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Schreiben oder spielen? Der HFF-Schauspielabsolvent Jens Hollwedel hat bereits ein Theaterstück geschrieben
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Schreiben oder spielen? Der HFF-Schauspielabsolvent Jens Hollwedel hat bereits ein Theaterstück geschrieben Nicht für die Schule, für das Leben lernen wir. Das Studium ist beendet, die Ausbildung abgeschlossen. Doch was kommt dann? Diese PNN-Serie verfolgt das Schicksal von einzelnen Absolventen der drei Potsdamer Hochschulen, so genannten Alumni. Mit welchen Vorstellungen haben sie ihr Studium betrieben? Was haben sie in Potsdam gelernt? Und wie sieht ihr Alltag heute aus? Von Dagmar Schnürer Die gefeierte letzte Vorstellung seines Debütstückes „Wie ein junger Gott“ im T-Werk (Festival „Theaterfrühling“ ) hat Jens Hollwedel gerade noch mitbekommen. Drei Tage später brach er seine Zelte in Potsdam ab, um das erste Schauspielengagement in Schleswig anzutreten. Denn eigentlich ist er Schauspieler, hat dieses Jahr sein Studium an der Hochschule für Film und Fernsehen in Babelsberg (HFF) abgeschlossen. Die ersten Szenen von „Wie ein junger Gott“ entstanden als Abschlussarbeit des Dramaturgie-Unterrichts. Mit dem vollendeten Stück wurde Jens Hollwedel letztes Jahr zu den Autorentheatertagen ans Thalia Theater Hamburg eingeladen. Vor zwei Monaten war die erfolgreiche Uraufführung des Jugendstückes im theater 89 in Berlin. Während seines Studiums wohnte Jens Hollwedel im Studentendorf Griebnitzsee. Jetzt sitzt er dort auf gepackten Kisten, trinkt Kaffee, raucht in Ruhe eine und lacht gerne über vergangene Zeiten. Wie er damals, in seiner Heimat-Kleinstadt Delmenhorst bei Bremen, „mit Pauken und Trompeten durchs Abi rasselte“ und eine Ehrenrunde drehte. Wie er mit einem Freund Missgeschicke inszenierte und filmte, für eine Sendung auf RTL2, die bald wieder abgesetzt wurde. Und wie er, nach zwei Jahren beim Bund, gleich im ersten Anlauf an der HFF aufgenommen wurde. Hätte das nicht geklappt, wäre Jens Hollwedel vielleicht auf einer Regieschule gelandet, denn eigentlich hatte ihn zu diesem Zeitpunkt bereits die Regie mehr interessiert als das Spielen: „Ich weiß, dass ich wahrscheinlich nicht ewig Schauspieler bleiben will, weil mir das nicht reicht und weil ich auch merke, dass ich besser bin, wenn ich unten sitze.“ Doch das Schauspiel ist eine hilfreiche Grundlage für die Regie, wie Jens Hollwedel bei seiner ersten Regieerfahrung im Off-Bereich deutlich gemerkt hat. Auch für das Schreiben von Theaterstücken ist die Schauspielerei eine Hilfe. Jens Hollwedel erzählt, dass er Szenen mit sich selbst ausprobiert, bevor er sie niederschreibt. So merkt er, was funktioniert und was nicht. Die vier Studienjahre in Potsdam waren seine erste Zeit im ehemaligen Osten. Die alten Ostgebäude, daneben die Platte, dann Sanssouci und die anderen Schlösser und dazwischen die modernen Gebäude, wie zum Beispiel der Bahnhof und die HFF, das gefiel Jens Hollwedel. Auch die Mentalität der „Ossis“ hat es ihm angetan: „Ossis sind sozialer und haben so eine mords Energie irgendwas zusammen zu machen.“ Während er den Durchschnitt der „Wessis“ als Einzelkämpfer beschreibt, die schwer zu einer gemeinsamen Anstrengung zu mobilisieren sind und denen es oft bereits genügt, mit dem Auto durch die Gegend zu brausen. Ihm selbst genügt es, wenn er Anerkennung bekommt: „Wenn ich merke, dass ich irgendwas mache und die Menschen nehmen das wahr, dann reicht mir das schon. Ich mag es auch, wenn die Leute über mich lachen, ich bringe Leute gerne zum Lachen.“ Ob Jens Hollwedel die Menschen in Zukunft als Schauspieler, Regisseur oder Autor zum lachen bringen wird, weiß er noch nicht. Regie reizt ihn auf jeden Fall, auch wenn er weiß, dass Theater sehr anstrengend sein kann. Viel passiert hintenrum, Intrigen, eingebildete, menschlich schwierige Schauspieler und Schauspielerinnen: „Ich möchte später versuchen, mich aus so einem Scheiß rauszuhalten. Und ich will auch versuchen, möglichst allurenfrei zu bleiben.“ Und das Schreiben? Als Jens Hollwedel sich bei etlichen Theatern beworben hatte und es vorübergehend so aussah, als könnte es mit dem Engagement vielleicht auch nicht klappen, hatte er mit dem Gedanken gespielt, als freier Schauspieler in Potsdam zu bleiben. Mit Drehs und Synchronsprechen hätte er versucht, sich über Wasser zu halten und nebenher geschrieben. Doch lieber ist ihm das feste Engagement in Schleswig-Holstein, das zweijährige finanzielle Sicherheit garantiert. Dann kann er ohne Druck schreiben, wenn es ihm beliebt. Ein Drehbuch liegt bereits in der Schublade, an einer Geschichte ist er gerade zugange. Mit dem nächsten Stück wird er sich aber Zeit lassen: „Gerade nach Wie ein junger Gott, das so schnell angenommen wurde, will ich jetzt nicht gleich wieder ein Stück schreiben, weil man entweder versucht, genauso zu schreiben oder auf Gedeih und Verderb total anders. Und ich will nicht, dass das krampfig wird.“ Zunächst also auf nach Schleswig, seine erste Rolle wird der Tybalt in „Romeo und Julia“ sein. Die sicherlich etwas miefige Kleinstadt wird Jens Hollwedel wahrscheinlich wenig ausmachen, denn er rückt ihr samt Freundin zuleibe. Sie war in seinem Jahrgang an der HFF und hat an derselben Bühne ein Engagement bekommen. Glück gehabt. In Schleswig werden sie ihre erste gemeinsame Wohnung beziehen. Die Absolventen-Serie im Internet: www.pnn.de
Dagmar Schnürer
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