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Sport: Aus der Bahn

Der Potsdamer Bob-Olympiasieger und -Weltmeister Carsten Embach beendet seine erfolgreiche Karriere

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Der Potsdamer Bob-Olympiasieger und -Weltmeister Carsten Embach beendet seine erfolgreiche Karriere Von Michael Meyer Das war“s – Carsten Embach zieht die Spikes aus und sagt den Bob-Bahnen der Welt adé. „Ich beende jetzt meine Karriere“, erklärte der Potsdamer gestern den PNN nach seiner Rückkehr aus Oberhof. Dort hatte er mit seinem Erfolgspiloten André Lange alles besprochen. „Ich habe auch Bundestrainer Raimund Bethge und meinen Heimtrainer Frank Möller informiert. Und alle haben meine Entscheidung akzeptiert.“ Seinen Abschied nimmt der erfolgreiche Anschieber und Bremser – der u. a. Olympia- Bronze 1994, Olympia-Gold 2002 und vier Weltmeistertitel jeweils im Viererbob gewann – aufgrund immer wieder auftretender Verletzungsprobleme. Im Sommer dieses Jahres musste er sich nach einem Sehnenriss in der linken Schulter in München operieren lassen. „Und danach haben mir die Ärzte gesagt: Emmi, Du hast alles erreicht in Deiner Karriere, verpass nicht den Zeitpunkt des Ausstiegs. Negiere nicht die Signale Deines Körpers“, erinnert er sich. „So muss man es einfach auch sehen. Die Verletzungsanfälligkeit ist in den letzten zwei Jahren deutlich größer geworden und die Regenerationsprozesse im Körper sind nach 23 Jahren Leistungssport nicht mehr so wie mit zwanzig Jahren.“ Eigentlich wollte Embach in dieser Woche mit Lange in Oberhof prüfen, ob er nach der durch die Operation bedingten Zwangspause wieder zu seiner Klasse-Form gefunden hat. „In Vorbereitung auf diesen Test,“ erzählte er, „hatte ich aber Adduktorenprobleme, und das gab den letzten Ausschlag dazu zu sagen: Schluss, aus und vorbei.“ Seine Zielstellung habe er selbst immer wieder klar definiert: Entweder top oder hop. „Und dazu stehe ich auch. Mir ist es nicht möglich, unter den jetzigen Bedingungen die Leistungen abzurufen, die mich berechtigen, wieder in das Stamm-Team André Langes zu kommen. Nur das aber war mein Ziel und nicht, irgendwo Bob zu fahren.“ Bobpilot André Lange, hinter dem Embach 2002 Olympiasieger wurde, bedauert dessen Ausstieg. „Schade, dass er aufhört, es ist ein echter Verlust“, sagte er den PNN. „Ein Carsten Embach ist so schnell nicht zu ersetzen. Es wird dauern, bis wieder ein Bremser von dieser Qualität da ist.“ Auch dem Potsdamer ist klar: „Meine Position ist jetzt vakant. Aber die Jungs haben im bisherigen Saisonverlauf ja schon gezeigt, dass es auch so funktioniert. Da wird es jetzt noch ein bisschen Rotation geben.“ Kevin Kuske aus Potsdam und René Hoppe aus Weida „sind in der Mannschaft die absoluten Leistungsträger, und nun muss man sehen, wer der vierte Mann wird.“ Auch der Potsdamer Thomas Pöge hat die Chance dazu; beim Weltcup-Auftakt in Calgary war der 24-jährige Ex-Zehnkämpfer des SC Potsdam mit Lange, Kuske und Hoppe in seiner zweiten Saison zu seinem ersten Weltcup-Sieg gebraust. „Man kann in keiner anderen Sportart so schnell zum Erfolg kommen wie im Bob“, weiß Embach aus eigener Erfahrung. Der einstige Leichtathlet des ASK Vorwärts Potsdam – 1990 DDR-Meister und Hallen-EM-Fünfter im Weitsprung – sieht seine Bestweite von 8,11 m persönlich als seine größte sportliche Leistung an. „Die hat mich erst in die Lage versetzt, auch im Bobsport – einer Mannschaftssportart – erfolgreich zu sein.“ Nach seiner jetzigen Entscheidung, nach fast 25 Jahren Leistungssport aufzuhören, „fühle ich mich wohler als mein Umfeld, dass wehmütiger ist“, gesteht der 35-Jährige. Ihn habe allerdings in dieser Woche auch ein bisschen Wehmut beschlichen, als er auf das Gelände des BSR Rennsteig Oberhof gefahren sei. „Da dachte ich mir: Jetzt bist Du also kein Aktiver mehr“ Während sich Töchterchen Lea freut, dass ihr Vater nun nicht mehr ständig unterwegs ist, nimmt Lebenspartnerin Daniela Kander die Dinge gelassener. „Sie hat mich immer im Leistungssport unterstützt und wird das auch auf meinem weiteren Lebensweg tun“, meint Embach. Er ist an der Potsdamer Uni weiter als Lehramts-Student immatrikuliert, orientiert sich derzeit aber mehr auf Marketing und Management. „Ich befinde mich derzeit im zweijährigen Berufsförderungsdienst“, erklärte der Hauptfeldwebel der Bundeswehr, der sich vorstellen kann, später im Potsdamer Sport tätig zu werden. Vielleicht auch für die Bob-Abteilung des SC Potsdam? „Warum nicht?“ meint der Familienvater. „Hier trainieren ja schon zahlreiche Kader-Bobsportler unter Top-Bedingungen.“ Carsten Embach gehört künftig nicht mehr dazu.

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