkierungen, aber auch für fahrradfreundliche Asphaltstreifen auf historischem Kopfsteinpflaster. Jedes Jahr will die Stadt für die Realisierung des Konzepts 800 000 Euro ausgeben. Demnach wäre das Routennetz spätestens in acht Jahren fertig. Aber schon bis 2012 soll der Anteil der Radfahrer am Verkehr um ein Drittel steigen, sagte Jakobs. Derzeit legten die Potsdamer rund 20 Prozent ihrer Wege mit dem Rad zurück.

„Das Rad soll alltägliches Fortbewegungsmittel werden. Dafür müssen wir aber auch das Bewusstsein der Potsdamer ändern“, sagte Jakobs. „Darum müssen wir auch mehr Infos zur Verfügung stellen“. 10 000 Euro hat die Stadt darum für ihre neue Kampagne „FahrRad in Potsdam“ ausgegeben. Gemeinsam mit dem Allgemeinen Deutschen Fahrrad-Club, dem ADFC, hat sie einen Fahrrad-Stadtplan entworfen. 8000 sind jetzt gedruckt worden. Für 2 Euro können sie Interessierte in der Stadtverwaltung, beim ADFC, in verschiedenen Potsdamer Rad- und Buchläden kaufen. Herausgegeben hat die Stadt auch Aufkleber mit dem Motto „FahrRad in Potsdam“ und Info-Faltblätter, die beispielsweise Radrouten aus den südöstlichen Stadtteilen Am Stern, Drewitz, Schlaatz, Kirchsteigfeld und Babelsberg in die City aufzeigen. Später werden Faltblätter für alle Himmelsrichtungen folgen, versprach Jakobs.

2009 sollen die Maßnahmen beginnen. Von den ersten 800 000 Euro sollen auch die Rad-Streifen-Arbeiten in der Friedrich-Ebert-Straße bezahlt werden. Ebenfalls noch im nächsten Jahr sollen beispielsweise Radwege nach Neu Fahrland entstehen, die Forststraße, die Amundsenstraße sowie der Horstweg und die Karl-Liebknecht-Straße will die Stadtverwaltung mit neuen Radwegen und -streifen ausbauen.

Juliane Wedemeyer

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