
© Manfred Thomas
Von Matthias Matern: Aufstand gegen das Sandwich-Imperium
Vor sechs Jahren eröffneten Marcel Holley und Gerd Richter den ersten Subway-Laden Potsdams. Seit Ende November belegen die beiden in der Sandwich Manufaktur Brote in eigener Regie
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Der Chicken Teriyaki heißt noch immer Chicken Teriyaki. Doch statt bei Subway gibt es das angeblich so beliebte asiatische Hühner-Baguette in Potsdams Zentrum jetzt von der Sandwich Manufaktur. Seit Ende November ist das Werbeschild der US-amerikanischen Fastfood-Kette über dem kleinen Geschäft in der Jägerstraße verschwunden, jetzt baumelt dort das neue Logo von Marcel Holley und Gerd Richter. Rund sechs Jahre lang haben sie als Franchise-Nehmer für Subway belegte Brote verkauft. Nach zuletzt sinkenden Umsätzen zogen sie Mitte 2010 die Reißleine und trennten sich enttäuscht von der mächtigen Sandwich-Mutter aus Milford in Connecticut. In Potsdam und am Berliner Ostbahnhof versuchen es Holley und Richter nun auf eigene Faust. Denn Schuld an dem schleichenden Abwärtstrend, sind sich beide sicher, hatte in erster Linie Subway.
Dabei hatte alles so gut angefangen: 2004 eröffneten Holley und Richter in der Jägerstraße den ersten Subway-Laden Potsdams. Rund 140 000 Euro investierten die beiden damals in die Einrichtung. „Wir waren euphorisch. Subway war etwas Neues, das Geschäft lief gut“, erinnert sich Holley. Neue Produkte und massive Subway-Werbung lockten zudem zusätzlich neugierige Erstkunden an die Theke. Doch ab 2007 habe das Engagement der US-Zentrale deutlich nachgelassen, berichtet der 37-Jährige. „Kaum mehr Werbung, keine neuen Entwicklungen. Während McDonalds sein Angebot um frische Salate und Kaffee-Spezialitäten erweiterte, wurde bei Subway die Zeit verschlafen“, meint Holley heute. Sinkende Umsätze waren die Folge und für kreative Eigeninitiative ließ der Franchise-Vertrag keinen Spielraum. Zum Schluss trieben Miete, Personalkosten und die an Subway zu entrichtenden Gebühren von 12,5 Prozent des wöchentlichen Umsatzes Holley und Richter in die eine Sackgasse. „Es ging nicht mehr“, bestätigt Holley.
Mit ihrer Kritik stehen die beiden Potsdamer nicht alleine. Gerade erst haben sich ebenfalls enttäuschte Subway-Betreiber in Karlsruhe zu einer Genossenschaft zusammengetan. Unter dem Namen „Mr. Sub“ wollen sie dem Subway-Imperium Konkurrenz machen. Die Lizenzgebühren seien zu hoch, das Unternehmen habe sich zu wenig um die Belange seiner Franchise-Nehmer gekümmert, lautet ihr Vorwurf. Die wachsende Unzufriedenheit vieler Subway-Betreiber belegen auch Umfragen des Deutschen Franchise Verbandes (DFV) in Berlin. 2009 entzog der DFV Subway sogar den Status einer „vorläufigen Vollmitgliedschaft“, nachdem sich die Umfrageergebnisse trotz zuvor angemahnten „Optimierungsbedarfs“ nochmals verschlechtert hatten.
Subway selbst räumt zwar Umsatzrückgänge in Deutschland ein, sieht die Verantwortung aber ausschließlich bei den Franchise-Nehmern. „Im Restaurant selbst entscheidet sich, ob aus einem Erstkunden ein Stammkunde wird“, meint Christina Westerhorstmann, Sprecherin von Subway Deutschland. Entscheidend sei, wie ein Laden geführt werde. Handlungsbedarf sieht das US-Unternehmen offensichtlich trotzdem. Mit einer groß angelegten Offensive zur „Optimierung des operativen Geschäfts“ soll der Kahn in Deutschland wieder flott gemacht werden. „Wir befinden uns in einem Restrukturierungsprozess“, räumt Westerhorstmann ein. Es sei „kein Geheimnis, dass nicht alle Partner auf diesem Weg mitgehen werden“, so die Sprecherin. Von 798 deutschen Filialen Ende 2009 sind nach Unternehmensangaben noch 705 übrig. Unter den Franchise-Nehmern kursiert zudem die Zahl von rund 200 weiteren potenziellen Abtrünnigen. Das hält Westerhorstmann für „wesentlich zu hoch gegriffen“ – Marcel Holley allerdings nicht. „Allein in Mecklenburg-Vorpommern und Brandenburg sind von ursprünglich 36 Restaurants mittlerweile 13 entweder geschlossen oder umfirmiert“, berichtet der Potsdamer Sandwich-Macher.
Mit dem Neustart unter eigener Flagge sind Holley und Richter bislang zufrieden. „Es ist gut angelaufen“, sagt Holley. Knapp 20 000 Euro haben sie bisher in die beiden Filialen der Sandwich Manufaktur investiert. Weitere 25 000 Euro sollen folgen. Geplant sind zudem neue Läden in Cottbus und in Berlin. Derzeit beschäftigen sie rund 35 Mitarbeiter.
Vom Konzept frisch belegter Sandwiches sind Holley und Richter weiterhin überzeugt. Von Subway geschützte Produkte wurden umbenannt, das Angebot um Bagels erweitert. Folgen sollen zusätzliche Kaffee-Spezialitäten und weitere süße Backwaren. Statt von Subway kommen die Lebensmittel heute vom Handelskonzern Rewe oder von Jacobs Kaffee. „Früher hatte ich keine Ahnung, wo der Kaffee herkamen“, gesteht Holley.
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