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Landeshauptstadt: Auf Schlittschuhen am Aradosee

Schon in den 50er Jahren gab es Spritzeisbahnen

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Schon in den 50er Jahren gab es Spritzeisbahnen „Anfang der 50er Jahre gab es am Schlaatzweg eine kleine Eisbahn, auf der ich mit meinen zu großen Schlittschuhen und den daran befestigten ''Hackenreißern'' versuchte, das Schlittschuhlaufen zu erlernen“, erinnert sich Leserin Karin Hanusch, die 1941 an der Alten Königsstraße (heute Friedrich-Engels-Straße) das Licht der Welt erblickte und dort aufgewachsen ist. Von ihren Bekannten werde aber angezweifelt, dass diese Eisbahn existierte. Ob die PNN da helfen könnten? Die Eisbahn hat es gegeben. Sie wurde jährlich im Winter durch die Berufsfeuerwehr aufgespritzt. Dafür diente eine Betonfläche am so genannten Aradosee. Die 1924 von dem Großindustriellen Stinnes in Hamburg gegründete Flugzeugbaufirma Arado wuchs mit der Aufrüstung ab 1933 auf 6000 Beschäftigte an. In diesem Zusammenhang entstanden mehrere neue Produktionsstätten, darunter in Potsdam-Babelsberg. Hier nahm 1934 die Konzernleitung ihren Sitz. Die Betonfläche neben dem „See“, der dem Werk als Feuerlöschteich gedient hatte, wurde aber nicht nur als Spritzeisbahn, sondern ab 1954 auch für die neu gegründete Sektion Rollsport der BSG (heute Eisenbahner-Sportverein) Lokomotive Potsdam genutzt. Sie brachte mehre DDR-Meister im Rollkunstlaufen hervor, zuletzt 1990 Axel Bönick. Daran hatte Helga Wicha großen Anteil. Die Trainerin ist heute noch bei den Rollschuhsportlern des ESV Lok tätig, wenn auch die Zeit der großen Erfolge vorerst vorbei zu sein scheint. Sie sah es damals nicht gern, wenn die Übungs- und Wettkampfstätte im Winter in eine Eisbahn verwandelt wurde, was dem Beton schadete. Allerdings waren die Rollschuhe seinerzeit noch nicht so empfindlich wie die heutigen hoch entwickelten Geräte. 1968 kam das plötzliche Ende für die Sportanlage: Die Fläche wurde der PGH Innenausbau zugesprochen. Diese Produktionsgenossenschaft des Handwerks, die im Wohnungsbauprogramm eine wichtige Rolle spielte, drohte an ihrem alten Standort in der Feuerbachstraße aus den Nähten zu platzen. Ihr Vorsitzender, Hans-Joachim Zietemann, setzte den Rollschuhsportlern bei Beginn der Bauarbeiten aber nicht einfach den Stuhl vor die Tür. Er beließ ihnen eine kleine Fläche, auf der sie weiter trainieren konnten. Auch andere provisorische Übungsstätten, sogar im Keller des damaligen Straßenbahndepots, wurden gefunden. „Gleichzeitig haben wir eine neue Rollschuhbahn an der Sporthalle Heinrich-Mann-Allee finanziert“, berichtet Zietemann. Die Einweihung fand am 1. Mai 1972 statt. Davon blieb ein Foto erhalten. Es ist in der Broschüre abgedruckt, die vom ESV Lok anlässlich seines 50-jährigen Bestehens im Jahr 2001 herausgeben wurde. Auch diese Bahn wurde im Winter für das Eislaufen genutzt und nahm dadurch Schaden. Sie wurde aber Mitte der 90er Jahre grundlegend erneuert und bietet den Rollschuhsportlern, unter denen sich einige hoffnungsvolle Talente befinden, gute Trainings- und Wettkampfmöglichkeiten. Eis gelaufen wird darauf nicht mehr. Auch die anderen Spritzeisbahnen sind verschwunden, die bis Ende der 80er Jahre im Winter in mehreren Stadtteilen angelegt worden waren. Sobald die Quecksilbersäule unter null Grad sank, oft schon im Dezember, wurden sie im Auftrag des Rates der Stadt durch die Feuerwehr gespritzt und nach Wärmeeinbrüchen erneuert. Die Nutzung war kostenlos. Eine der größten befand sich an der Schopenhauerstraße nahe dem jetzigen Fahrradhaus. Heute bieten private Betreiber Flächen zum Eislaufen an, unter anderem am Bassinplatz und im Babelsberger Eiszelt.E. Hohenstein

E. Hohenstein

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