Landeshauptstadt: Aus dem Leben lernen
„School of Life“ im Filmmuseum mit aktuellen Filmen und anschließenden Workshops für Schüler
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So erbarmungslos sieht man Lehrer selten scheitern. Jasper (Dominic Coleman), ein Filmemacher der sich mit Workshops über Wasser hält, soll mit einer kleinen Gruppe von Jugendlichen in Rollstühlen einen Film-Workshop abhalten. Doch was er auch versucht, er haut daneben. Stellt peinliche Fragen, auf die mit peinlicher Stille reagiert wird. Installiert einen Tagebuch-Raum, in dem sich keiner offenbaren will. Arrangiert Rollenspiele, die im Desaster enden. Das schlimmste daran sind nicht die Gesichter der drei Jugendlichen zwischen fassungsloser Langweile und sarkastischer Belustigung. Sondern Jaspers Unfähigkeit, zu erkennen, dass er das eigentliche Problem ist: Nicht um die Jugendlichen dreht sich sein Projekt, sondern nur um sich selbst.
„Special People“ heißt der charmante Film von Justin Edgar, der die Geschichte von Jasper und seinem jammervoll scheiternden Projekt erzählt. Neben drei weiteren Langfilmen und sechs Shorts ist er im Rahmen der „School of Life“ bis zum 29. April im Filmmuseum zu sehen. Auf witzige, groteske Weise illustriert er, worum es der Filmreihe geht: Schule und Alltag im Leben Heranwachsender sollen hier thematisiert, ihr Umgang mit Widrigkeiten, Problemen porträtiert werden. So beschäftigt sich das sommerleichte „32A“ von Marian Quinn etwa auf sensible Weise mit dem sexuellen Erwachen eines 13jährigen Mädchens in Irland, mit ersten Küssen, BH-Größen, Frau-Sein. Ernster dagegen ist „Summer Scars“ (Regie: Julian Richards), ein Thriller um Teenager, die sich im Wald verlieren, oder „Saviours“ von Ross Whitaker und Liam Nolan. Der Dokumentarfilm erzählt auf eindrückliche, direkte und sehr coole Weise die Geschichte von drei Amateurboxern, die in einem Dubliner Club um Anerkennung und Ruhm kämpfen.
„School of Life“ entstand vor zwei Jahren als Kooperation vom Filmmuseum und „britspotting“, einem Berliner Festival zu britischen und irischen Filmen. Alle Filme werden daher im englischen Original gezeigt, sind für Jugendliche von 14 bis 18 Jahren. Auf Untertitel verzichten die Veranstalter weitgehend: „Schließlich geht es neben den Inhalten auch um die Vermittlung von britischer Kultur und Sprache“, erklärt Birgit Acar vom Filmmuseum. Das besondere an der „School of Life“, schwärmt sie, ist, dass hier hochaktuelle Filme zur Aufführung kommen, die sonst nur selten oder gar nicht in deutschen Kinos zu sehen sind. „Die Filme machen quasi in Potsdam einen Zwischenstopp, bevor sie wieder nach Hause reisen. Die Gelegenheit sollte man nicht versäumen.“
Insbesondere Schulklassen sind damit gemeint. Nicht umsonst trägt „School of Life“ die Schule im Titel: Die Filme werden auch in diesem Jahr wieder durch einstündige Workshops begleitet. Hier sollen zum einen Inhalte der Filme geklärt, zum anderen aber auch filmanalytische Ansätze diskutiert werden. Wie bewegt sich die Kamera? Was bewirkt der Einsatz von Musik? Allzu schulisch wird das Ganze wohl dennoch nicht daherkommen. „Frontalunterricht haben wir nicht vor“, sagt Lene Bayerlein, die gemeinsam mit der Engländerin Lindsey Treloar die Workshops leiten wird. „Wir denken da eher an Gruppenarbeit, Diskussionen und nachgespielte Szenen.“ Ziel ist es, ein Bewusstsein für die englische Sprache, aber auch für filmsprachliche Mittel zu schärfen. Anders als der unglückselige Jasper in „Special People“ hofft Lene Bayerlein natürlich, dass die Jugendlichen hier auch sich selbst wiederfinden. Ihr zumindest ging es so, erzählt sie lachend. „Mensch, dachte ich, als ich “32A“ sah. Genau so war“s.“
Anmeldungen für Workshops zu allen Filmen sind noch möglich. Infos bei Birgit Acar unter Tel.: (0331) 2718130 oder b.acar@filmmuseum-potsdam.de.
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