Sport: Auf gutem Weg
Die Volleyballerin Julia Plaschke ist beim SC Potsdam unverzichtbare Größe
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Um sich einen prägenden Eindruck von Julia Plaschke zu verschaffen, betrachtet man am besten ihren ganz normalen Alltag. Die sympathische Mittelblockerin des Volleyball-Zweitligisten SC Potsdam ist zeitlich derart eingespannt, dass sie sich selbst manchmal wundert, alles unter einen Hut zu bekommen und den ganz unterschiedlich gearteten Anforderungen gerecht zu werden.
Der Regional-Express, der die mitten in der anspruchsvollen Ausbildung zur Physiotherapeutin stehende 21-Jährige werktags nach Brandenburg/Havel bringt, verlässt den Potsdamer Hauptbahnhof um 6.38 Uhr. Gegen 16 Uhr ist sie wieder zu Hause und hat eigentlich nur kurz Gelegenheit, die Tasche mit den Lehrunterlagen gegen die mit den Sportklamotten einzutauschen. Dreimal wöchentlich geht´s dann zum Mannschaftstraining in die Sporthalle Heinrich- Mann-Allee, einmal steht in den Bahnhofspassagen Athletiktraining an. Heute ist Ruhe, denn es ist Donnerstag. „Ich sehne diesen Tag immer herbei, weil ich dann einfach mal ein bisschen Zeit für mich habe “, sagt sie, und wie sie es sagt, klingt es, als bedauere sie diesem Umstand ausdrücklich.
Wenn man so will, ist Julia Plaschke exemplarisches Beispiel dafür, dass leistungsmäßig betriebener Mannschaftssport diszipliniert. Sie begann als Leichtathletin und spielte bereits als 14-Jährige für den SC Potsdam II in der Regionalliga. Heute ist die gebürtige Potsdamerin als stets um sportliche Weiterentwicklung bemühte Volleyballerin beim Zweitliga-Aufsteiger eine feste, ja unverzichtbare Größe „Sie ist stets zuverlässig und für ihr Alter sehr weit. Ich schätze sie sehr für ihre ruhige und ausgeglichene Art, die ihr allerdings im Wettkampf mitunter zum Nachteil gereicht“, sagt Volker Knedel, ihr Trainer. Warum sie nach außen distanziert, ja unterkühlt wirkt, kann auch Knedel nicht erschöpfend erklären. „Ich weiß nur, dass dieser Eindruck total täuscht“, befindet er.
Am kommenden Wochenende trägt der zuletzt in neuer sportlicher Umgebung zweimal erfolgreiche SC Potsdam gleich zwei Auswärtsspiele aus. Julia Plaschke steht wieder früh auf, denn die Abreise zur Partie beim USC Münster II beginnt am Sonnabend um 6 Uhr. Vor Ort wird im Hotel genächtigt, um am Sonntag fünfzig Kilometer weiter gegen die Warendorfer SU anzutreten. In der Nacht zum Montag kehrt das Team nach Potsdam zurück. Könnte der SC Potsdam eines der beiden Spiele für sich entscheiden, hätte sich der zeitliche und logistische Aufwand gelohnt. „Wir haben neuen Mut geschöpft und bewiesen, dass es geht. Jetzt wollen wir nachlegen“, sagt die privat mit dem Waldstadt-Volleyballer Robert Ließ liierte Julia Plaschke, die oft bei den Heimspielen der drei Potsdamer Regionalligisten an der Heinrich-Mann- Allee als Besucherin anzutreffen ist und zum baulichen Zustand der Halle nur anmerkt, ihre Aufschläge nie an zwei ganz bestimmten Stellen auszuführen. „Der Untergrund dort wird zusehens instabiler, es besteht Verletzungsgefahr. Ich bin gespannt, was sich mit Blick auf die Hallensituation in Potsdam demnächst tut.“
Gestern Abend fehlte Julia Plaschke beim Training. Sie saß zu Hause über den Büchern, weil sie heute eine von vielen Prüfungen zu absolvieren hat. Sie versteht die Dinge eben zu gewichten.
Was die Zukunft bringt? Bis zum übernächsten Sommer läuft die Ausbildung, die vom Anforderungsprofil her in Teilen mit einem Medizinstudium vergleichbar ist. Später sieht Julia Plaschke ihren Platz in der Sporttherapie: „Ich bin durch den Volleyball auf meinen künftigen Beruf gekommen.“ Alles scheint im Fluss, und bei Julia Plaschke hat man das Gefühl, dass die ihr eigene Charakterfestigkeit und Intelligenz dabei keine schlechten Wegbegleiter sind.
Thomas Gantz
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