Sport: Aus dem Wasser auf das Wasser
Der frühere Schwimmer Falko Nolte ruderte in die nationale Spitze und zum ersten Einer-Titel für Potsdam
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Der frühere Schwimmer Falko Nolte ruderte in die nationale Spitze und zum ersten Einer-Titel für Potsdam Von Jan Brunzlow Die Chance zum Sieg glich einem Elfmeter. Der beste Gegenspieler war nicht da, der Ball lag einschussbereit. Und Falko Nolte hat verwandelt. Während Deutschlands bislang unumstrittene Nummer eins Marcel Hacker sich einen Regatta- Sieg im britischen Henley sicherte, ruderte Nolte am Sonntag seinen Einer als schnellster über die Spree. Der 20-Jährige von der Potsdamer Ruder-Gesellschaft sicherte sich damit vor Max Schramm (Ruderklub Favorite Hammonia) und Steffen Petz (Lingen) seinen ersten deutschen Meistertitel – und er holte den ersten nationalen Einer-Männertitel an die Havel. Damit fährt er rückwärts im Fahrwasser seiner Eltern: Sein Vater Harry Nolte wurde 1986 Dritter der Weltmeisterschaften im Einer-Kajak, Mutter Elke Sabine Nolte, geborene Preuß, sammelte ebenfalls bei den Kanuten ihre Medaillen. Nolte-Junior sitzt erst seit Mitte 1999 als Quereinsteiger an den Skulls und rudert wöchentlich 150 Kilometer die Havel entlang. Zuvor war er neun Jahre Schwimmer, ehe er aus dem Wasser auf das Wasser wechselte. Was er mitgebracht hat, ist „ein gutes Wassergefühl für die Skulls“, schwärmt Trainerin Uta Salomon. Gewechselt hat der frühere Schüler der Sportschule, der nach der 10. Klasse seine Fachhochschulreife am Oberstufenzentrum erlangte, wegen der Jagd nach Zeiten. „Es wurde immer schwerer, die entsprechenden Normen zu erreichen“, erklärt der Wehrübener der Bundeswehr. Beim Rudern sind Normzeiten nicht von Bedeutung, mit Platzierungen empfiehlt er sich für weitere, höhere Aufgaben. Gemeinsam mit vier weiteren Rudersportlern aus dem Seekrug bereitet sich Nolte nun in den kommenden beiden Wochen in Potsdam und danach in Ratzeburg auf die U23-Weltmeisterschaften vor (siehe Infokasten), und „eine Goldmedaille wäre da schon schön“, steckt sich der einen Meter und 89 Zentimeter große Athlet seine Ziele neu. Dass er dabei nahezu ins kalte Wasser geworfen wird, da ihm bislang internationale Vergleiche im Einer fehlen, stört ihn nicht. Wie vieles, wenn es um Training und Wettkampf geht. „Falko zeigt wenig Nerven vor und während des Wettkampfes“, umschreibt Trainerin Uta Salomon die Gelassenheit des Talents. Er setze sich in sein Boot und rudere die 2000 Meter herunter, was die anderen machen, „juckt mich nicht“, sagt Nolte. Nolte ist ein individueller Typ, der nach Erfolgen im Vierer in den vergangenen Jahren – Silber bei der JWM 2002 – die Umstellung auf den Einer gelungen ist. „Ich muss mich nicht anpassen“, erklärt er die Vorteile gegenüber Mannschaftsbooten. Was auch mit seinem Stil an den Skulls zu tun hat. „Er rudert nicht überragend am Ergometer und auch nicht mit aller Kraft“, erklärt Salomon und fügt dieses Gefühl fürs Wasser als Hauptgrund an. Ihrer Ansicht nach eignen sich daher Schwimmer sehr gut für den Rudersport, „denn sie sind an Wasser und die Trainingsumfänge gewöhnt“. Dennoch gebe es zu wenige, die mit 14 oder 15 Jahren von anderen Sportarten zum Rudern wechseln: die erfolgreichste Skullerin aller Zeiten Kathrin Boron beispielsweise kam von der Leichtathletik. Sie fährt in Athen zu ihren vierten Olympischen Spielen, Nolte kämpft um die Teilnahme in vier Jahren in Peking.
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