Homepage: Aus dem Leben gerissen HFF trauert um drei verunglückte Kollegen
Die Potsdamer Hochschule für Film und Fernsehen (HFF) nimmt Abschied von drei Filmemachern, die bei einem Verkehrsunfall ums Leben gekommen sind. Am 20.
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Die Potsdamer Hochschule für Film und Fernsehen (HFF) nimmt Abschied von drei Filmemachern, die bei einem Verkehrsunfall ums Leben gekommen sind. Am 20. Juni dieses Jahres starben die Absolventen der HFF, Henry Köhler (49) und Andreas Walter (61) sowie Henrys Vater, der Kameramann Manfred „Manne“ Köhler (72), bei einem tragischen Autounfall bei Dessau auf der A9. Sie befanden sich auf der Rückreise von Dreharbeiten. Die HFF lädt am 13. August zu einer Gedenkveranstaltung ein, die von Thomas Kasper und Mario Albrecht ausgerichtet wird.
Die Liebe zum Film sei ihm quasi in die Wiege gelegt worden, hatte Henry Köhler einmal berichtet. Sein Vater war Kameramann. „Irgendwann um das Jahr 1974 drehte ich meinen ersten Film“, schrieb Henry auf seiner Internetseite. Es sei ein epochales Werk über den Tierkindergarten im Leipziger Zoo gewesen. „Ich war zehn Jahre alt und Jungkameramann in einem Amateurfilmstudio.“
Anders als der Vater entschied sich sich Henry Köhler für das Regiefach, das er 1991 an der Potsdamer HFF abschloss. Die Liebe zum Dokumentarfilm und zu historischen Themen, vor allem der deutschen Geschichte, teilten beide. Nach seinem Studium arbeitete Henry Köhler als Autor und Regisseur, vorwiegend für ARD, ZDF, Arte und SAT1. Von 1999 bis 2004 war er Redakteur bei Spiegel-TV im Bereich History, zuletzt arbeitete er für die kasper@albrecht-Filmgesellschaft. Zweiter Weltkrieg, Kalter Krieg, aber auch die jüngere deutsche Geschichte blieben zentrale Themen seiner Filme.
Andreas Walter hatte die Potsdamer Filmhochschule bereits 1977 als Ingenieur für Film- und Fernsehtechnik absolviert. Er hat mit der Dokumentarfilmerin Gitta Nickel zusammengearbeitet, unter anderem auch bei ihrem Film „Gundula – Jahrgang ’58“ aus dem Jahr 1982, der seinerzeit in der DDR kontrovers diskutiert wurde. Später hatte er als Cutter und mit Manfred Köhler in dessen Firma Trion-Film gearbeitet.
Henry Köhler hat nach „Hitlers Helfern“ recherchiert und die Geschichten der letzten Opfer des Nationalsozialismus erzählt. Für den MDR hat er „Honeckers Geheimplan gegen Solidarnosc" aufgedeckt und für das ZDF einen Film über das „Wunder ohne Grenzen“ gedreht, wie er selbst die Wende von 1989 nannte. „Zeitgeschichtliche Filme über die Deutsche Geschichte waren seine Spezialität“, schreibt Cay Wesnigk in einem Nachruf, den die Arbeitsgemeinschaft Dokumentarfilm (AG DOK) veröffentlicht hat.
Am 20. Juni 2013 kamen die drei verunglückten Filmemacher von einem Dreh im Mansfelder Land. Dort hatten sie für den Verein zur Aufarbeitung der NS-Gewaltherrschaft eine Dokumentation über das KZ Wansleben gedreht. Alle drei hatten zu der Region einen familiären Bezug, erzählt Cay Wesnigk. Auch aus diesem Grund hatten sie sich bereit erklärt, dem Verein mit filmischen Mitteln zu helfen. Es sei ihnen darum gegangen, die Leiden der zumeist aus Buchenwald dorthin verschleppten Opfer im Gedächtnis zu bewahren. „Die Dreharbeiten waren ein Freundschaftsdienst, wie so viele“, erinnert sich Cay Wesnigk. Es sollte der letzte sein. Die drei Filmemacher hinterlassen Ehefrauen, Kinder und Enkel. Kix
Die HFF veranstaltet am Dienstag 13. August eine Gedenkveranstaltung, im Großen Kinosaal (Raum 1104), Marlene- Dietrich-Allee 11
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