Landeshauptstadt: Aufsichtsbeschwerde gegen Baubehörde
Georg Ebner von Eschenbach kritisiert Genehmigung für Ausbau des Gartenhäuschens der Villa Arnim
Stand:
Innenstadt - Wegen der Baugenehmigung für den Ausbau des Gartenhäuschens der Villa Arnim in der Weinbergstraße zu einem zweigeschossigen Wohnhaus ist beim Ministerium für Infrastruktur und Raumordnung (MIR) eine Fachaufsichtsbeschwerde gegen die Bauverwaltung der Stadt Potsdam eingegangen. Laut Sprecher Lothar Wiegand prüfe das Ministerium nun, ob es zuständig ist.
Der Anwohner der Weinbergstraße, Rechtsanwalt Georg Ebner von Eschenbach, vertritt die Auffassung, die Baugenehmigung zur Errichtung eines so genannten „Anbaus“ in der Weinbergstraße 20 sei unter Verstoß gegen geltendes Baurecht und Denkmalschutzrecht erteilt worden. Da die denkmalschutzrechtlichen Belange nicht ausreichend berücksichtigt worden seien, sei die Baugenehmigung rechtswidrig, so Ebner von Eschenbach in seinem Beschwerdetext. Die Genehmigung sei daher von der zuständigen Behörde zurück zu nehmen.
Zu den Kritikern des Remise-Ausbaus am Fuße des zum Weltkulturerbe gehörenen Weinberges gehört die Stadtverordnete Saskia Hüneke (Bündnis90/Die Grünen). Sie fordert, „der Bau muss weg“ (PNN berichteten). Beim Viertel am Obelisken handele es sich um einen völlig intakten historischen Bereich mit „historisch äußerst wertvollen Gebäuden, die in ihrer Form nicht verändert werden dürfen“. Das vorhandene Haus dort mit einem zweiten Stock zu versehen und in der Tiefe zu vergrößern sei „ein verheerender Vorgang“. Gestern erneuerte und bekräftigte Saskia Hüneke auf Anfrage ihre „bauliche Kritik“: Sie rechnet es Johanna Neuperdt von der Unteren Denkmalschutzbehörde der Stadt hoch an, an dem bereits zu DDR-Zeiten zu einer „Notwohnung“ (Ebner von Eschenbach) umgebauten Gartenhäuschen historische Mauerfragmente identifiziert zu haben. Doch hätte demzufolge das alte Gartenhäuschen rekonstruiert werden müssen. „Das wäre eine wünschenswerte Qualität im Umfeld des Parks Sanssouci“, so die Stadtverordnete. Der entstandene massive Bau störe dagegen den Blick vom Obelisken zum Weinberg und vom Weinberg auf die Stadt. Saskia Hüneke: „Er hat nicht die richtigen Proportionen.“
Der umstrittene Bau liegt auf dem Areal der Villa von Arnim, in der heute unter anderem der Industrieclub seine Räume hat. 1859/60 ist die spätklassizistische Villa vom Architekten Ferdinand von Arnim, einem Schüler Karl Friedrich Schinkels, erbaut worden. Johanna Neuperdt von der Unteren Denkmalschutzbehörde hatte erklärt, an der Stelle des umstrittenen Bauprojektes habe einst „eine Art Remise“ gestanden, Bauunterlagen dazu seien im Brandenburgischen Landeshauptarchiv gefunden worden. „Unter Einbindung der originalen Substanz“ werde dieses Haus „weitgehend wieder hergestellt“. Allerdings werde das Dach „etwas angehoben, damit man oben auch wohnen kann“, so Johanna Neuperdt.
Eigentümer der Villa Arnim und des fraglichen Gebäudes in der Weinbergstraße 20 ist die Firma Semmelhaack, die in Potsdam u.a. eine umstrittene Wohnhaussiedlung in Bornstedt errichten will.
- showPaywall:
- false
- isSubscriber:
- false
- isPaid: