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Auf dem Neubau der Alten Post wurden drei originale Attikafiguren bereits Ende Oktober aufgestellt.

© Andreas Klaer

Attika-Figuren auf der Alten Post Potsdam: Aufs Dach gestiegen

Über die Statuen auf dem Potsdamer Stadtschloss wird noch gestritten, auf dem Neubau der Alten Post stehen drei Figuren bereits. Nicht allen gefällt das.

Potsdam - Attikafiguren und kein Ende. Während der Konflikt um die Zukunft der acht Statuen des Potsdamer Stadtschlosses, die auf der Berliner Humboldt-Universität stehen, weiter schwelt (PNN berichteten), gibt es eine weitere Auseinandersetzung um Attikafiguren. Dieses Mal geht es um drei historische Statuen, die auf dem Neubau der einstigen Alten Post an der Friedrich-Ebert- Ecke Yorckstraße stehen.

Potsdamer Projektentwickler Willo Göpel spricht von "billiger Karikatur"

Dort wurden die drei originalen Attikafiguren bereits Ende Oktober auf dem Sims aufgestellt. Sie schmückten einst den 1783 von Georg Christian Unger (1743–1799) entworfenen Originalbau Alte Post – und passen nun, so meinen zumindest Kritiker, gar nicht zum Neubau. Mehr als unglücklich mit den Statuen auf dem Dach ist Willo Göpel, Potsdamer Projektentwickler und bei der Bürgerinitiative „Mitteschön“ aktiv, die zuletzt die graue Fassade des Baus heftig kritisiert hatte. Die barocken Attikafiguren gehörten nicht auf den „grobklassizistischen“ Bau der Volksbank, sagte Göpel den PNN. Die gewollte Versöhnung von zeitgenössischer Architektur und Geschichte verkomme zu einer „billigen Karikatur“. Es sei absurd, beide Stilformen zu kreuzen.

Kritik aus einer ganz anderen Richtung kommt hingegen von den Künstlern im Rechenzentrum. Es sei „bigott“, dass sich die Stadt vehement für die „vermeintlich historisch authentische Verortung barocker Skulpturen“ einsetze, während Denkmäler der Ostmoderne mutwillig ihres ursprünglichen Stand- und Bestimmungsortes beraubt würden. Von der Vorgabe des Denkmalamtes seien Baudenkmäler idealerweise an ihren Ursprungsort gebunden. Bei den DDR-Denkmalen werde das aber nicht so genau genommen.

So sei etwa das Karl-Liebknecht-Denkmal von Kurt-Hermann Kühn an der Nordwand des Ernst-Thälmann-Stadions nach der Wende in einer kaum wahrgenommenen Ecke des Lustgartens verschwunden. Gesellschaft leiste ihm dort die Skulptur „Herz und Flamme der Revolution“ von Theo Balden. Die Bauplastik „Flugschiff“, ursprünglich 1974 von Peter Rohn und Christian Roehl für das „Haus des Reisens“ entworfen, hänge am Parkhaus der Schiffbauergasse. Das „Haus des Reisens“ war am Standort der früheren Alten Post errichtet worden. Auch die „Transparente Weltkugel“ musste wie berichtet umziehen. Das Wandbild „Die Erben des Spartakus“ in der Stadt- und Landesbibliothek sei mittlerweile nicht mehr in seinem vollständigen Format zu sehen, sondern in Stücke geschnitten und angepasst an die Innenwände der Bibliothek. Und das denkmalgeschützte Mosaik „Der Mensch bezwingt den Kosmos“ von Fritz Eisel könne mit dem Abriss des Rechenzentrums ein ähnliches Schicksal erleiden, kritisierten die Künstler.

Ursprünglich sechs Attikafiguren auf der Alten Post

Zurück zum Dach der Alten Post: Dort standen ursprünglich sechs Attikafiguren. Zum heutigen Platz der Einheit blickten Merkur und Fama als Überbringer von Nachrichten. Am Kanal waren die Erdteile Europa, Asien, Afrika und Amerika zu sehen. Merkur und Fama sowie die Statue Amerika wurden 1945 zerstört. Die Frauenstatuen aus Sandstein seien in Abstimmung mit dem Denkmalschutz aufgearbeitet worden, sagte die Sprecherin Berliner Volksbank, Anja Smolarek, den PNN. Fehlende Teile wurden allerdings nicht ersetzt. Geplant sei, die vierte von sechs Statuen auf dem Dach zur Yorckstraße zu rekonstruieren. Dies habe im Einklang mit dem Denkmalschutz zu erfolgen, so Smolarek. Nach Angaben des ausführenden Architekten, Henner Rolvien, war die Aufstellung der Figuren ein Wusch aller Beteiligten, also neben der Volksbank auch der stadteigenen Bauholding Pro Potsdam, die das Grundstück an die Volksbank verkauft hatte. Es habe keine Verpflichtung gegeben, die Attikafiguren aufzustellen, sagte Volksbank-Sprecherin Smolarek. Man habe sich dann aber bei den Verhandlungen mit der Pro Potsdam darauf eingelassen.

Überlegt wird nun bei der Bank und deren Stiftung Kunstforum, die vierte Attikafigur zu rekonstruieren. Die Rekonstruktion von drei Statuen würde einen sechsstelligen Betrag kosten, so Architekt Rolvien. Zu den Kosten einer Statue machte er keine Angaben. Geht es nach ihm, könnten auch lokale Künstler damit beauftragt werden, die Amerika-Statue zu bauen – nicht als Original, sondern „als Transformation in die Zukunft“.

In einem anderen Streitpunkt zur Alten Post ist immer noch nicht klar, wie es weitergeht – nämlich mit der grauen Fassade, die laut einem Stadtverordnetenbeschluss nach dem Entwurf des Architektenbüros Redlich hätte ockerfarben sein sollen. Hier hatte zwar die Denkmalbehörde wie berichtet zuletzt grünes Licht gegeben. Ob die Pro Potsdam allerdings doch noch juristisch dagegen vorgeht, ist weiter offen.

Stefan Engelbrecht

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