Neulich in der MENSA: Aus dem Auge, aus dem Sinn
Hier muss man einfach darüber sprechen. Wer in der FH-Mensa am Potsdamer Alten Markt sitzt, kommt nicht umhin, über das Stadtschloss nachzudenken.
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Hier muss man einfach darüber sprechen. Wer in der FH-Mensa am Potsdamer Alten Markt sitzt, kommt nicht umhin, über das Stadtschloss nachzudenken. Schließlich schaut man aus den Fenstern direkt auf die Baustelle. Zwischen Hühnerbein und Rucola-Salat wird an den Tischen darüber sinnert, was da kommen wird. Das Schloss soll ja zumindest außen wieder alt aussehen. Mit einem Zinkdach, das aussieht wie eine Schutzvorrichtung auf einem Nato-Schießplatz. Na ja, vielleicht sieht man das von unten nicht so. Jetzt hat sich der Architekt zu Wort gemeldet: Außer der Schlossfassade soll am Platz nichts Historisches mehr wiederaufgebaut werden. Mein Tischnachbar pflichtete dem bei, den alten Kasten müsse man nun hart kontern, durch moderne Bauten, sonst werde es eben doch ein Disneyland. Andere meinen, wer A sagt muss auch B sagen, einmal historisch, alles historisch. Schließlich war es ja mal ein wunderschöner Platz, vor dem Krieg. Die Polen haben ja auch nach dem Krieg die kaputten Altstädte wieder aufgebaut, auch in den ehemals deutschen Städten. Vielleicht, weil sie kein schlechtes Gewissen hatten, sie waren es ja nicht gewesen, die alles zerhauen hatten. Die Deutschen aber wollen immer gerne ihre Vergangenheit tilgen – auch architektonisch. Aus dem Auge, aus dem Sinn. Wenn jetzt aber nach der Moderne gerufen wird, könnte ja unsere schöne Mensa stehen bleiben. Schließlich ist sie ein Zeugnis der DDR-Moderne. Aber die soll geschliffen werden. Warum wohl? W. Kotti
W. Kotti
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