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LEUTE in Potsdam: Aus Freude an der Musik

Gabriele Zimmermann führt Potsdams „Musikstube“

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„Ich möchte es hier ein bisschen gemütlich haben“, sagt Gabriele Zimmermann, während ihr Blick durch den Raum schweift. Einen Raum, der mit Sofa und Sesseln möbliert ist und in dem warme Farben dominieren. Es ist nicht etwa um Zimmermanns Wohnzimmer, sondern ihre „Musikstube“, eine private Musikschule in der Benkertstraße im Holländischen Viertel. Hier unterrichtet die ausgebildete Erzieherin seit sieben Jahren Musikinteressierte jeden Alters in ungewohnt entspannter Atmosphäre.

Eigentlich begann alles bereits 1993, als Zimmermanns Tochter zum Blockflötenunterricht bei der Mutter eine Freundin mitbrachte. Auch die wollte gerne das Musizieren lernen und blieb mit ihrem Wunsch nicht lange allein. Schnell sprach sich herum, dass Gabriele Zimmermann das Blockflöten-, Gitarren- und Klavierspiel beherrscht. Als die Anzahl der Schüler auf 20 angewachsen war, habe es die eigene Familie irgendwann „nicht mehr so witzig gefunden“, dass tagtäglich „Hänschen Klein“ in den heimischen vier Wänden erklang, erinnert sich Zimmermann lachend. Daraufhin machte sie sich auf die Suche nach anderen Räumlichkeiten und eröffnete 1998 offiziell ihre „Musikstube“. Anfangs habe sie im teuren Innenstadtbereich nur für die Miete gearbeitet, aber das Holländische Viertel sei nun einmal ihre absolute Wunschadresse gewesen.

Trotz harter Konkurrenz konnte sich die „Musikstube“ schnell im Herzen Potsdams etablieren. Dabei betrachtet Zimmermann den Wettbewerb äußerst sportlich: Wie selbstverständlich liegen bei ihr auch Flyer der beiden anderen privaten Musikschulen in der Innenstadt aus. Die potenziellen Kunden sollten ruhig Schnupperstunden bei den „Giganten“ absolvieren. Viele kämen dann laut Zimmermann zu der Erkenntnis „es gibt da ja noch jemanden“ und ständen kurz darauf vor der Tür der „Musikstube“.

Die Erfahrungen, die Gabriele Zimmermann in ihrer eigenen Jugend in der DDR mit Musikpädagogik machte, waren mehr oder weniger ernüchternd. „Jeder, der ein Instrument erlernte, sollte auch später mal Berufsmusiker werden“, stellt sie rückblickend fest. Das habe zu strenger Behandlung und Drill geführt und oftmals den Spaß am Spiel genommen. Von „Elitedenken“ spricht sie in diesem Zusammenhang und macht klar, dass ihr pädagogisches Konzept ein anderes ist. Sie sieht das Musizieren in erster Linie als Hobby, das den Schülern eher spielerisch nahe gebracht werden sollte. Außerdem wolle sie der Gefahr einer „Massenabfertigung“ vorbeugen und biete ihren Unterricht daher höchstens in Zweiergruppen an. So sei ein individuelleres Arbeiten möglich, bei dem sie und ihr Team aus Musiklehrern auf jedes einzelne Kind gesondert eingehen könnten.

Gabriele Zimmermann ist ein sehr lebenslustiger Mensch, man sieht sie häufig lachen, doch auch Geduld zählt zu ihren persönlichen Stärken. Am liebsten unterrichte sie die „Kleinen“, die dann auch meist viele Jahre bei ihr bleiben. Teenager hätten da nicht solch ein Durchhaltevermögen: „Die wollen oft nur schnell für ihre Band fünf Griffe auf der Gitarre lernen“, stellt Zimmermann belustigt fest „und dann sind sie wieder weg“. Die Musikstube ist über die Jahre zu einer festen Institution geworden, doch Gabriele Zimmermann gehört nicht zu den Menschen, die sich mit dem Erreichten zufrieden geben. Viele Pläne für die Zukunft der „Musikstube“ spuken ihr noch durch den Kopf. Die Zweigstelle in Werder – Zimmermanns neuem Wohnort – soll weiter ausgebaut werden und sie wünscht sich eine Zusammenarbeit samt Austauschprogramm mit einer Musikschule im geliebten Holland. Ihr Antrieb für diese vielfältigen Pläne? Die reine Freude an der Musik. K. Heinrich

K. Heinrich

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