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Von Jan Brunzlow: Aufträge für die Region

Stadtwerke wollen konjunkturabhängig investieren. 45 Prozent der Ausgaben in Potsdam und Umgebung

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Etwa 1150 Beschäftigte, ein Jahresumsatz von 200 Millionen Euro, verantwortlich für den Nahverkehr, die Potsdamer Bäder, Abfallentsorgung, Müllabfuhr, Winterdienst, Fernwärme und Wasser – die Stadtwerke Potsdam. Seit Jahren gibt es das Unternehmen in dieser Form, Stadtwerkechef Peter Paffhausen nennt es eine Erfolgsgeschichte. Nun haben die Stadtwerke eine Untersuchung in Auftrag gegeben, in der die durch das Unternehmen verursachten ökonomischen Effekte auf die regionale Wirtschaft beleuchtet werden. Mit dem Ergebnis der Untersuchung ist man bei den Stadtwerken zufrieden. Denn im untersuchten Zeitraum 2008 seien 163,9 Millionen Euro investiert worden, Unternehmen in Potsdam und Umgebung haben davon 45 Prozent erhalten. „Das ist eine gute Quote im Branchenvergleich“, heißt es in der Studie. In den nächsten Jahren soll der Wert weiter steigen und ein Teil der Investitionen auf das regionale Konjunkturbarometer abgestimmt werden, sagte Ralf Zeretzke, Prokurist bei den Stadtwerken.

Erarbeitet hat die Studie das Leipziger Unternehmen inomic GmbH, eine Ausgründung der Universität Leipzig. Innerhalb eines halben Jahres haben die Mitarbeiter sämtliche Investitionen und Ausgaben der Stadtwerke und ihrer Tochtergesellschaften analysiert und die Ergebnisse übergeben. Dabei sei bei jedem Euro, der in den Büchern der Stadtwerke verbucht ist, geschaut worden, in welcher Region er ausgegeben wurde. Am Ende konnte abgelesen werden, welche Effekte die Investitionen und Ausgaben haben.

Die Zahlen, die die Leipziger errechnet haben, klingen imposant. Durch die Investitionen der Stadtwerke seien in der Region „weitere 1962 vollzeitäquivalente Arbeitsplätze“ entstanden. Und während das Unternehmen an seine eigenen Mitarbeiter im Jahr 2008 etwa 49 Millionen Euro an Gehältern gezahlt hat, würden bei den Auftragnehmern der Stadtwerke weitere etwa 49,5 Millionen Euro auf die Konten der Arbeitnehmer fließen.

Die regionale Wirkung der Stadtwerke- Investitionen verändert sich jährlich. So könnte der Wert der Regionalisierung allein durch den Kauf der Straßenbahnen in den nächsten Jahren steigen. Denn die Bahnen, die ab dem kommenden Jahr ausgeliefert werden, kommen von Stadler aus Berlin und gelten somit als Investition in der Region. Allein der Auftrag hat ein Volumen von 25 Millionen Euro. Anders verhält es sich beim Kauf des Gases für die Strom- und Fernwärmeerzeugung. Das wird von der Verbundnetz Gas AG Leipzig geliefert – kein regionaler Anbieter. Daher hat das Unternehmen Energie und Wasser Potsdam (EWP) prozentual gesehen auch den geringsten Anteil an der regionalen Wirtschaftsquote. Nur 34 Prozent der EWP- Ausgaben fließen in die Region. Dadurch, dass ohne Zwischenhändler direkt mit der VNG verhandelt werde, seien jedoch günstigere Preise erzielt worden, heißt es bei den Stadtwerken. Das Entsorgungsunternehmen Step gibt das Geld laut Studie zu 65 Prozent in der Region aus, 83 Prozent der Investitionen des Verkehrsbetriebes bleiben in Potsdam und Umgebung und bei den Bäderbetrieben liege der Wert bei 90 Prozent.

Auswirkungen auf künftige Investitionen soll die Studie ebenfalls haben. Erstens sollen die Mitarbeiter beim Einkauf noch stärker regional denken, sagte Zeretzke. Und zweitens sei eine zum Teil konjunkturabhängige Investitionstätigkeit der Stadtwerke denkbar. So würde künftig schnell und kleinteilig investiert, wenn die regionalen Auftragnehmer ein Nachlassen der Auftragslage spüren. Vor allem Wartungsaufträge und Instandsetzungen seien wirksame Mittel, die schnell bei den Unternehmen ankämen, weil sie keinen Planungsvorlauf bräuchten. In fünf Jahren soll die Studie erneut durchgeführt und mit der jetzigen verglichen werden.

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