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Landeshauptstadt: Aufsichtspersonal auf dem Abstellgleis

Berliner S-Bahn will am Potsdamer Hauptbahnhof und am Griebnitzsee insgesamt sechs Stellen streichen

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Berliner S-Bahn will am Potsdamer Hauptbahnhof und am Griebnitzsee insgesamt sechs Stellen streichen Die S-Bahn wird ihr Aufsichtspersonal vom Potsdamer Hauptbahnhof und dem Bahnhof Griebnitzsee abziehen, „sobald die technischen Voraussetzungen dafür gegeben sind“. Dies könne in zwölf Monaten passieren, aber auch schon in zwei Wochen, sagte der Sprecher der S-Bahn Berlin GmbH, Ingo Priegnitz, den PNN. Insgesamt sechs Personalstellen sind davon betroffen. Bis 2008/09 soll die Umstellung im gesamten Netz abgeschlossen sein. Schon jetzt mache das Personal auf den Bahnhöfen „vor allem Dinge, die technisch nicht notwendig sind“, so Priegnitz. Damit spielte der Sprecher auf die Zugabfertigung an, die bereits heute auf 30 der insgesamt 165 S-Bahnhöfe im Netz ganztägig oder in der Nacht durch den Zugführer selbst erledigt wird. Die Zugabfertigung durch das Aufsichtspersonal auf dem Bahnsteig sei ein „bundesweiter Ausnahmefall“. Sie sei der technischen Unzulänglichkeit der inzwischen außer Dienst gestellten alten Züge, die größtenteils aus den 30er Jahren des letzten Jahrhunderts stammten, geschuldet. Derzeit bezahle die S-Bahn Berlin GmbH das Aufsichtspersonal aus eigener Tasche, da das Land Berlin als Besteller das Bahnsteigpersonal für „nicht erforderlich“ hielte und entsprechend auch kein Geld dafür bereit stelle, so der Sprecher. Die drei Mitarbeiter je Potsdamer Bahnhof würden laut Priegnitz entweder bei der S-Bahn oder dem Mutterkonzern – der Bahn – eingesetzt. In Potsdam werde es daher keine Entlassungen geben, so der Sprecher. Das bezweifelt der Betriebsratsvorsitzende der S-Bahn GmbH, Andreas Tannhäuser. Angesichts eines geplanten Abbaus von 880 Stellen und des Rückgangs der Landeszuschüsse um etwa 26 Millionen Euro glaube er nicht an einen reibungslosen Übergang. Aus Mangel an Kapazitäten würden die Mitarbeiter, wenn überhaupt, nur Angebote aus dem Mutterkonzern erhalten „und die können dann zwischen Garmisch und Flensburg liegen“, so Tannhäuser. Wer nicht zustimme, verlöre seinen Job am Ende doch. Konkret sei indes nach seinen Informationen noch nichts, weder in Potsdam noch an den anderen Standorten. Der Betriebsratsvorsitzende rechnet mit einem relativen Stillhalten der S-Bahn bis zur Fussball-WM im Sommer 2006, danach werde es aber mit den Stellenkürzungen „richtig losgehen“. Dem Fahrgast werde angesichts der aktuellen Fahrpreiserhöhungen damit zweimal in die Tasche gegriffen, so Tannhäuser. Der Kunde müsse für weniger Leistung mehr zahlen. Insbesondere die subjektiv empfundene Sicherheit würde sich verringern. Dem hält Unternehmenssprecher Ingo Priegnitz die objektive Sicherheit der S-Bahn entgegen. Die Gefahr einem Gewaltverbrechen zum Opfer zu fallen sei auf öffentlichem Straßenland fünf bis sechs mal höher als bei der S-Bahn. Außerdem gebe es an jedem Fahrkartenautomat Rufsäulen, die mit dem örtlich nächsten Mitarbeiter verbunden seien. Die Routen der Sicherheitsdienst-Patrouillen würden stets den neuesten Erkenntnissen angepasst. Des weiteren sei der Zugführer an jedem Bahnhof gehalten, auf den Bahnsteig zu treten, und stehe als Ansprechpartner zur Verfügung. Der Potsdamer Hauptbahnhof würde nach der Umstellung nicht völlig verwaisen, hier bliebe immer noch das S-Bahn Kundencenter auf der Ladenebene. Der Betriebsrat will dennoch im August ein parteiübergreifendes Aktionsbündnis gründen und ab September mit einer Informations- und Unterschriftenkampagne gegen die Sparpläne des Unternehmens vorgehen. Jörg Isenhardt

Jörg Isenhardt

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