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Zusammengerollt. Ein Igel in den Händen von Rentnerin Gabriele Dunst.

© dapd

Landeshauptstadt: Aufpäppeln und pflegen: Eine stachelige Passion In der Igelstation in Böhmerheide werden verwundete Igel wieder aufgepäppelt

Böhmerheide - Behutsam greift Gabriele Dunst nach dem kleinen zusammengerollten Igel in der Holzbox. Sie prüft, ob das Tier mittlerweile wurmfrei ist.

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Böhmerheide - Behutsam greift Gabriele Dunst nach dem kleinen zusammengerollten Igel in der Holzbox. Sie prüft, ob das Tier mittlerweile wurmfrei ist. Vor dem Winterschlaf will sie den kleinen Igel unbedingt noch weiter aufpäppeln. In ihrer Auffangstation in Böhmerheide im Landkreis Barnim kümmert sich die Rentnerin seit zwölf Jahren um verwundete oder unterernährte Igel.

Die Anzahl der Patienten ist stetig gestiegen, sagt Dunst. 26 Igel beherbergt die gebürtige Berlinerin derzeit bei sich zuhause. In diesem Jahr waren es bereits hundert Tiere, die Dunst ambulant oder stationär betreut und gepflegt hat. Besonders in der zweiten Jahreshälfte hätten viele Menschen Tiere gebracht. „Der Herbst war zu trocken, die Igel finden nicht mehr soviel Futter wie etwa Regenwürmer und Käfer und sind deshalb unterernährt“, sagt die 56-Jährige. Im Vergleich zu 2010 habe sie bislang dreißig Igel mehr versorgt.

Aber nicht nur wegen der Witterungsverhältnisse landeten die Tiere in der Igelstation, sagt Dunst besorgt. „Die Lebensbedingungen für die Igel werden immer schlechter.“ Zunehmend kämen Tiere mit abgetrennten Gliedmaßen durch Bisswunden von Waschbären und Marder. Zudem gebe es in Wohngebieten viele Gefahrenzonen für das Säugetier. „Die Gärten sind zu sehr geputzt und werden mit zu viel Chemie gedüngt.“ Mit dem Rasenmäher würden viele Gartenbesitzer in Hecken fahren und Nester zerstören. Einige Igel fielen zudem in Kellerfensterschächte, die nicht gesichert seien, sagt Dunst.

Wenn die Igelpatin von ihren Patienten spricht, wird ihre Stimme besonders weich. Für sie ist der Igel nicht einfach ein Säugetier. „Ich habe mich in diese Tiere verliebt“, schwärmt sie. Mit „Macky“ fing alles an. Den Igel taufte sie so, nachdem sie ihn vor ihrem Grundstück verwundet aufgelesen hatte. Das war 1999. Danach informierte sie sich in Büchern über Igelpflege und besorgte sich ein Führungszeugnis. Heute nimmt ein Außengehege für Igel die Hälfte ihres Gartens ein. Ihre stachelige Passion hat sich in der Region herumgesprochen.

Der Förderverein der Feuerwehr Finow im Landkreis Barnim hat gemeinsam mit einem Tischler Futterhäuser für die Igel gesponsert. Und eine Zoohandlung aus Eberswalde hat Katzenfutter geschickt. Mitte Dezember werde zudem ein Verein gegründet, um die ehrenamtliche Arbeit von Dunst zu unterstützen.

Für die Igelpatin hat derweil ein Wettlauf gegen die Zeit begonnen. „Ich arbeite gegen die innere Uhr der Igel.“ Denn der Winterschlaf der Tiere stehe kurz bevor. „Viele der Igel verlieren dabei zwei Drittel ihres Gewichts.“ Deshalb müsse sie sich beeilen, dass die Igel zunähmen. 700 bis 750 Gramm müssten es schon sein.

Erst dann könne sie ihre Patienten beruhigt in den Winterschlaf entlassen.

Anna Ringle-Brändli

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