
© Guido Berg
Landeshauptstadt: Auf Potsdamer Niveau
Gelobt im Gestaltungsrat: Nachfolger des Hauses Dietz, PBG-Wohnhäuser und Großprojekt Am Brunnen
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Dreimal Daumen hoch: Der Potsdamer Gestaltungsrat nahm sich gestern drei Bauvorhaben in Potsdam vor und lobte alle drei. Wobei sich beim geplanten Nachfolgebau des Hauses Dietz in der Kurfürstenstraße 24/25 auch nach Überarbeitung der Entwürfe an der entstehenden städtebaulichen Misere nichts geändert hat. Die benachbarte ehemalige Gymnastikschule Ullrich „verliert seinen Partner“, erklärte Beiratschefin Ulla Luther, „es steht eingekeilt da“, für ein Baudenkmal sei dies „kein guter Kontext“. Freilich, zu bewerten hatte der Rat nicht die Vorgeschichte stadtplanerischen Vollversagens, sondern die Qualität der gezeigten Neuentwürfe. Diese, vom Büro Kny & Weber gezeichnet, gefielen den Ratsmitgliedern im Vergleich zur Erstpräsentation schon sehr viel mehr. Martin Reichert von den David Chipperfield Architects: Die Anmutung als Stadtpalais wurde gestärkt, der Baukörper deutlicher differenziert, das vormalige vierte Geschoss in zwei Penthäuser aufgelöst. „Die strenge Mittelsymmetrie tut dem Bau gut“, sagte Reichert. Gut seien auch die durchgängig vorgesehenen französischen Fenster. Bedauerlich sei nur, dass die historische Parzellenteilung nicht bleiben soll, „Stichwort historisches Gedächtnis“. Als Grund vermutet Reichert starken wirtschaftlichen Druck. Aus dem Zustand einer nüchternen Bejahung hin zu einer gewissen Begeisterung steigerten sich die Ratsmitglieder, als Roland Zellmann, Vorstand der Wohnungsbaugesellschaft PBG, die von Architekt Robert Specht überarbeiteten Pläne für den Umbau der Käthe-Kollwitz-Straße 1-3 vorstellte. Nach Anregungen in der ersten Ratspräsentation haben Zellmann und Specht „tabula rasa“ gemacht und völlig neu geplant. Das Ergebnis ist mit den Worten Ulla Luthers „sehr erfreulich“, Mara Pinardi bekannte, „sehr beeindruckt“ zu sein. Die PBG verabschiedete sich völlig vom Dachgeschoss-Ausbau, sie will nun ein Flachdach verwenden. Die oberste Etage erhält „Loft-Charakter“. Durch einen „Schlitz“, eine bauliche Aussparung, vermitteln diese Wohnungen sogar Eigenheimgefühl – „eine pfiffige Idee“, so Ulla Luther.
Nahezu überschwängliches Lob gab es für Architekt Carl Schagemann, nachdem er seine städtebaulichen Vorschläge für eine Erweiterung der Siedlung Am Brunnen/Kunersdorfer Straße vorgestellt hatte. Freilich zog er den Rat schon mit der Präsentation eines städtebaulichen Modells halb auf seine Seite, mit dem die Pläne auch räumlich-geografisch gut erfassbar sind. Die PBG plant den Neubau von bis zu 450 Wohneinheiten – ein Großvorhaben. Schagemann erkannte, dass die in den 1930er und 1950er Jahren entstandene Siedlung zum Forst hin den Charakter einer „Zwiebelschale“ hat und plante daher eine weitere Schale hinzu. Ratsmitglied Christian Rapp hoch erfreut: „Wir teilen ihre Konklusionen“ – seine Schlussfolgerungen. Vieles sei von Schagemann „gut durchdekliniert“ worden, vorbildlich die ganzheitliche Betrachtung der Siedlung. Und auch das wird der Babelsberger Architekt gern gehört haben: Seine Vorstellung einer Verdichtung des Bestandes durch Zweigeschosser im Hofbereich wurde vom Denkmalschutz zwar abgelehnt – der Gestaltungsrat jedoch findet die Idee gut und rät zum Dialog. Zusammenfassung Ulla Luthers: „Das ist ein Niveau, wie man es sich für Potsdam wünscht.“ Guido Berg
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