
© Andreas Klaer
Landeshauptstadt: Aus für Rewe-Kaufhalle im Zentrum-Ost
Markt schließt Ende September / Kein Baurecht auf TLG-Gelände / Schubert fordert Eigentümertreffen
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Zentrum-Ost - Das Wohngebiet Zentrum-Ost verliert einen Nahversorger. Die Rewe-Kaufhalle in der Lotte-Pulewka-Straße wird am 30. September schließen. Das bestätigte Unternehmenssprecherin Stephanie Maier auf PNN-Anfrage. Der Standort biete „nicht die Attraktivität, die er haben müsste“, sagte Maier zur Begründung. Die Halle, die noch zu DDR-Zeiten gebaut wurde, sei unwirtschaftlich. Man bemühe sich derzeit um einen Ersatzstandort, der von der alten Halle „fußläufig“ zu erreichen sei.
Genau das dürfte indes schwierig werden. Nach dem von den Stadtverordneten beschlossenen Einzelhandelskonzept kommt als Handelsstandort in Zentrum-Ost nur das Areal in Frage, auf dem Rewe derzeit ansässig ist – nämlich das Gebiet zwischen Lotte-Pulewka-Straße und Humboldtring. „Auch ein Neubau wäre nur dort möglich“, sagte Rathaussprecherin Rita Haack auf Anfrage. Sie bestätigte, dass Rewe Interesse gezeigt hatte, einen neuen Markt auf der Brache der TLG Immobilien zwischen Lotte-Pulewka- und Babelsberger Straße zu errichten. „Das kommt aber definitiv nicht in Frage“, betonte Haack. Eine diesbezügliche Anfrage von Rewe habe die Stadt bereits abgelehnt. Dass die Standortsuche wegen des Einzelhandelskonzepts schwierig ist, wird auch von der Rewe-Sprecherin bestätigt. Maier verwies auf die laufenden Gespräche. „Wir versuchen, unsere Vorstellungen mit denen der Stadt in Einklang zu bringen.“
Bekanntlich ist es nicht das erste Mal, dass Rewe eine unrentable Lage im Zentrum eines Wohngebiets aufgibt. Letztes Beispiel ist die Kaufhalle im Schlaatzer Schilfhof, für die nach zähem Ringen ein Kompromiss gefunden wurde. Als Gegenleistung für die Baugenehmigung für eine neue Halle am Horstweg hatte sich das Unternehmen verpflichtet, auch am Schilfhof einen kleineren Markt neu zu bauen und zu betreiben.
Inzwischen hat sich auch die Politik zu Wort gemeldet. SPD-Fraktionschef Mike Schubert forderte gestern „tragfähige Lösungen“ für alle Wohngebietszentren. In einem ersten Schritt sollte der Oberbürgermeister alle Eigentümer in Wohngebieten an einen Tisch holen, um über die Problematik zu sprechen. Zudem könne man bei Neubauten eine Mischnutzung aus Wohnen und Handel in Betracht ziehen. Angesichts der Wohnungsknappheit müssten Kaufhallen nicht zwingend in Flachbauten untergebracht werden, sondern könnten auch ins Parterre mehrgeschossiger Wohnungsneubauten ziehen. Schließlich regt Schubert Anwohnerversammlungen an, um den Bedarf an Einzelhandel in den jeweiligen Wohngebieten „ehrlich“ zu ermitteln. Die Ergebnisse müsse man dann mit dem Einzelhandelskonzept abgleichen. Der klassische Nahversorger im Wohngebiet sei offenbar nicht mehr zeitgemäß, sagte Schubert. Das Einkaufsverhalten habe sich geändert. Die Menschen führen inzwischen in große Märkte oder Center. Die zu DDR-Zeiten errichteten Wohngebietskaufhallen stünden inzwischen oft über Jahre leer und böten in der Regel ein Bild des Jammers.
Dieses Schicksal droht nun auch der Zentrum-Ost-Kaufhalle. Sie ist Eigentum der Rewe-Grundstücksverwertungsgesellschaft in Köln. „Was mit der Halle nach der Schließung passiert, ist noch unklar“, so Rewe-Sprecherin Maier.
Oberbürgermeister Jann Jakobs (SPD) bedauerte gestern die Schließung des Marktes. Sie sei allerdings eine „unternehmerische Entscheidung“. Jakobs kündigte an, die Kaufhalleneigentümer und Betreiber einzuladen, um langfristige Strategien zu besprechen. Peer Straube
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