Filmgymnasium Babelsberg: Aus der Nuss nach Babelsberg
Akteure des Babelsberger Filmgymnasiums erklären den Trick hinter der Magie von Aschenbrödels Haselnüssen.
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Ein Kleid, das aus einer einfachen Haselnuss entspringt: Viele kleine und große Mädchen haben sich beim Ansehen des Märchenklassikers „Drei Haselnüsse für Aschenbrödel“ sicherlich gewünscht, eine solche magische Hülsenfrucht zu besitzen. Im Film ist diese Magie – wie so vieles andere – natürlich nur ein Trick. Dem ist Sofia Baturov, Schülerin des Babelsberger Filmgymnasiums, gemeinsam mit ihrem Filmkoordinator Uwe Fleischer und dem Schulpraktikant Stuart Seeger nachgegangen. Ergänzend zu dem Dokumentationsfilmdreh für die Neueröffnung der Aschenbrödel-Ausstellung auf Schloss Moritzburg bei Dresden (PNN berichteten), drehte die Schülerin in der vergangenen Woche einen Minifilm, der für sie gleichzeitig eine Seminararbeit darstellt und der ebenfalls ab November in der Ausstellung zu sehen sein wird.
„Eigentlich ist die Sache relativ simpel“, erklärt Fleischer, der von 1981 bis 1994 auch Chef der Defa-Trickabteilung gewesen ist. „Für die Szene wurden einfach acht verschieden große sternenförmige Masken benutzt, die nach und nach das Kleid offenbart haben.“ Konkret bedeutete das, dass die Filmemacher zunächst ein Bild von dem Drehort – in dem Fall Aschenbrödels geheimes Bodenversteck – ohne das Kleid aufnahmen. Aus diesem Bild wurden Masken angefertigt, in die jeweils ein immer größerer Stern geschnitten wurde. Nach und nach wurden dann die Masken vor dem auf dem Boden liegenden Kleid gefilmt, sodass es am Ende so aussieht, als würde sich das Kleid sternenförmig aus der Nuss entfalten. „Man kann sich das fast wie einen Vorhang vorstellen, der aufgezogen wird und immer mehr vom Kleid zeigt“, so Fleischer.
Für die Nachstellung des Filmtricks bekam die Crew des Filmgymnasiums das rosa Ballkleid extra vom Schloss Moritzburg zugeschickt, das zudem eine ganz besondere Geschichte hat: Letztes Jahr im Mai wurde es nämlich von unbekannten Tätern aus der Ausstellung gestohlen, nur um nach drei Monaten anonym wieder zurückgeschickt zu werden. Was die wenigsten wissen: Bei dem Kleid handelt es sich nicht um das Original aus dem Film. Wie Steffen Retzlaff, Kurator der neuen Aschenbrödel-Ausstellung, bestätigte, wurde Anfang der 2000er Jahre eine Kopie gefertigt, die extra für Dokumentarfilmdrehs hergestellt wurde und damals auch in der Ausstellung zu sehen war. „Das Original liegt unter ganz besonderem Verschluss, das hätte gar nicht geklaut werden können“, so Retzlaff.
Die Kopie verweilt derzeit noch in Babelsberg, Schülerin Sofia Baturov wird damit im Winter noch eine weitere Dokumentation drehen, diesmal zur Geschichte des Kleides. Ab November wird die Märchen-Ballrobe natürlich auch in der Ausstellung auf Schloss Moritzburg zu sehen sein – ob dort dann allerdings die moderne Kopie oder das Original hängen wird, konnte Kurator Retzlaff noch nicht sagen. Sarah Kugler
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