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Landeshauptstadt: „Auf unbestimmte Zeit“

Die Schwimmhalle am Brauhausberg ist wegen akuter Einsturzgefahr geschlossen worden. Wie es weiter geht, ist völlig unklar

Stand:

Der Hausmeister musste schon seit Tagen auf das Dach der Schwimmhalle am Brauhausberg, um den Schnee zu räumen. Während er in der vorigen Woche oben fegte, waren unter ihm die Gutachter am Werk und untersuchten die Stützpfeiler. Das Ergebnis ihrer Untersuchungen war so vernichtend, dass am späten Freitagabend entschieden wurde: Die Halle muss geschlossen werden. Denn bei Schneefall und ungünstigen Begleitumständen könnte das Hallendach einstürzen – ähnlich wie vor Wochen in Bad Reichenhall und vor einer Woche im polnischen Kattowitze, so Peter Paffhausen, Chef der Stadtwerke Potsdam. Gutachter Norbert Seidel war zu dem Schluss gekommen, dass zehn der elf markanten blauen Stahlstützen an der Vorderseite der Halle nicht mehr tragfähig sind (siehe Kasten unten). Die unter Abdeckungen verborgenen Enden der Pfeiler, die die Last der gebogenen Dachkonstruktion aufnehmen und auf die Stützen in und vor der Halle verteilen, sind völlig marode. Nach dem Einsturz der Eissporthalle in Bad Reichenhall habe man die schon vor längerer Zeit beauftragten Gutachter gebeten, ihre Ergebnisse früher vorzulegen, so Paffhausen gestern.

Wie lange die Halle geschlossen bleibt, sei derzeit noch nicht abzusehen, so Paffhausen: „Die Halle ist bis auf unbestimmte Zeit geschlossen.“ Es sei völlig offen, ob sie je wieder eröffnet werden kann. „Alles ist möglich“, so Paffhausen, auch, dass die Halle abgerissen werden muss und am Fuße des Brauhausberges doch der komplette Spaßbad-Entwurf von Oscar Niemeyer inklusive neuer Halle gebaut wird (siehe unten).

Die Stadtwerke hatten die Halle am Brauhausberg zusammen mit dem Schwimmbad Am Stern erst vor einem Jahr mit ihrer Bäderlandschaft Potsdam GmbH von der Stadt übernommen. Schon vor Weihnachten, so Paffhausen gegenüber den PNN, habe man die Gutachter mit einer so genannten Zerstörungsprüfung beauftragt, bei der auch das Innere tragender Teile untersucht werde.

Heute, so Paffhausen, würden die Gutachter mit einer „ganz, ganz tiefen Tiefenprüfung“ beginnen. Neben dem bereits beauftragten Ingenieurbüro Dr. Zauft solle noch ein zweiter Gutachter beauftragt werden: „Wir brauchen eine zweite Meinung.“ Tragwerksexperte Seidel sagte gestern, dass weitere Prüfungen nicht vor Dienstag beginnen: „Wir müssen uns erst beraten und sehen, wie wir bei dieser Witterung weiter vorgehen.“

Sollte bei den weiteren Tests herauskommen, dass die Halle nicht saniert werden kann oder dass der Sanierungsaufwand unangemessen hoch ist, müsste sie abgerissen werden, so Paffhausen. Um den Sanierungsbedarf der Halle am Brauhausberg zu ermitteln, hatten die Stadtwerke schon vor Monaten Gutachter zunächst mit einer oberflächlichen Prüfung beauftragt. „Bei der ersten In-Augenscheinnahme haben die Gutachter nichts festgestellt, aber eine Materialprüfung angeregt“, so Paffhausen. Eigentlich sollten die Gutachter nur ermitteln, welche Arbeiten nötig sind, damit die Halle noch 15 Jahre stehen bleiben kann.

Für die Halle gab es schon früher Sicherheitsbedenken. Seit Eröffnung am 7. Oktober 1971 tropfte es durch die obere Deckenschicht. Die Dämmmaterialien waren bei Beginn der Dach-Sanierung im Jahr 1992 tropfnass und dreimal so schwer wie normal. Zwei Jahre dauerte damals die Kompletterneuerung des geschwungenen Dachs, einzig die dicken Stahlseile blieben erhalten. Diese sind nach Aussagen damals Beteiligter dicker als nötig in solchen Hallendächern, da Stahl zu Bauzeiten der Halle rar war. Daher sei nicht der hochwertigste Stahl verwendet worden, doch sei die Stabilität des Materials durch die Dicke der Seile ausgeglichen worden. Als Grund für die Sanierung Anfang der 1990er Jahre galt auch, dass eine derartige Dachkonstruktion einige Jahre zuvor in Österreich zusammengebrochen war.

Oberbürgermeister Jann Jakobs zeigte sich am Wochenende überrascht von den Ergebnissen der Gutachter. „Wir hatten eigentlich nur geplant, die Technik und die Fassade der Halle zu sanieren.“

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